Der Kobold am Forum

Wir spazierten durch verlassenes und vergessenes Land, wir spazierten also durch die Kemptener Kälte, weil es stets die frische Luft ist, die sich am besten atmen lässt. Und schon waren wir auf dem Rückweg, näherten uns ganz wunderbar dem Weg, der uns an der Allgäuhalle vorbei führt (und auch schon so oft geführt hat). In den Wäldern ist es keine große Überraschung, auf das Kleine Volk oder andere Naturgeschöpfe zu treffen, auch wenn man sie nur in den Augenwinkeln blitzen sieht, in einer Stadt ist es jedoch mehr als außergewöhnlich (auch wenn es mehr Trolle, Feen und Schrate gibt, als man sich das vielleicht denken mag. Sie wissen ja andernfalls nicht, wo sie ihre Milch besorgen sollen).

Von der Ferne sah er so aus, als trüge er eine Maske, als er näher kam, sah er erschrocken hin und her, denn freilich bemerkte er, dass wir ihn erkennen konnten, als wir an ihm vorbei gingen. Zu einem Gespräch waren wir gar nicht gekommen, weil wir nicht weniger verblüfft waren als der Kobold selbst – eine Gattung der Goblins – mit seinem roten Haar.

Das Wort „Goblin“ kommt eigentlich aus dem Griechischen „kobalos“, was Schurke bedeutet. Viele Unterrassen von Goblins durchstreifen die Welt von Nordeuropa bis in den Mittelmeerraum und sogar bis nach Japan, um sicherzustellen, dass die Menschen von ihrer Anwesenheit wissen. Übernatürliche Fähigkeiten können jedoch von Nation zu Nation oder von Kontinent zu Kontinent variieren. Das einzige verbindende Merkmal ist dabei ein schelmisches Bewusstsein, das in einer grotesken oder abschreckenden Form mit einem allgemeinen Bezug zur Nacht oder zu lediglich dunklen Orten verkörpert ist. Goblins gibt es schon seit sehr langer Zeit, so dass man im lateinischen Mittelalter diese Kreaturen mit dem Begriff „Gobelinus“ benannte.

Die Kobolde sind dabei eine sehr bekannte Goblinrasse. Der Grund ihrer weiten Verbreitung liegt an ihrer Vielseitigkeit, da sie quasi überall zu finden sind – auf Schiffen, in Minen, und sogar in den Häusern der Menschen. So ändert sich auch ihr Erscheinungsbild, um sich dem Ort ihrer Wahl anzupassen. Die meisten Kobolde entscheiden sich jedoch für ein Leben als ambivalente Hausgeister, denn dort können sie ihrer Natur freien Lauf lassen, die darin besteht, im Haushalt zu helfen, oder – wenn sie vernachlässigt oder beleidigt werden – die Bandbreite ihrer bösartigen Streiche zu zeigen. Berüchtigter sind jedoch jene Kobolde, die in unterirdischen Stollen leben. Das Element „Kobalt“ wurde nach ihnen benannt, da die Bergleute früherer Zeit das giftige, arsenhaltige Erz, in dem sich Kobalt findet, mit ihnen in Verbindung brachten.

Dass es sich bei unserer Begegnung um einen Kobold handelt, liegt also schon deshalb auf der Hand, weil andere Goblins eher nicht in einer Stadt auftauchen würden, maskiert oder nicht.

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