Dass sich hinter meinem Rücken selbst viele Rätsel aufgestaut haben

Mir sind jene Geschichten lieb, in denen jemand nach seiner verlorenen Vergangenheit sucht. Herausgefunden habe ich diese Vorliebe für diese spezielle Form der Queste, als ich vor Jahrzehnten Tabucchis Indisches Nachstück las. Es war mir stets ein Ereignis, von einer melancholischen Vergesslichkeit zu träumen, die unmittelbar auf die Vergänglichkeit verweist.

Blutige Nachrichten / Stephen King

Es kam in den letzten Jahren immer wieder vor, dass vor allem jene Fans, die Stephen King wegen seiner Horror-Element lieben, enttäuscht waren von dem, was er ihnen zu bieten hatte; nicht weniger als eine Perfektion seiner Prosa und eine meisterliche Beherrschtheit seiner Themen, die sich hauptsächlich um Sterblichkeit und Freundschaft drehen (während ein noch…

Die rote Frau / Alex Beer

Es ist ganz klar: Der historische Kriminalroman hat Vorzüge, die mich stets dann begeistern können, wenn die Lebendigkeit der gewählten Epoche voll ausgebildet ist. Man mag an dieser Reihe vielleicht die etwas naive Sprache der Autorin bemängeln, aber ihren historischen Kontext kann man nur herausheben. Es gibt beileibe viele Autoren, die sich nicht anders zu…

Die alte Angst

H.P. Lovecraft schrieb einst den berühmten Satz: „Das älteste und stärkste Gefühl der Menschheit ist Angst, und die älteste und stärkste Angst ist die Angst vor dem Unbekannten.“ Ich bin weit davon entfernt, dem Propheten aus Providence zu widersprechen, will allerdings anmerken, dass die älteste Angst die Angst vor dem Tod ist. Das Unbekannte ist…

malefitz

auch er lachte wie der der teufel lacht wie erschmachtet nach dem was übrig bleibt wennnachdem nichts mehr gesagt werden kann erin die asche greift und leichenbrand nichtvon den fängen weicht ihn begleitet ihnunter einem baum zur rast verzückt diezuckerne erinnerung jemandes seel verführtund weggebracht in tiefe dunkelheit wo erhaust am gift’gen weiher und seine…

Das Kriegspferd (erste Skizze)

In den ersten Jahren lebte ich mit einem Kriegspferd in der weiten Ödnis, das sich von fauligen Äpfeln ernährte, die aus allen Richtungen gekullert kamen, so die Zeit es für gut befand, von Insekten auf ihren Tanzbällen belagert und dem Conqueror Worm befallen. Außerdem verstand sich das Pferd ausgezeichnet auf Leichenfledderei, biß die Knöpfe der…

Montsegur (Prosa)

In dieser Nacht wird sie das Leben verlassen, es wird ihnen aus den Höhlen gerissen, die unter ihren Gärten lagen.Der Teer des Harzbaumes, die Pechtröge der Hölle entsprangen hier. Aufgrund der wenigen Zeit, die den Verteidigern zur Verfügung stand, war es noch stark terpentinhaltig und somit dünnflüssig, auch ging das Brennholz zur Neige. Man schaffte…

Die Falter des Zwielichts

Wo das Rätselhafte herrührt: Es ist doch überhaupt kein ernsthafter Gedanke zu formulieren, ohne auf den Urgrund aller Mirakel zu stoßen; ein Schiff, aufgerissen vom Bug bis zum Heck, unabweisbar das Wasser, das in die Kammern dringt, angereichert mit Schlick, in dem schon neues Leben tobt: das Leben, das Mirakel, wahrnehmbar unser eigener Körper, die…

Der wohltemperierte Gong

Zeit sei kein Ort, hörte ich es sagen; wohl wusste der Sprecher nicht, dass Zeit von Raum nicht zu trennen ist, und dass selbst Raumklang eine Verortung in der Seele erfährt. Seit heute ist ein weiterer Schritt im Projekt “Zurück in das Wahre und Gute” getätigt (denn alles Gegenwärtige und Künftige ist mehr oder weniger…

Vom Nichts; vom Henker

Nichts.Aber ein Nichts (wenn Nichts) von besonderer Farbe; von besonderer Herkunft; von anderen Besonderheiten; von besonderer Andersartigkeit. Dieses Nichts.Zum Henker.Aber ein Henker von üblem Leumund; einem, der mit den Leichen. Was macht man mit den Leichen?; die Friedhöfe sind überfüllt!; das Wasser spült sie nicht allesamt weg!; die Insekten, die es nicht mehr gibt, können…

Das Muschelgewölbe

Im Traum wäre ich auch nur derjenige gewesen, der etwas träumt.Ich erwache ja kaum, Fluten um mich, wann sind einmal keine Fluten um mich? Schwarzes, schwappendes Wasser, warm in Form und Masse,das Urmeer vor der Geburt, vor dem Abstoßen des angerichteten Fötus,frisch abgeschwartet, mit Rouladennadeln verschlossen. Deshalb bade ich gerne. Körpertemperatur und heißer, fieberheiß etwa,…

Das Scheitern eines Planeten

Schwärzer als dieTextur der Nacht schält sich einSymbol aus der dunklen Leere.Was würdest Du tun, wenn dieSkepsis uns fräße, wenn unsereeigene Natur eine Barriere bildete,die zu überwinden unmöglich ist?Das Paradoxon anerkennen, oderzurückkehren, in den Traum vergangenerUngewissheiten kriechen, die allesamtbesser sind als die Tatsacheeiner Endgültigkeit?Das Scheitern eines Planeten ist nicht laut.Aber in diesem Orkan schreibe ich…