Tesla und die Außerirdischen

Als Tesla mit seiner Behauptung an die Öffentlichkeit ging, er empfange außerirdische Stimmenübertragungen, wurde er dem üblichen demütigenden Spott ausgesetzt, dem UFO-Zeugen heute ausgesetzt sind, wenn sie versuchen, offen über ihre Erfahrungen zu sprechen. Er blieb jedoch bei seiner Überzeugung, dass die Stimmen echt waren und eine schreckliche Bedrohung für das Leben auf der Erde, wie wir es kennen, darstellten. Der Herausgeber von Global Communications, Tim Beckley, lieferte weitere Informationen über die Verbindung zwischen Tesla und Außerirdischen.

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Das College / Ruth Ware

Das College Thriller

Ruth Ware ist bekannt für ihre großartigen Psychothriller, die an illustren Schauplätzen spielen, die von einem rustikalen französischen Ski-Chalet bis zu einem dekadenten Kreuzfahrtschiff reichen. Ihr Roman The It Girl mag sich daher ein wenig wie eine Abweichung von ihrer gewohnten Form anfühlen. Der Schauplatz ist weniger luxuriös – er spielt (wie der deutsche Titel bereits suggeriert) in den Studentenwohnheimen der Universität Oxford und in den Straßen des heutigen Edinburgh – und obwohl die Geschichte voller gewohnter Spannung ist, ist das Opfer in dieser Geschichte mehr als ein Jahrzehnt vor den Ereignissen gestorben und das Leben ist weitergegangen.

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Roberto Bolaño: Die wilden Detektive

Roberto Bolaño ist einer jener Autoren, die ihren berechtigten Ruhm erst posthum erlebten (wie in solchen Fällen üblich, nicht mehr persönlich). Tatsächlich handelte es sich um einen Erfolg von dramatischen Ausmaßen. Nur sechs Wochen vor seinem Tod, im Alter von fünfzig Jahren, wurde er von einer Gruppe seiner Kollegen auf einer Konferenz in Sevilla als einflussreichster Schriftsteller seiner Generation gefeiert.

Es dauerte nicht lang, da wurde „Die wilden Detektive“ auf die Liste der größten spanischsprachigen Romane der letzten 50 Jahre auf Platz 3 gesetzt. Sein letztes Werk „2666“ landete gleich dahinter.

Vielleicht wäre ihm ein gewisser Erfolg bereits während seines Lebens sicher gewesen, wenn er nicht alles dafür getan hätte, sich Feinde zu machen. Er verachtete das literarische Establishment und attackierte sogar die Nobelpreisträger Gabriel García Márquez und Octavio Paz mit Vehemenz und Gift. Isabel Allende prangerte er als Kitschautorin an. Sie erinnerte sich an Bolaño als „äußerst unangenehm“ und erklärte, dass der Tod ihn „nicht zu einem schöneren Menschen macht“.

Wer nicht mit den Feinheiten der lateinamerikanischen Literaturpolitik vertraut ist, wird wahrscheinlich viele Hinweise in diesem Roman übersehen oder erst gar nicht verstehen. Es gibt eine Fülle gut getarnter, aber expliziter Aussagen zu mehr als 100 lateinamerikanischen Schriftstellern, und einige (wie Paz) tauchen sogar als Figuren in der Erzählung auf.

In dieser Geschichte spielt Bolaño (alias Belano) neben seinem Dichterkollegen und Landsmann Ulises Lima eine zentrale Rolle. Wir sehen die beiden Männer zu Beginn ihrer zwanziger Jahre einem Kreis von jugendlichen Dichtern vorstehen. Im Laufe von zwei Monaten Ende 1975 trinken alle zu viel, glauben, Teil einer „Bande“ zu sein, nehmen Drogen, haben Sex (ausnahmslos „die ganze Nacht“ oder „bis zum Morgengrauen“), machen sich über die etablierten Schriftsteller der Stadt lustig, stehlen Bücher und inszenieren am Silvesterabend die Flucht vor einem wütenden Zuhälter. Der Kreis besteht zumeist aus armen oder emotional geschädigten Jugendlichen, die außerhalb des Universitätssystems operieren, und Lima und Bolaño in seinem Zentrum werden als quasi legendäre Figuren verehrt. Dieses Porträt ist also ein hochromantisches. Dieser anfängliche Überschwang jedoch ist nur die Verkleidung der Traurigkeit und wird später zu einer Quelle der Tragödie.

