Bouquinist

Die Geheimnisse von Hill House / Elizabeth Hand

Elizabeth Hand liebt Spukhäuser, die in ihrem Werk eine wichtige Rolle spielen. Tatsächlich hat das klassische Spukhaus in den letzten Jahren eine Renaissance erlebt, aber die meisten dieser Geschichten sind nicht besonders gut. Bly Manor, das Overlook Hotel und natürlich Hill House stehen nach wie vor an der Spitze dieses unverzichtbaren Klassikers der Schauerliteratur, und es gibt auch einige kurze Beiträge wie natürlich das Usher House oder das Eel Marsh House, aber es ist kaum zu bezweifeln, dass Shirley Jackson mit „Spuk in Hill House“ die Trophäe gebührt.

Dieses Erbe wird von der Familie Jackson natürlich mit Argusaugen bewacht, und ein Nachfolger für den Klassiker wurde über die Jahre immer wieder diskutiert, kam aber nie zustande. Nun aber hat der Jackson Trust erstmals eine Fortsetzung lizenziert und die Rechte an die mehrfach mit dem Shirley Jackson Award ausgezeichnete Elizabeth Hand vergeben. Das kommt nicht von ungefähr, denn Hand steht seit langem in Kontakt mit Jacksons Agentin Mary Weiss und dem Nachlassverwalter Laurence Jackson. Das Konzept für den Roman entstand in mehreren Zoom-Sessions: Eine kleine Gruppe von Theaterleuten zieht für kurze Zeit ins Hill House, um dort ein Stück einzustudieren.

Es sind ganz andere Charaktere, die in das ikonische Herrenhaus einziehen. Weniger talentierte Autorinnen hätten daraus vielleicht ein Pastiche gemacht, aber hier haben wir einen Elizabeth-Hand-Roman mit einem Shirley-Jackson-Setting. Zumindest was Hill House selbst betrifft. Es ist das gleiche Haus, bis ins kleinste Detail. Jedes Fenster, jede Tür, jeder Raum ist identisch mit dem Original. Das liegt nicht nur daran, dass Hand das Original in- und auswendig kennt, sondern auch daran, dass ihr Scans von Jacksons Zeichnungen und Plänen des Hauses zur Verfügung standen.

Diesmal ist es nicht das wissenschaftliche Interesse am Paranormalen, das die Protagonisten verbindet, sondern ein Theaterstück über einen Hexenprozess, das sie gemeinsam entwickeln. Die Dramatikerin Holly Sherwin kämpft seit Jahren um ihren Durchbruch, aber jetzt, nachdem sie ein Stipendium für die Entwicklung ihres Stücks „The Witch of Edmonton“ erhalten hat, steht sie vielleicht endlich vor dem großen Durchbruch. Alles, was sie braucht, ist Zeit und Raum, um ihre Vision Wirklichkeit werden zu lassen. Als sie bei einem Wochenendausflug auf Hill House stößt, ist sie sofort von dem verschnörkelten, wenn auch baufälligen gotischen Herrenhaus begeistert.

Zusammen mit ihrer Freundin, der Sängerin und Komponistin Nisa, und einer kleinen Gruppe von Schauspielern, die die Hauptrollen spielen, richtet sie sich in den Mauern von Hill House ein. Während die Spannungen zwischen den Künstlern wachsen und sie immer tiefer in ihre Rollen eintauchen, geschehen auf dem Anwesen seltsame Dinge. Es stellt sich heraus, dass der Ruf von Hill House als Ort des Wahnsinns und der Tragödie gerechtfertigter ist als erwartet… Es ist die Entscheidung, andere Themen und eine andere Richtung des Wahnsinns aufzugreifen, anstatt die bereits im Original perfekt umgesetzten Themen zu wiederholen. Shirley Jacksons Aufenthalt in Hill House war eher introvertiert, geprägt von Melancholie, Besessenheit und Isolation. Elizabeth Hands Wahnsinn ist eher theatralisch, extrovertiert und von Ehrgeiz getrieben. Sie ist sozusagen die Manie zu Jacksons Depression. Durch diesen Kontrast steht die Handlung für sich allein, während Hill House als Katalysator immer noch ihre Verbindung rechtfertigt. Das ist die beste Art, ein Meisterwerk zu würdigen: seinen Geist zu ehren und sein Territorium zu respektieren. Elizabeth Hand scheint verstanden zu haben, dass das Original nicht verbessert oder ergänzt werden muss. „Spuk in Hill House“ ist stark genug, um allein durch die Hallen seines eigenen Universums zu wandeln. Aber für diejenigen, die es erleben wollen, gibt es jetzt einen neuen Geist zu entdecken…

Sandsteinburg

Walden

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Hundertprosa

Der Solomensch von Java

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Sandsteinburg

Die Boten

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Poeme

Lass uns anfangen, die Nacht war schrecklich

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Hundertprosa

Transformiert durch Mauerwerk

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Journal

Sweeney Todd (Der teuflische Barbier)

Sweeney Todd

Basiert Sweeney Todd auf einer wahren Geschichte oder ist er nur eine Figur, die sich ein Schriftsteller ausgedacht hat?

