Wer vollkommen ist hat keinen Namen

Sprecht mit mir, macht mir mein Geheimnis bitter! Nachtgespenster, lasst die Mitte mich an diesem Abend sein, die Mitte mich im Bette. Es sind Girlanden dort an jenen Schnüren festgemacht, die auf zum Galgen führen.

Die Frage, ob denn hier in der Rhode, im baumbestrumpften Reuth die Menschlein herausgeschwemmt, oder ob sie doch von hier in die Stadt gespült werden, auf den verborgenen Lippen. Die Startposition ist LOS, die Spielregeln ungültig, das Atemloch ganz rotplärrig schon. Im Wald und auf der Heide, Transport mit einem NSU Fiat 1100 in das Vakuum, in dem du der Beweis einer absoluten Leere bist, klitzeklein in der Wiege gehätschelt, starre Augen auf die Puppe, die eine Rasselschnur durch den Leib gespannt trägt. Es ist noch ein weiter Weg. Du könntest damit beginnen, zu kriechen, heute durchs Heute, morgen durchs Morgen, dich nicht von der Stelle rühren. Die Welt zieht an dir vorbei, strömt spielend durch dich, den nichtisolierten Leiter, hindurch. Strahlende Erlebnisse, mümmelnde Gesichter vor deinen runden Backen. Merke sie dir gut, es sind alles zukünftige Leichen. Du wirst sie nur auf Fotografien wiedersehen : Aufgestellt wie Zinnsoldaten, die jungen Fähnriche von Langemarck zu Beginn des ersten Weltkriegs, das Deutschlandlied auf den Lippen. In offener Formation, ohne Deckung marschieren sie in die feindlichen Gewehrsalven hinein und werden allesamt wie die Fliegen niedergemacht. Das Blut spritzt fröhlich über sich kräuselndes Gedärm, aus dem sich die marmorierte Scheiße herauswälzt, den jähen Pulvergeruch annimmt, um sich zu tarnen. Wer vollkommen ist, hat keinen Namen.

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Far Canal / Jody Grind

Jody Grind heißt eine seltene britische Perle, die von dem Londoner Keyboarder und Sänger Tim Hinkley angeführt wird (ein Musiker von großer Klasse, der im Studio als auch live mit Leuten wie den Rolling Stones, The Who, Van Morrison, Humble Pie, Alvin Lee, Bad Company oder Thin Lizzy gespielt hat). Begleitet wird er auf „Far Canal“ von Gitarrist Bernie Holland und Schlagzeuger Pete Gavin. Die Musik dieser Band könnte man als eine Fusion aus Rock und Jazz mit einer gewissen progressiven Ausrichtung bezeichnen, ganz im Sinne von Bands aus dieser Zeit wie etwa Atomic Rooster.

Die Band wurde Ende ’66 gegründet, und nach mehreren Besetzungswechseln nahmen sie ihr erstes Werk „One Step On“ auf, das Ende ’69 erschien. Hier wirkt der Renaissance-Bassist Louis Cennano bei einigen Stücken mit. Bemerkenswert ist der Titeltrack, eine lebhafte Suite von etwas mehr als 18 Minuten, die einen Auszug aus Paint It Black von den Rolling Stones bearbeitet. Aufgrund des geringen Erfolgs reformierte Hinkley die Band mit zwei neuen Mitgliedern, dem Gitarristen Bernie Holland und dem Schlagzeuger Pete Gavin, mit denen er das zweite Album „Far Canal“ aufnahm. Erst nachdem auch dieses Album keinen Erfolg einbrachte, löste Hinkley die Band auf, um sich „Vinegar Joe“ anzuschließen, während Bernie Holland weiterhin als Studiomusiker tätig blieb. Später schloss er sich Bobby Tench an, der nach der bereits aufgelösten Jeff Beck Group seine neue Band „Hummingbird“ auf die Beine stellt.