Dabei singt der Roman mit einem enormen Chor kanonischer Stimmen. Die Auseinandersetzung mit der Literatur ist oft direkt, und eine schwindelerregende Liste von Dichtern wird präsentiert, auf die nun Hass oder Lob niederregnen. Der Name von Ulises beschwört sowohl Joyce als auch Homer herauf, und in der Tat wird in dem Roman viel hin und her spaziert. Belano verbeugt sich vor niemandem, daher gibt es statt einer einzigen Odyssee drei, eine für jeden Abschnitt. Im ersten Abschnitt handelt es sich um Mexiko-Stadt 1975, im zweiten um die Welt insgesamt in den folgenden zwei Jahrzehnten und im dritten um die Sonora-Wüste. Hier knüpft die Erzählung wieder am ersten Teil an, der im Januar 1976 endete. Aber im Gegensatz zu Odysseus und seiner Odyssee gibt es am Ende dieser Reisen keine Versöhnung. Jedes Mal beginnen die Figuren einfach eine neue Runde von Wanderungen in einem anderen Maßstab. Bolaño gibt jedoch trotz der den Roman beherrschenden Unzufriedenheit nie seine formalen Kühnheit auf. Der ausgedehnte Mittelteil wird auf verschiedene Weise von zahlreichen Erzählern vorgetragen, von denen jeder einen merkwürdigen, komplizierenden Splitter über das prismatische Leben von Belano und Lima ausbreitet.

Die Spiele mit dem Text sind fröhlicher Natur, auch wenn die Figuren es nicht sind. Ein großspuriger, Latein zitierender Anwalt erzählt von Belanos Abstieg in einen phantastisch tiefen Abgrund, an dessen Ende sich der Teufel angeblich aufhält, und Bolaño lässt seinen Erzähler jedem Dichter der Antike einen Gruß zukommen. An anderer Stelle erinnert ein albernes Schwertduell an Borges‘ Geschichte von Träumen und Duellen in „Der Süden“. Manchmal ist der Text tief verschlüsselt. Hunderte von Seiten vergehen zwischen der Beschreibung einer Figur und den eigentlichen Ereignissen des Romans. Und obwohl Julio Cortázar nur einmal direkt erwähnt wird, trägt sein Klassiker Rayuela, der von kluger Jugend, einem tragischen Tod, textlichen Rätseln und der Unmöglichkeit des Lebens handelt, massiv die Züge eines Vorbilds für Bolaños Werk. 

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Der Elvegust

Das Aufblitzen der Scheinwerfer eines sich nähernder Knudson-Taunus fräst für kurze Zeit einen gespenstischen Schein in die Nacht. Die Häuser entlang der Schlossstraße wirken wie übriggebliebene Kulissen aus Alain Resnais ›Letztes Jahr in Marienbad‹, wo die Komposition stets wichtiger ist als die Aktion, die Sinneseindrücke persönlicher als die Interpretation. Ansaugen, Verdichten, Arbeiten, Ausstoßen. Ein Schattenregister.

Gitternetz der Beobachtung: Verschwunden ist das, was die Pupille nicht streift, ein ungesehener Winkel, möglicherweise ein Scheunentor, ein Stein unter der Brücke, ein Grashalm im Wasser neben dem eigenen Gesicht.

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Das Flackern der Argandlampe

Fast wäre ich es gewesen, der es versäumte, dich reich zu illuminieren. Vom Tal zur Höhe ist es nicht einmal halb so weit wie gedacht, die Abkürzung ist nur ein vorübergehender Schwindel. Das Anrecht mit den Fingern im Nacken zu graben, hat der Sturm. Schwarz ist die Wolke, schwarz das Licht.

Man kann diese Hände – die aus dem Mauerwerk ragen – nur schütteln, seh‘n kann man sie nicht.