Sweeney

Ich bin sicher, ihr habt alle schon einmal von ihm gehört. Sweeney Todd, der teuflische Barbier der Fleet Street. Sein Friseurstuhl war auf geniale Weise präpariert, denn nachdem Todd einem Kunden die Kehle durchgeschnitten hatte, bediente er einen Bolzen, der die Leiche rückwärts durch eine Falltür schickte, die in den Keller führte. Dort wurden die Opfer zu Fleischpastete verarbeitet, die in der angrenzenden Konditorei verkauft werden sollte. Geleitet wurde das Geschäft von einer Mrs Lovett, deren Vorname – je nachdem, wer die Geschichte erzählt – variiert.

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Bouquinist

Der Schatz des Abtes Thomas / M. R. James

In M. R. James‘ literarischem Universum ist Latein die Sprache der Gelehrten – wer etwas auf sich hält, beherrscht sie fließend. Dies gilt nicht nur für James, sondern erinnert auch an Umberto Eco. Folgerichtig beginnt die Erzählung Der Schatz des Abtes Thomas mit einer umfangreichen lateinischen Passage, die der Antiquar und Gutsherr Mr. Somerton umgehend zu entschlüsseln versucht. Was er dabei entdeckt, ist ihm zunächst nicht völlig klar, doch die Hinweise locken ihn auf die Spur eines verborgenen Schatzes. Diese Schatzsuche führt ihn schließlich in eine ihm fremde Gegend, die den Leser nach und nach enthüllt wird.

Mr. Somerton lebt auf dem europäischen Festland, in der Nähe von Koblenz, und gerät dort in eine bedrohliche Lage. Sein treuer Diener, unfähig, ihm selbst zu helfen, schreibt einen dringlichen Hilferuf an einen befreundeten Pfarrer in England. Dieser erkennt sofort die Dringlichkeit der Situation, nimmt das nächste Schiff und findet seinen antiquarischen Freund in einem entkräfteten, verängstigten Zustand vor. Somerton ist nicht in der Lage, über die Ereignisse zu sprechen, die ihn derart erschüttert haben. Bevor er seine Geschichte erzählt, bittet er den Pfarrer jedoch, eine Aufgabe zu erfüllen, deren Natur zunächst unklar bleibt. Erst nachdem diese vollbracht ist, offenbart er die düsteren Geschehnisse.

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Übersetzungen

Yuggoth 6 – Die Lampe

Lovecraft

Anmerkung des Übersetzers: Fungi from Yuggoth besteht aus 36 Sonetten, die Lovecraft zwischen dem 27. Dezember 1929 und dem 4. Januar 1930 verfasste. Ausgewählte Sonette wurden im Weird Tales Magazine veröffentlicht. Erstmals komplett erschien der Zyklus in Lovecrafts Sammlung “Beyond the Wall of Sleep”, die von August Darleth 1943 herausgegeben wurde, sowie 2001 in “The Ancient Track: The Complete Poetical Works of H. P. Lovecraft”. Die erste Publikation, die den Zyklus in der richtigen Reihenfolge brachte,  war “Fungi From Yuggoth & Other Poems”. Herausgegeben von Random House 1971. Lovecraft wählte für seinen Zyklus eine Mischform aus Sonetten-Stilen. Bei genauerem Hinsehen ist es schwierig, wirklich von Sonetten zu sprechen. Als Übersetzer habe ich mich dafür entschieden, auf die Endreime zu verzichten, um die von Lovecraft intendierte Erzählform beibehalten zu können. Wie immer bei Gedichten kann es sich nur um eine Nachdichtung handeln.

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Bouquinist

Adiós, Hemingway

Adios Hemingway

Von 1939 bis 1960 lebte Ernest Hemingway (1899-1961) in Kuba auf der Finca Vigía, etwa 24 Kilometer von Havanna entfernt, obwohl er sich in dieser Zeit auch in anderen Teilen der Welt aufhielt. Nach dem historischen Ereignis in der Schweinebucht 1961 (eine gescheiterte, von der CIA forcierte Operation gegen das Kubanische Regime) enteignete die Kubanische Regierung das Anwesen und die Bibliothek des Schriftstellers, die zwischen 4.000 und 6.000 Bände umfasste. Hemingway wurde aus verschiedenen Gründen vom FBI überwacht, unter anderem weil er während des spanischen Bürgerkriegs auf der Seite der Republikaner stand, „kommunistische“ Freunde hatte und zuletzt in Kuba lebte.

