Die Fliegenpilzin

Anders als ein Pfad ist die Straße stets nur eine Schneise und führt in die Städte, die sich wie ein Geschwür auf dem Fleisch des Landes ausbreiten, hinein oder aus ihnen heraus. Der Pfad hingegen kreuzt geheimnisvolle Orte, so dass man irgendwann das Gefühl hat, angekommen zu sein, auch wenn man mitten im Nirgendwo steht, ein Teil der Vollkommenheit wird, die nur aus Nichts bestehen kann.

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Staffellauf der Abendlichter

Der rote Faden ist das Getrieben-Sein oder eine Reise durch die inneren Galaxien, die Gewässer unterscheiden sich, die Größe des Stroms, der alle mitreißt, variiert, je nachdem. Meine Reise um die Welt, die Reise hinaus, hinein. Würde sich jemand eine Landkarte nach allen Kriterien der mappae mundi anfertigen, würden ihm die Augen übergehen, er würde dann verstehen, warum man niemals an einem Ort verweilen kann.

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An einem weinroten Tag

Esrabella Gräf hätte erklären können, warum ausgerechnet hier die Zeit einen Tunnel durch das Granit brach, um Ereignisse zuzulassen, die weit weg von einer modernen Welt angesiedelt waren. Man befand sich bereits in den 70ern, der Mond war längst erobert und in des Menschen Hand, Hawlett Packard stellte einen programmierbaren Taschenrechner her, und nicht zuletzt konnte man sich endlich vernünftige Spannbettlaken zulegen, ohne sich vier Knotenknödel unter die Matratze schieben zu müssen. Und trotzdem …

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Das süße Gift der Adoleszenz (2)

In diesem Frühjahr stach das süße Gift der Adoleszenz zum ersten Mal in Adams Lenden. Sicher lag es an dieser besonderen Jahreszeit mit ihren neugeborenen Düften und ihrer überbordenden Schönheit. Das funkelnde Perlenspiel der Sonne mit dem fortspringenden Wasser, Erwachen der gewaltigen Natur. Und er stand ja bereits auf der Warteliste, schielte die Mädchen seiner Klasse an, als brüteten sie ein Geheimnis aus – was sie auch taten – und lud mit der Abfolge ihrer Bewegungen, dem glockenhellen Lachen oder auch nur mit einer momentanen und unbedarften Geste seine Träume auf, die ihn bei nicht mehr vollem Bewusstsein, jedoch noch nicht im Schlaf, überfielen, die dennoch irgendwo aus ihm selbst zu kommen schienen, aus seinem Bauch möglicherweise (er spürte da einen dunklen Nebel auf, noch nicht in Sichtweite; aber er wagte es dennoch nicht, dorthin zu gehen, um sich zu vergewissern, was denn dahinter verborgen lag, ob der Nebel vielleicht nur ein Schleier sei, ein Tuch.). Verantwortlich aber war sein Kopf, der diese Bilder langanhaltend zu speichern vermochte und in ständigen Permutationen wiedergab.

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Das süße Gift der Adoleszenz (1)

Die nodöse Krätze, die uns am Leben schabt, hat nur das dauernde Zucken der Glieder, eines dem anderen zu Hilfe eilend, um es erfolglos zu berühren, im Sinn, und hat gewonnen, wenn der so Befallene sich schon im Angesicht des Irrsinns das Fleisch unter die Fingernägel gräbt. Da sind die schauerlichen Erscheinungen der verblichenen Ahnen, die Sauerkirschblätter oder Goldregen in ihren Porzellanpfeifen paffen, ansonsten aber still in ihren jeweiligen Ecken stehen, wo sie alles überschauen können was sich ihnen nähert oder sich von ihnen entfernt, trügerisch nach Puderzucker riechend, dem einzig schmeichelhaften Firn, dem sie sich noch entsinnen können, komm schon hübsch herüber, auf allen Kuchen liegt der weiße Staub, nimm dir nur, und nimm dir weiter, wir sind alles gewesen, wir sind gewesen, was du heute bist, wir hatten nur die Dinge, die uns betrafen, nicht so sehr aus den Augen verloren. Der Traum, den man nicht selbst ruft, ist eine schäbige Pflanze, die unter dem strengen Regen bricht.

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Restezuber

Sehr gerne würde ich mir begegnen wollen, zufällig natürlich, straß=ecks, dunkeltrüb (eine sich verjüngende Gasse zweigt ab.)
Borges ist sich begegnet in ›los libros y las noches‹ von 1999. Der Film steckt mir im Videorekorder, der noch bei meinem Gerümpel in der Schweiz liegt, die Hülle habe ich hier, im Keller, im Restezuber.
Beinahe wäre ich nach Buenos Aires gegangen, aber das hätte mir genauso wenig eingebracht wie damals Mexiko.
Oder Paz’ ›Suche nach einer Mitte‹, die schwer zu finden, schwer zu halten ist.
Im Grunde habe ich es versucht, sage ich mir. Ich bin daran interessiert, mich aufzulösen, mich hinfortzuschwingen, aber nirgendwo steht der Horst.
Als es noch die Erde gab und nicht das Produkt der Kunst (Kunstprodukt und Kunstwerk sind nicht identisch), als vor 6333 Jahren die letzten Traktoren in den Scheunen standen,
ihnen stellt man nicht einfach Milch hin, damit sie
zu schnurren beginnen, da geschah dies:
süßes Geflecht deiner äußeren Rinde / vom Mond beschienen Tannin /
die lockere Hand fällt der Rebe zum Trotz wurzelwärts.

Diesen Weg gingen wir heute nicht, die alten Traktoren
wurden gebaut als es noch Land gab, sie sind
ähnlich wie das Pferd an den Kräutern interessiert.

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Der Komische

Ein Duft wie in der Dallmayr-Stube der Therese Randlkofer :
Kaffa in Äthiopien (der blaue Elefant hält inne), psychotrope Wirkstätte : Geküchel. Ich ahme mich nach im Schnee, durch den ich Quarkkuchen balanciere / ein haariges Mittel erwartet mich
(ich hätte ja nachwievor gerne eine Wasserwelle,
die so beschissen an mir klaftert, dass ich mich verstecken müßte).
Ziemlich nachtaktiv & ich muss mich wieder in den Morgen schrauben –
aber so ein Bett ist einfach zu… und das zu jeder Zeit (überhaupt : Zeit !)

Schreibmaschine, Bett, Bibliothek (und natürlich Vinyl!) / Hausanzug:
meine Morgenmäntel abgetragen, ich bekomme nahezu jeden Tag Buchlieferungen; man schämt sich ja so halbnackt die Tür aufzumachen
(bin ja keine nacktberechtigte 20 mehr (ja, und 30 natürlich auch nicht). Man sollte gar nicht so schockiert sein : »Der ›Komische‹? Wohnt da oben, das Paket könnense aber auch mir geben!«
Lange dauern Worte, wie lange können sie bleiben?
Haben sie Malsachen dabei? Einen Schlafanzug?

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