Das nackte Haus in der Calle Desnuda

Der Kranich aus dem Sumpf über dem Schlot des Hauses mit den Hüften pfeift den Türen nach, den blinden Fenstern, nachtgeschlossen, Röcke für die Blöße bläht der Wind und darunter wird sichtbar das blankhautene Gebinde, das geteilte Geschlecht im Keller der Kohlen, der Hitze für einen Tag und eine Nacht.

Durch die Lippentür und über die Schwelle, der Damm zieht (Windes Wind), es ist Winter, der Kranich steigt der Herde nach, entfellt sie alle um die Suppe, die warm vom Magen her das Kleid für morgen schafft, stehen, manche liegen schon im lichten Fön der Lampen, von der Decke ächzt ein Lied, verteilt gerecht die Noten, um sie am rechten Platz zu keuchen.

Veröffentlicht unter Hundertprosa | Schreib einen Kommentar

Die Geschwindigkeit einer Kutsche

Was von uns bleibt, ist der Irrtum unserer Sinne. Wir können nur durch Sprache sehen, erkennen aber werden wir nie etwas über den Moment hinaus.

Es ist noch gar nicht so lange her, da zürnten Kutschenräder durch den Dreck und die Reisegeschwindigkeit bewegte sich mit dem Puls der Pferde. Sie genügte, um die Erscheinungen hinter den Bäumen erkennen zu können, die während eines flotten Marsches per pedes gar nicht wahrzunehmen sind, weil sie sich immer im toten Winkel des Läufers befinden. Bei unnatürlich schneller Fahrt ist hingegen jegliche Wahrnehmung gestört und es gibt schlicht keine aufzudeckenden Geister. Die Geschwindigkeit einer Kutsche aber deckt sie auf, sie ist das natürliche Tempo überland, und wir wissen, dass wir nicht da sind, wo wir sein sollten.

Veröffentlicht unter Hundertprosa | Schreib einen Kommentar

Flash Gordon (Dreigroschen im Weltraum)

Zunächst ein Zeitungs-Strip

Flash Gordon war nicht der erste große Science-Fiction-Held (John Carter und Buck Rogers kamen ihm zuvor), aber er war der erste, der ein multimediales Franchise hervorbrachte. Er erschien 1936 in den Kinos und inspirierte den Großteil des Genres, an dessen Spitze heute Star Wars steht.

Anfang der 1930er Jahre wollte King Features Syndicate einen Science-Fiction-Comic veröffentlichen, der mit dem wilden und beliebten Buck Rogers konkurrieren konnte. Einer ihrer Mitarbeiter, Alex Raymond, erhielt den Auftrag und entwickelte Flash Gordon, der 1934 erstmals in Zeitungen erschien. Wie Buck Rogers war auch Flash Gordon ein irdischer Actionheld, doch anstatt wie sein Vorgänger in die Zukunft geschleudert zu werden, reist Flash mit einer selbstgebauten Rakete zum bösen Planeten des Mongo, der die Erde bedroht.

