Michael Perkampus ist ein Solitär der deutschen Literatur. Am Surrealismus und der Dekadenzliteratur geschult, wird die Sprache hier zu einem Instrument der Wahrnehmung. Seine Ausflüge in die Weird Fiction sind ebenso Programm wie das Zerschmettern jeglicher Realität.
Täglich Texte und Betrachtungen.
Transformiert durch Mauerwerk
byPerkampus
Ich hatte lange nicht gewusst, wie sehr sich die Stufen nach unten auflösten, während ich ihnen folgte.
almosengumpig hatte der italienische bischof Goffredo de Prefetti den plan, hinunterzusteigen ins Heilige Land, um dort die schwerter so singen zu lassen, dass ihre kehlen mit angedicktem blut geölt nie gekannte befriedung erfuhren und so tat er ein haus auf dort zu London und baute es über einer kloake, wo der strom der elenden hinterteile nie versiegte. Vorm wahnsinn fürchtet man sich noch am besten, die tänzer können nicht für ein verbrechen baumeln, die schwarzgalligen nicht für treulosigkeit verbrannt werden, dummes huhn, was krähst du in die ferne, schau putt putt da hast du tupp tupp
leider leider was schöner rauch das wäre neben den ungeliebten weibern, die milch bereits im euter quarken, brotleiber auf den hinterbacken kneten und den schlendrian im wald in ein loch purzeln lassen, dass er lande bei den elven
die finsterei wurde geflüstert, dämonisches ringen kuriert, schwefel- und zundermasken im feuer gesehen
wir sind der sache nicht gewachsen wir wachsen nicht aus stahl heraus
Ich wusste nicht dem Hunger zu begegnen, also nahm ich mir einen Sessel, den ich aß. Sein Polster war mir rotes Trockenfleisch in einer dunklen Ecke voller Morasch. Dort spie auch ich danach, und spielte, „eine fliehende Ratte zu benetzen“, doch ich traf nur meinen Schuh. Das Holz war feiner Sensenstaub, von Wurmverwandschaften vorbereitet, ein Brot daraus zu backen schien mir fremd, zumal der nächste Ofen im Keller gerade Knochen verbrannte. Ich hatte keine Magie in meinen Adern, nur absonderliches Blut, abgestanden wie die Luft in den Gängen des alten Bedlam.
Ein Irrenhaus ist eine gute Wahl, wenn nicht irgendwo ein Krieg tobt, in dem man sich zermalmen lassen kann. Ich sehe sie noch vor mir, die duftenden Damen, die Besucher durch das Haus navigierten, damit sie nicht in ein Loch im maroden Boden fielen, sondern der peinlichen Therapie ihr vollgepumptes Gewissen übertragen können, ein Theater wie sonst nirgendwo zu sehen. Das bizarre Regelwerk der Spiele.
so viel war es nicht, das wir wussten so viel war es nicht, das wir verloren
Wir setzten uns auf die ausgehärtete rostige Spucke und zählten die vergangenen Tage durch. Es waren immer gleich viele. aber ihre Zahnspangen hatten sich jedes Mal verändert. Die kühle Luft, früher undurchdringlich aufgrund abweisender Partikel, hatte sich in Gang gesetzt und schob uns die Karten für den Eintritt zu. Es war ein großes grabschen und nehmen, und am Ende folgten wir dem Parfüm in einen großen Blechraum, von dessen Decke ein Stuhl in der Mitte baumelte. Wer darauf festgebunden war konnte das nackte Auge nicht erkennen, so schnell wie er sich drehte, wie in einem Nebel verwischte die Gestalt und bald musste sie im Nichts verschwunden sein, in 43 Teile zerfallen und hinter ihr ein Schlosshof zu sehen sein. Wo war das noch? Ich kannte das Bild, merkte es mir jedoch nicht, weil sich die Wunde augenblicklich schloss und alles wieder Blech und Wahnsinn war.
Basiert Sweeney Todd auf einer wahren Geschichte oder ist er nur eine Figur, die sich ein Schriftsteller ausgedacht hat?
Ich bin sicher, ihr habt alle schon einmal von ihm gehört. Sweeney Todd, der teuflische Barbier der Fleet Street. Sein Friseurstuhl war auf geniale Weise präpariert, denn nachdem Todd einem Kunden die Kehle durchgeschnitten hatte, bediente er einen Bolzen, der die Leiche rückwärts durch eine Falltür schickte, die in den Keller führte. Dort wurden die Opfer zu Fleischpastete verarbeitet, die in der angrenzenden Konditorei verkauft werden sollte. Geleitet wurde das Geschäft von einer Mrs Lovett, deren Vorname – je nachdem, wer die Geschichte erzählt – variiert.
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Eva García Sáenz de Urturi entführt uns mit „Die Stille des Todes“ in die mystische Atmosphäre der baskischen Stadt Vitoria und in einen komplexen, vielschichtigen Kriminalfall, der Vergangenheit und Gegenwart miteinander verwebt. Ein Serienmörder kehrt… Die Stille des Todes / Eva García Sáenz de Urturi weiterlesen
Die Geschichte „Das verräterische Herz“ wurde erstmals 1843 im Pioneer, einem Bostoner Magazin, veröffentlicht. Mord ohne Motiv In dieser Erzählung finden sich alle Elemente der Schauerliteratur auf engstem Raum: das unterschwellige Geheimnis, das unheimliche Gebäude… Mord ohne Motiv in Edgar Allan Poes „Das verräterische Herz“ weiterlesen
Ein Mann mit durchtrennter Kehle wird in seinem Haus in einem geschlossenen Viertel (Barrio Cerrado) in Buenos Aires von seiner Haushälterin aufgefunden. Hat er Selbstmord begangen? Wurde er getötet? Und wenn ja, warum? Hat sein… Betibú / Claudia Piñeiro weiterlesen
Sehr guter Zusatz. Bereichert das ganze enorm. Danke!