Dies ist der historische Hintergrund des wunderbaren Romans Adiós, Hemingway des Kubanischen Schriftstellers Leonardo Padura (Havanna, 1955), den er auf Wunsch seines brasilianischen Verlegers für eine Reihe mit dem Titel Literatura o Muerte (Literatur oder Tod) schrieb. Padura ist der Schöpfer des heute international bekannten Kubanischen Ermittlers Mario Conde, und hatte vor, seiner Hauptfigur nach seiner Havanna-Quartett-Tetralogie, bestehend aus den Romanen Ein perfektes Leben, Handel der Gefühle, Labyrinth der Masken und Das Meer der Illusionen, eine Pause zu gönnen, war aber interessiert an der Idee seines Verlegers, über einen Schriftsteller zu schreiben.

Padura entschied sich für Hemingway, einen Autor, mit dem ihn eine Hassliebe verband, wie er uns im Vorwort des Buches mitteilt, und so wandte er sich wieder seinem Ermittler zu und übertrug seine Obsessionen auf Conde, der am Ende der Tetralogie seinen Posten bei der Polizei von Havanna aufgibt, um Schriftsteller zu werden; in Adios, Hemingway lernen wir also den ehemaligen Inspektor als angehenden Schriftsteller kennen, der seinen Lebensunterhalt mit dem Verkauf gebrauchter Bücher verdient. James Parker schrieb in seiner Rezension für die New York Times: „Der ehemalige Inspektor Conde ist der literarische Amateurdetektiv, von dem jeder Paul Auster-Leser träumt.

Als Conde 1960 als kleiner Junge Hand in Hand mit seinem Großvater spazieren ging, sah er Hemingway am Strand. Als junger Mann begann er unter dem Einfluss Hemingways zu schreiben und unternahm mit seinen Schulfreunden Ausflüge zur Finca Vigía, dem Haus des berühmten Schriftstellers, der während seines Aufenthalts in Kuba den Nobelpreis erhielt. Als er älter wurde, stellte er fest, dass Hemingway nicht immer ein guter Mensch war, dass er ein Gringo war, der die Kubaner nie wirklich verstand, obwohl er zwei Jahrzehnte in diesem Land gelebt hatte. Dennoch blieb er als Autor im Mittelpunkt von Condes literarischem Leben.

Ende der 1990er Jahre erhält Mario Conde Besuch von seinem ehemaligen Arbeitskollegen, der ihm mitteilt, dass auf dem Gelände der Finca Vigía die sterblichen Überreste eines seit etwa 40 Jahren toten Mannes gefunden wurden, der an zwei Schusswunden in der Brust gestorben war. Conde beschließt, sich an den Ermittlungen zu beteiligen, denn er weiß, dass die Gerüchteküche Hemingway beschuldigen wird, wenn der Fall, der aufgrund der zeitlichen Distanz schwer zu recherchieren ist, nicht aufgeklärt wird.

Adiós, Hemingway schildert diese Ermittlungen, erzählt aber auch in eingeschobenen Kapiteln, was in den ersten Oktobertagen des Jahres 1958 geschah, und zwar aus der Sicht von Hemingway selbst, der sich alt und müde fühlt, dem das Schreiben schwerfällt, dem das Trinken verboten ist und der dennoch trinkt, wenn auch mäßig. Ein Hemingway, der allmählich sein Gedächtnis verliert und sich dennoch mit wilder Nostalgie an sein Leben erinnert.
Die Ermittlungen sind interessant und die Entdeckungen noch interessanter. Sowohl Conde als auch der Hemingway dieser Geschichte sind zwei liebenswerte Charaktere, und der Roman ist voll von Momenten und Sätzen, die im Gedächtnis bleiben.

