Die Veranda

Possenspiele

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Der Tower of London

Der Tower of London wurde 1078 von Wilhelm dem Eroberer erbaut. Es handelt sich um einen Komplex aus mehreren Gebäuden, die von zwei Mauerringen umgeben sind, die Eindringlinge fernhalten sollten. Im 12. und 13. Jahrhundert erweiterten die Könige die Anlage mehrmals. Der Tower of London spielte eine wichtige Rolle in der Geschichte Englands. Er diente als Schatzkammer, öffentliches Archiv, Waffenkammer, Sitz der königlichen Münze und Aufbewahrungsort für die Kronjuwelen des Landes. Trotz zahlreicher Um- und Anbauten ist der ursprüngliche Grundriss des Turms erhalten geblieben. Die Geschichte des Landes wäre unvollständig, würde man den Tower of London nicht erwähnen. Der Tower wurde mehrfach belagert. Könige und Eroberer glaubten, dass der Tower zuerst erobert werden müsse, um das Land kontrollieren zu können. Im 15. Jahrhundert wurde der Tower als Gefängnis genutzt.

Die Blütezeit der Nutzung als Gefängnis war jedoch das 16. und 17. Elisabeth I. war eine der vielen prominenten Persönlichkeiten, die im Tower gefangen gehalten wurden. Die Nutzung des Towers als Gefängnis machte den Ausdruck „in den Tower geschickt“ populär. Obwohl viel darüber gesprochen wurde und der Glaube vorherrschte, dass der Tower ein Ort des Todes und der Folter sei, wurden insgesamt nur sieben Menschen im Tower hingerichtet, eine im Vergleich zu anderen Orten geringe Zahl. Die Hinrichtungen fanden in der Regel auf dem berüchtigten Turmhügel auf dem Burggelände statt. In 400 Jahren fanden 112 Hinrichtungen auf dem Tower Hill statt. Während der beiden Weltkriege wurde die Burg erneut als Gefängnis genutzt und 12 Männer wurden wegen Spionage hingerichtet.

Der Tower gilt aufgrund seiner zahlreichen Geister als einer der unheimlichsten Orte der Welt. Das liegt natürlich an seiner lange Geschichte voller Schrecken und Blut.

Selbst Kinder wurden im Bloody Tower getötet. Im Jahr 1483 starb Edward IV. unerwartet und sein zwölfjähriger Sohn Edward V. sollte den Thron erben. Doch sein Onkel, der Herzog von Gloucester, erhielt vom Parlament die Erlaubnis, selbst den Thron zu besteigen. Edward V. und sein jüngerer Bruder Richard verschwanden kurz darauf auf mysteriöse Weise und wurden nie wieder gesehen. Obwohl die Kindersterblichkeit zu dieser Zeit sehr hoch war, verschwanden die beiden jungen Prinzen auffällig gleichzeitig. Man munkelte, ihr Onkel habe sie töten lassen (oder selbst getötet), um seinen Platz auf dem Thron zu sichern. Im Jahre 1674 wurden kleine Skelettreste gefunden, die sich bei neueren Untersuchungen sowohl als menschliche als auch tierische Überreste herausstellten. Wurden die jungen Prinzen zusammen mit ihren Haustieren gefangen gehalten? Oder wurden sie vielleicht zusammen mit toten Tieren begraben? Vielleicht werden wir es nie erfahren.

Dennoch wurden im Laufe der Jahrhunderte zwei gespenstische Knaben gesehen. Im fünfzehnten Jahrhundert, nachdem die Fürsten verschwunden waren, sollen Wächter die Geister von zwei Jungen im Tower gesehen haben. Die Jungen schienen weiße Nachthemden zu tragen und bewegten sich mit einem „erschrockenen“ Gesichtsausdruck die Treppe hinunter. Sie hielten sich aneinander fest und verschwanden schließlich. Im Laufe der Jahrhunderte wurde von weiteren Erscheinungen der beiden Geisterprinzen berichtet, die sich alle ähnelten: Die Jungen wirken verängstigt und traurig, und wenn der Beobachter versucht, sie zu trösten, verschwinden sie wieder.

Anne Boylen
Anne Boylen

Ein weiterer beliebter Geist, der im Tower von London sein Unwesen treibt, ist Anne Boleyn. Sie wurde der „Untreue“ beschuldigt und es gab auch Gerüchte, sie sei eine „Hexe“. Ihr Mann, König Heinrich VIII., der die schlechte Angewohnheit hatte, sich entweder von seinen Frauen scheiden zu lassen oder sie zu töten, ordnete ihre Enthauptung an. Sie wurde am 19. Mai 1536 enthauptet, und noch heute kann man sehen, wie sie mit dem Kopf unter dem Arm durch den Tower schreitet. Es wird auch berichtet, dass sie eine geisterhafte Prozession von Damen und Herren des Adels durch den Gang der Chapel Royal anführt.