Weiterlesen
Veröffentlicht unter Popkultur & Ikonen | Schreib einen Kommentar

Kafkas Verwandlung

Kafkas bekannteste Geschichte ist Die Verwandlung. Ich kenne keinen Menschen (und habe auch von noch keinem gehört), der diese Geschichte nicht gelesen hat. Diese Geschichte zu lesen ist wie sprechen lernen: man wird es irgendwann tun, es gibt keinen Weg, der daran vorbei führt. Ein Mann verwandelt sich in einen Käfer. Das wäre gar nicht spektakulär, hätte Kafka nicht das wirklich unheimliche Talent, das Surreale und Übernatürliche mit dem Gewöhnlichen zu verbinden. Hier geht das Unheimliche nicht von diesem Käfer aus, sondern von der Reaktion der Familie. Das Bizarre und Traumartige ist in Kafkas Genius verankert wie bei keinem Autor vor oder nach ihm. Seine präzise und äußerst perfekte Prosa transportiert das Grauen der Existenz als solche, unaufgeregt aber unaufhaltsam. Es gibt keinen Schriftsteller der Neuzeit, über den mehr geschrieben wurde, keinen Schriftsteller, der mehr analysiert, gedeutet und interpretiert wurde. Die Literatur über ihn füllt erstaunliche Hallen – und ein Ende ist nicht in Sicht. Und dennoch bleibt er bis in unsere Tage hinein ein Rätsel, das niemals gelöst werden kann, sein Werk ein absoluter Höhepunkt der Weltliteratur. Obwohl in einer glasklaren Sprache verfasst, gehört Kafka zu den anspruchsvollsten und schwierigsten Autoren aller Zeiten. Und dass er mit Die Verwandlung, In der Strafkolonie oder Ein Hungerkünstler drei der besten Horrorgeschichten schrieb, die es auf diesem Globus gibt, bereichert die spekulative Literatur um einen unbezahlbaren Schatz.

Veröffentlicht unter Brouillon | Verschlagwortet mit | Schreib einen Kommentar

Eigentlich nach Norden

Um schließlich in den Bau zu gelangen, sollten noch einige Enten gescholten werden. Sie waren durch ein Gatter entkommen, das hinter alten Fassaden stand und dort auf uns wartete, kaum wahrnehmbar an einer Grenze zwischen Nebel und Dunkelheit.

Weil es Winter wurde, packten wir unsere Kaleidoskope aus, damit wir die Kälte aus einer anderen Perspektive wahrnehmen konnten, doch sie waren zu dieser Zeit nicht besonders zuverlässig, weshalb wir uns um Alternativen bemühten, die wir hinter Schornsteinen fanden. Mal waren sie da, mal waren sie absichtlich absent, indem sie sich versteckten, um uns zu zeigen, dass sie sich bereits nach Norden aufgemacht hatte.

Veröffentlicht unter Lorebuch | Schreib einen Kommentar

Schneckstasy

Was verbirgt sich in den Schlamm-Meilen einer ordentlichen Küste? Es ist die Postschnecke, die einspringt, wenn kein Brief mehr will transportiert werden. Auch können sie Gläser erkunden, in denen es liliös zugeht (sie überleben’s mit einem Scherz auf den ploppenden Lippen).

Doch will man zusehen, ob auch andere Kreaturen dem Auge Freude bereiten, die in der Vergangenheit in Butter gewälzt auf dem schmackofanten Tisch landeten? Dazu muss man sich die Hosen in Geduld nach oben halten, mindestens bis das Moos dem erkalteten Lave eine Wurzel reicht.

Veröffentlicht unter Lumiere | Schreib einen Kommentar

T2: Nichts wird gut

Heute geht es um eines der besten Alben der Rockgeschichte. Man müsste jetzt hinzufügen: Von dem niemand weiß; was natürlich nicht stimmt, denn der Underground kennt seine Perlen. Die heute legendäre Hardrockband T2 wurde Ende 1969 von Schlagzeuger Peter Dunton gegründet, nachdem er bei The Gun gespielt hatte, die ihr sicherlich durch ihr legendäres „Race with the Devil kenn“, das ganz prominent unter anderem von Girlschool gecovert wurde. Zusammen mit Keith Cross (Gitarre und Keyboards) und Bernard Jinks (Bass) war die Band komplett und sie begann sofort damit, das Londoner Westend zu bespielen. Gleich ihr dritter Auftritt in einem der Clubs war ausverkauft und die Produzenten von vier großen Plattenfirmen und drei Fernseh- und Radioanstalten waren da, um sie zu sehen. Dies führte zu einem Plattenvertrag mit Decca Records, der Veröffentlichung von „It’ll All Work Out In Boomland“ und mehreren Fernseh- und Radioauftritten im Jahr 1970.

Weiterlesen
Veröffentlicht unter Diabolus in Musica | Schreib einen Kommentar