Unionsverlag


Hundertprosa

Cocktail

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Übersetzungen

Yuggoth 5 – Heimkehr

Lovecraft

Anmerkung des Übersetzers: Fungi from Yuggoth besteht aus 36 Sonetten, die Lovecraft zwischen dem 27. Dezember 1929 und dem 4. Januar 1930 verfasste. Ausgewählte Sonette wurden im Weird Tales Magazine veröffentlicht. Erstmals komplett erschien der Zyklus in Lovecrafts Sammlung “Beyond the Wall of Sleep”, die von August Darleth 1943 herausgegeben wurde, sowie 2001 in “The Ancient Track: The Complete Poetical Works of H. P. Lovecraft”. Die erste Publikation, die den Zyklus in der richtigen Reihenfolge brachte,  war “Fungi From Yuggoth & Other Poems”. Herausgegeben von Random House 1971. Lovecraft wählte für seinen Zyklus eine Mischform aus Sonetten-Stilen. Bei genauerem Hinsehen ist es schwierig, wirklich von Sonetten zu sprechen. Als Übersetzer habe ich mich dafür entschieden, auf die Endreime zu verzichten, um die von Lovecraft intendierte Erzählform beibehalten zu können. Wie immer bei Gedichten kann es sich nur um eine Nachdichtung handeln.

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Übersetzungen

Yuggoth 4 – Erkenntnis

Lovecraft

Anmerkung des Übersetzers: Fungi from Yuggoth besteht aus 36 Sonetten, die Lovecraft zwischen dem 27. Dezember 1929 und dem 4. Januar 1930 verfasste. Ausgewählte Sonette wurden im Weird Tales Magazine veröffentlicht. Erstmals komplett erschien der Zyklus in Lovecrafts Sammlung “Beyond the Wall of Sleep”, die von August Darleth 1943 herausgegeben wurde, sowie 2001 in “The Ancient Track: The Complete Poetical Works of H. P. Lovecraft”. Die erste Publikation, die den Zyklus in der richtigen Reihenfolge brachte,  war “Fungi From Yuggoth & Other Poems”. Herausgegeben von Random House 1971. Lovecraft wählte für seinen Zyklus eine Mischform aus Sonetten-Stilen. Bei genauerem Hinsehen ist es schwierig, wirklich von Sonetten zu sprechen. Als Übersetzer habe ich mich dafür entschieden, auf die Endreime zu verzichten, um die von Lovecraft intendierte Erzählform beibehalten zu können. Wie immer bei Gedichten kann es sich nur um eine Nachdichtung handeln.

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Übersetzungen

Yuggoth 3 – Der Schlüssel

Anmerkung des Übersetzers: Fungi from Yuggoth besteht aus 36 Sonetten, die Lovecraft zwischen dem 27. Dezember 1929 und dem 4. Januar 1930 verfasste. Ausgewählte Sonette wurden im Weird Tales Magazine veröffentlicht. Erstmals komplett erschien der Zyklus in Lovecrafts Sammlung “Beyond the Wall of Sleep”, die von August Derleth 1943 herausgegeben wurde, sowie 2001 in “The Ancient Track: The Complete Poetical Works of H. P. Lovecraft”. Die erste Publikation, die den Zyklus in der richtigen Reihenfolge brachte,  war “Fungi From Yuggoth & Other Poems”. Herausgegeben von Random House 1971. Lovecraft wählte für seinen Zyklus eine Mischform aus Sonetten-Stilen. Bei genauerem Hinsehen ist es schwierig, wirklich von Sonetten zu sprechen. Als Übersetzer habe ich mich dafür entschieden, auf die Endreime zu verzichten, um die von Lovecraft intendierte Erzählform beibehalten zu können. Wie immer bei Gedichten kann es sich nur um eine Nachdichtung handeln.

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Übersetzungen

Yuggoth 2 – Verfolgung

Anmerkung des Übersetzers: Fungi from Yuggoth besteht aus 36 Sonetten, die Lovecraft zwischen dem 27. Dezember 1929 und dem 4. Januar 1930 verfasste. Ausgewählte Sonette wurden im Weird Tales Magazine veröffentlicht. Erstmals komplett erschien der Zyklus in Lovecrafts Sammlung “Beyond the Wall of Sleep”, die von August Derleth 1943 herausgegeben wurde, sowie 2001 in “The Ancient Track: The Complete Poetical Works of H. P. Lovecraft”. Die erste Publikation, die den Zyklus in der richtigen Reihenfolge brachte,  war “Fungi From Yuggoth & Other Poems”. Herausgegeben von Random House 1971. Lovecraft wählte für seinen Zyklus eine Mischform aus Sonetten-Stilen. Bei genauerem Hinsehen ist es schwierig, wirklich von Sonetten zu sprechen. Als Übersetzer habe ich mich dafür entschieden, auf die Endreime zu verzichten, um die von Lovecraft intendierte Erzählform beibehalten zu können. Wie immer bei Gedichten kann es sich nur um eine Nachdichtung handeln.

FUNGI FROM YUGGOTH (Übersetzt von Michael Perkampus)

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