Also : wieder Nacht; wieder Schlaf … und immer so fort. Die Träume, die ich mir nicht merken kann, lasse ich mir wiederholen. Es bringt hingegen nichts, sich den Tag zu merken, das ist mehr was für die Kleinen, deren Tage randvoll sind mit Ungereimtheiten der eigenen Existenz. Dieser Überfluss, der in die Gräben rinnt, dieser fett sprudelnde Oneirokritikon (wenn so ein Fluss hieße, heißt das); und irgendwo ist immer Licht. Die gebeugten, die gebückten Szenen, würdelos angeflimmert. Ich erinnere mich nicht, ich müsste raten. (Wie du weißt, will ich nicht wirklich wandern, nur ferngehen ist mein Ziel).

Er lehnte sich zurück und nahm die Brille ab, die sich in Zeiten periodischer Weltbrände dem Urozean anschloss.

Er antwortete ihr in Druckschrift, dann entzündet er ein Räucherstäbchen, die Fresken auch. Durch die Bohlen der Kabine hörte er die Matrosen brüllen. Der Tag ging im nächsten Salon zu Ende, Spiegel an der Bar und Kronleuchter, schmiedeeiserne Türklopfer und Symphonien auf Notenpapier.

Der Alte legte eine Leiter an die östliche Wand der Kammer, jeweils eine Handbreit mit hellem Sand gefüllt, flach auf den Bauch. Es gab allerdings noch eine andere Möglichkeit, die Zwischenzeit sinnvoll zu nutzen, doch das war alles Nebensache geworden.

Kleine pastellfarbene Fasane verfingen sich im Zaun, der über die Felder zackte, über die Talsohle fegte, blassblau die Mäntel der Statuen, deren Blässe die Gesichter immer weiter bearbeitete; so warteten sie darauf, wieder erweckt zu werden.

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Aus den Moosen drangen Rufe

Die Art, wie ein Haus sich den Raum nimmt, durch seine Architektur die Witterung einlädt oder ablehnt, ist eines der großen Wunder der Gestaltung. Die Eger drang hinauf bis in die Wände und lieferte sich dort eine Schlacht mit den wenigen Sonnenstrahlen. Die andere Seite lag im Dunkeln gegen den abgetragenen Hang gelümmelt (oder ließ lehnen, was sich gegenüber des Egertales empörte und bis zum Hubertushause zog), von Stufen unterbrochen, schwarzweiß, ein Schacht, durch den man durch ein Fenster unter die Röcke anbrandender Mägde sehen konnte. Viele Unterleiber standen dort auf einem Gitter vor der Tür und betätigten das Glockenspiel, dessen Ton durch die Katakomben schellte, schallte und loff, während Adam unter ihnen einem Maulwurf ähnelte, der seine Blindheit eingebüßt hatte. Erst dann, wenn ihm die Farbe gefiel, sprang er davon, um beim nächsten Mal in einem Warenhaus nach eben jenen Buxen Ausschau zu halten. So war all das ein Spiel der Wahrnehmung, so schärfte er sich, um dem Riss in der Zeit zu begegnen, der genau im gegenüberliegenden Bereich des Hufeisens aufzuspüren sein musste, wo sich der Kohlwald buckelt, und der nur deshalb lange nicht untersucht werden konnte, weil er erstens nur angenommen war, und zweitens hinter der böhmischen Grenze in der Karlsbader Region lag. Aus den Moosen drangen Rufe. Das Land gehorcht dem Stein. Der Riss aber entstand durch de Umgestaltung mancher Häuser, die doch besser sie selbst geblieben wären.

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Munk / Ricardo Piglia

Ricardo Piglia war ein eifriger Leser, der das Lesen als Freizeitbeschäftigung ablehnte. In seinem Buch „Der letzte Leser“ feiert er nicht die Schnelligkeit des Lesens, die sogar in manchen Schulen für gut befunden wird, sondern die Langsamkeit. Im Epilog zitiert er einen Satz von Wittgenstein: „In der Philosophie gewinnt der das Rennen, der am langsamsten läuft. Oder: derjenige, der als letzter ankommt“. Piglia nannte scharfsinnige Leser „Privatdetektive“, zu Ehren seiner Besessenheit für Detektivgeschichten, ein Stil, den er für die meisten seiner Werke übernahm. Oft verwies er auf ein Foto von Borges, der im Alter von dreißig Jahren erblindete. Auf diesem Foto hält er als Direktor der argentinischen Nationalbibliothek ein Buch wenige Zentimeter vor seine Nase und kommentiert das Bild mit den Worten: „Ich bin jetzt ein Leser von Seiten, die meine Augen nicht sehen können“. Piglia schreibt: „Ein Leser ist auch jemand, der die Dinge falsch liest, sie verzerrt und auf irritierende Weise wahrnimmt“. Für ihn war es entscheidend, idiosynkratisch gegen den Strom zu lesen.