Catherine Howard war eine weitere enthauptete Frau von König Heinrich VIII. Sie soll in einen Mann namens Thomas Culpepper verliebt gewesen sein, der kurz vor ihr hingerichtet wurde. Ihre letzten Worte sollen gewesen sein:

„Ich sterbe als Königin, aber ich sterbe lieber als Culpeppers Frau“.

Sie war 21 Jahre alt, als sie hingerichtet wurde und soll noch heute im Tower von London leben. Im Gegensatz zu Anne Boleyn erscheint der Geist von Catherine Howard in ihrer menschlichen Gestalt – der Kopf ist dort, wo er sein sollte.

Viele andere Adelige wurden in den vergangenen Jahrhunderten im Tower of London gefoltert und hingerichtet. Jeder liebt eine gute Geistergeschichte, und jedes Jahr strömen die Menschen in den Tower in der Hoffnung, einen Blick auf den einen oder anderen berühmten Geist zu erhaschen. Auch paranormale und psychische Untersuchungen wurden im Tower durchgeführt. Hoffen wir, dass diese ruhelosen Geister eines Tages endlich Frieden finden.

Anrufe aus dem Jenseits

Das Phänomen der „Telefonanrufe von Verstorbenen“ gehört zu den rätselhaftesten und zugleich unheimlichsten Erscheinungen der paranormalen Welt. Immer wieder berichten Menschen von Anrufen verstorbener Angehöriger oder Freunde – manchmal nur wenige Stunden nach deren Tod, manchmal erst Jahre später. Diese mysteriösen Anrufe haben oft eines gemeinsam: Sie sind von schlechter Qualität, werden von statischem Rauschen begleitet oder klingen, als kämen sie aus weiter Ferne.

Die bekanntesten Fälle solcher Phantomanrufe folgen oft einem bestimmten Muster. In vielen Fällen hören die Empfänger nur ein leises Knacken oder eine verzerrte, mechanisch klingende Stimme, die nur wenige Worte spricht, bevor die Verbindung abrupt abbricht. Manche Anrufer wiederholen einen einzigen Satz, während andere nur unverständliche Laute von sich geben. Es gibt aber auch Fälle, in denen die Kommunikation – wenn auch nur für kurze Zeit – kohärenter ist.

Ein besonders gut dokumentierter Fall ereignete sich am 12. September 2008. An diesem Tag kam es im San Fernando Valley zu einem verheerenden Zugunglück, bei dem 25 Menschen ums Leben kamen. Einer von ihnen war Charles Peck, ein 49-jähriger Mann mit einer Verlobten und zwei erwachsenen Kindern. Obwohl er bereits beim Aufprall starb, erhielten seine Angehörigen in den folgenden elf Stunden 35 Anrufe von seinem Mobiltelefon. Die Anrufe spendeten Hoffnung – vielleicht war Charles doch noch am Leben? Doch als die Rettungskräfte seine Leiche schließlich in den Trümmern fanden, stellte sich heraus, dass er die Anrufe unmöglich selbst getätigt haben konnte. Noch merkwürdiger: Es wurde nie offiziell bestätigt, ob sein Handy überhaupt im Wrack gefunden wurde.

Ein weiteres bemerkenswertes Beispiel stammt von Bestsellerautor Dean Koontz. Am 20. September 1988 erhielt er einen mysteriösen Anruf. Eine weibliche Stimme flüsterte ihm dreimal eindringlich zu: „Bitte, sei vorsichtig!“ – Bei jeder Wiederholung klang sie ferner und unwirklicher. Die Stimme kam ihm seltsam bekannt vor. Erst später wurde ihm klar, dass sie ihn an seine Mutter erinnerte – eine Mutter, die allerdings schon seit fast 20 Jahren tot war. Zwei Tage später besuchte Koontz seinen Vater Ray in einer Pflegeeinrichtung, wo sich ein dramatischer Vorfall ereignete: Ray hatte einige Verhaltensprobleme und erst kürzlich einen anderen Bewohner angegriffen. Als Dean seinen Vater traf, griff sein Vater ihm mit einem Messer an, das Dean ihm aus der Hand reißen konnte. Die Polizei traf gerade ein, als Dean mit dem Messer in der Hand zurück in den Flur lief. Für die Polizisten sah er also wie der Täter aus. Er wurde wiederholt aufgefordert, das Messer fallen zu lassen, aber Dean erstarrte zunächst vor Angst. Ihm wurde jedoch schnell klar, dass die Polizei ihn wahrscheinlich erschießen würde, wenn er das Messer nicht fallen lassen würde.

Er besann sich rechtzeitig, ließ das Messer fallen und verhinderte so eine Eskalation. Noch lange danach fragte er sich: War es wirklich seine verstorbene Mutter, die ihn vor dieser Situation gewarnt hatte?