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Jitterbug

Welten – zwei, drei (ohne die unendlichen Nullen dahinter) – flirrten unruhig zitternd, szintilierten strahlend, gleißten über den Baldachin hinfort, bedachten das Erdlein mit keinem Blick (zu weit entfernt, zu wenig gespreizte Beine) und kümmerten sich um eine Verabredung drüben am Fluchtpunkt.

»Dance the Ghost with me!«

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Hinten der Kickertisch (Reprise)

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Venusian Summer / Lenny White

Venusian Summer

Die sehr wenigen Menschen, die mit diesem Fusion-Meisterwerk vertraut sind, können stolz auf ihre Privilegierung sein, denn die meisten wissen überhaupt nicht, dass es existiert.

Doug Rauch am Bass, Lenny White am Schlagzeug und ein wahres Who’s Who der Jazz-Fusion-Allstars, die hier zu Gast sind, spielen alle, als ob ihr Leben davon abhinge. Allein der Song „Mating Drive“ gehört zu den größten Errungenschaften der Musikgeschichte.

Lenny Whites Bandbreite als Schlagzeuger an sich ist schon unübertroffen, was ihn zu einem der dynamischsten Schlagzeuger aller Zeiten macht. Diese Veröffentlichung aus dem Jahr 1975 wurde im Juli und August 1975 während einer kurzen Pause der fabelhaften Fusion-Supergruppe „Return to Forever“ aufgenommen. Das Ensemble besteht aus einer Vielzahl von Fusion-Maestros, darunter der Gitarrengott Al Dimeola, „Tony Williams Lifetime“-Tastenmeister Larry Young (an der Orgel) und der phänomenale Multi-Instrumentalist David Sancious (an der Minimoog-Orgel). Auch andere, relativ unbekannte Studiomusiker haben ihren Beitrag geleistet, vor allem Doug Rauch am Bass und Doug Rodrigues an der Leadgitarre bei mehreren Stücken – alles hervorragende Musiker. Dieses Album umfasst ein breites Spektrum an Musikstilen und Empfindungen, von Funk bis Progressive Rock und natürlich Jazz und Klassik. Obwohl alle Tracks fünf Sterne bekommen müssen, ist die Krönung das letzte Stück „Prince of the Sea“.

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William Hjortsberg: Angel Heart

Falling Angel

Zwei Dinge werden für immer rätselhaft bleiben: 1, was geht in Gehirnen vor, die einen englischen Titel (Falling Angel) mit einem anderen englischen Titel (Angel Heart) übersetzen. 2, Wie kommt es, dass Hjortsberg nie wieder etwas Vergleichbares geschrieben hat?

Die Antwort zu 1 (es scheint also doch nicht so rätselhaft zu sein): Die deutsche Verlagslandschaft hatte den sensationellen Roman bis zum Erscheinen des Films (1987) überhaupt nicht auf der Rechnung und schob dann schnell noch nach. Allerdings, das sei zugegeben, mit mäßigem Erfolg. Auch heute noch kennen jene, die überhaupt je davon gehört haben, in der Hauptsache nur den Film mit Mickey Rourke in der Hauptrolle. Zu 2: wir werden es nie erfahren.

1979 startete die Horrorliteratur so richtig durch. Die Autoren konnten plötzlich von ihrem Beruf leben. Stephen King hatte gerade Carrie, Brennen muss Salem, Shining und Nachtschicht veröffentlicht; The Stand kam gleichzeitig mit Fallen Angel (Angel Heart) heraus, Peter Straub legte mit Geisterstunde nach, Robert McCammon mit Baal. Charles L. Grant, Ramsey Campbell begannen ihre Karriere, Dean Koontz legte mit Phantoms seine beste Arbeit hin. Definitiv war das eine gute Zeit, ein Leser und Autor von Horrorliteratur zu sein.

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Geschrieben von A. Anders

Viel Stulle im Mund.

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