Die Idee, dass Verstorbene über das Telefon Kontakt aufnehmen könnten, ist nicht nur aus wahren Berichten bekannt, sondern taucht auch immer wieder in Literatur und Film auf. Ein frühes Beispiel findet sich in Julio Cortázars Kurzgeschichte Das Telefon klingelt, Delia (1941). Die Protagonistin Delia lebt allein mit ihrem kleinen Sohn, nachdem ihr Geliebter Sonny sie vor zwei Jahren verlassen hat. Eines Tages erhält sie während der Hausarbeit einen unerwarteten Telefonanruf. Am anderen Ende der Leitung meldet sich Sonny, der sie um Vergebung bittet und ihre Stimme hören will. Zunächst glaubt Delia, es handele sich um eine späte Rückmeldung eines Lebenden, doch im Verlauf des Gesprächs wird klar: Sonny ist tot. Der Anruf aus dem Jenseits konfrontiert sie mit der Vergangenheit, die sie verdrängt hat, und zwingt sie, sich ihrer Trauer und ihren unerledigten Emotionen zu stellen. Die Geschichte bleibt bewusst vage, doch das zentrale Motiv eines späten Abschieds durch das Telefon hallt bis heute nach.

Das Thema wurde auch in einer Episode der Kultserie The Twilight Zone behandelt. In der Folge Ferngespräch (Night Call, 1964) bekommt eine Frau ständig anonyme Anrufe. Anfangs hält sie die Anrufe für einen schlechten Scherz, aber dann findet sie heraus, dass die Anrufe von der Leitung eines längst verstorbenen Geliebten stammen. Die Geschichte ist natürlich fiktionalisiert und dramatisiert, beruht aber auf einem weitverbreiteten Mythos. Nämlich der, dass Verstorbene manchmal versuchen, die Lebenden über Telefonleitungen zu erreichen.

Die Meinungen bezüglich dieses Phänomens sind naturgemäß uneinheitlich. Skeptiker führen die Berichte auf Fehlfunktionen in Telefonnetzen, psychologische Effekte oder Zufälle zurück. Diese Erklärungsansätze sind jedoch nicht neu. Paranormale Forscher hingegen sind sich sicher, dass es möglich ist, dass Geister sich elektronischer Geräte bedienen, um mit Menschen in Kontakt zu treten. Das Konzept der elektronischen Sprachphänomene (EVP), bei dem mysteriöse Stimmen auf Tonbändern oder digitalen Aufnahmen zu hören sind, wird von vielen als Beweis für diese Theorie angesehen. Die Frage, die sich in diesem Zusammenhang stellt, ist, ob Geister in der Lage sind, sich auch über das Telefon bemerkbar zu machen.

Es wird eines Tages gelingen, ein Gerät zu entwickeln, das speziell darauf ausgerichtet ist, mit der Geisterwelt zu kommunizieren. Dann wird endlich Klarheit geschaffen. Es gibt bereits Geräte wie das Geisterradio oder die „Spirit Box“, die durch zufällige Frequenzsprünge Stimmen Verstorbener einfangen. Paranormale Forscher nutzen es, um direkte Antworten aus dem Jenseits zu erhalten. Wenn wir solche Techniken weiterentwickeln, werden wir eines Tages ganz offiziell mit Verstorbenen kommunizieren können.

Die drei ??? und die gefährliche Erbschaft / William Arden

„Die drei Fragezeichen und die gefährliche Erbschaft“ ist der 22. Band der beliebten Jugendbuchreihe und der sechste aus der Feder von William Arden, der uns zuletzt Der Phantomsee gebracht hat. Als seinen bisher besten Beitrag kann man durchaus Der verschwundene Schatz geltend machen, und ansonsten zeigt er sich bis auf ein paar lässliche Ausrutscher ziemlich solide. Was er aber hier in der gefährlichen Erbschaft abfackelt, gehört wirklich zum Besten, was die Serie überhaupt hergibt, obwohl sich die Geschichte auf die gute alte Schnitzeljagt beruft, aber diesmal in einer nahezu perfekten Darbietung.

Als der „reiche Exzentriker“ Marcus „Dingo“ Towne stirbt, ist sein Testament nicht weniger als eine große Überraschung: Derjenige, der sein Vermögen findet, darf es behalten.  Die Jungs werden in die Jagd hineingezogen, als Mr. Andrews Bob eine Vorabkopie des Testaments gibt (die am nächsten Tag in der LA Times veröffentlicht werden soll) und auch, weil Alfred Hitchcock (zu seinem großen Missfallen) als Testamentsvollstrecker genannt wird.

Ich, Alfred Hitchcock, weise jegliche Beziehung zu den my-steriösen Rätseln eines gewissen Marcus alias »Dingo« Towne weit von mir! Habe ich doch den alten Halunken kaum gekannt, und er hatte einfach nicht das Recht dazu, mich in seine Ränke aus der Totengruft zu verwickeln!

Sie werden von Townes Schwiegertochter Nelly und ihrem Verlobten Roger Callow (einem Anwalt) beauftragt, das Vermögen zu finden, und werden dabei von Nellys Sohn Billy unterstützt, der eines schönen Tages selbst Detektiv werden will.  

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