Wie jeder ambitionierte Schriftsteller, der in den 1970er und 1980er Jahren schrieb, verstand er die besondere Last und Gabe, im Schatten von Jorge Luis Borges zu arbeiten – dem Meister, der, wie ein argentinischer Kritiker sagte, „größer ist als die argentinische Literatur“. In einer vier Jahrzehnte währenden Karriere, in der er zu einer der markantesten literarischen Stimmen Lateinamerikas wurde, schrieb er oft über vertriebene Einzelgänger, gescheiterte Genies, überzeugte Paranoiker und Verschwörer.

Der Name seines Alter Egos Emilio Renzi, den er in einigen seiner Bücher auftreten lässt, ist nicht zufällig gewählt. Piglias Geburtsname war Ricardo Emilio Piglia Renzi. Unter diesem Namen erschien auch sein erstes Buch. Und natürlich taucht er auch in diesem auf: Munk.

„Sie wissen, dass sich dort draußen kein Mensch für Literatur interessiert und sie die letzten Verbliebenen Hüter einer glorreichen, in die Krise geratenen Tradition sind.“

Man liest Bücher, um etwas über sich selbst zu erfahren. Ein Buch, in dem das nicht der Fall ist, taugt nicht viel. Nun ist es die lateinamerikanische Literatur im Allgemeinen, in der man vor allem etwas über die Zerrissenheit lernen kann. Die Europäer – allen voran die französische und die englische Literatur – waren die literarischen Kulturträger des südlichen Kontinents. Heute, da es in Europa keine nennenswerte Kultur mehr gibt, wendet man sich Amerika zu. Die beiden Amerikas sind voll von Zerrissenheit und Kunst, Europa ist nur noch ein Relikt der Vergangenheit. Das Interessante ist, dass die Hispanistik zur Romanistik gehört wie die Französistik. Borges bevorzugte die englische Literatur als Lektürequelle, und die USA sind vor allem deshalb ein Literaturvolk geworden, weil Autoren wie Poe, Mark Twain und Whitman sich emanzipieren wollten und mussten. Von Poe stammt der Symbolismus, der in Frankreich vor dem Surrealismus groß wurde, und der literarische Surrealismus wiederum blühte in Lateinamerika auf. Das alles hat zunächst nichts mit Ricardo Piglias Roman zu tun, der im Original „El camino de Ida“ heißt: Der Weg Idas.

Es war sein letzter Roman, Piglia starb im Januar 2017 in Buenos Aires, nachdem er mehr als zwanzig Jahre in den USA gelebt hatte. Es ist nicht zu leugnen, dass dieser Aufenthalt, wie bei früheren Autoren, die vorzugsweise in Frankreich lebten (bei Borges waren es die Schweiz und Spanien), Spuren hinterlassen hat. In der Zeit nach Borges war Piglia der berühmteste Argentinier. In MUNK erfahren wir viel über die Literatur selbst, was nicht verwundert, da der Autor, wie sein Protagonist, als Professor Literatur lehrte. Wie Borges, Cortázar und Roberto Bolaño liebte auch Piglia seinen literarischen Fundus und schreibt ihn hier Emilio Renzi auf den Leib, der von Buenos Aires nach New York reist, um an der elitären Taylor University ein Seminar über W. H. Hudson zu halten, einen englischen Schriftsteller, den Joseph Conrad bewunderte und der einige Zeit in Argentinien lebte. Renzi war von der schönen und hochintelligenten Professorin Ida Brown eingeladen worden.

Renzi ist frisch geschieden und glaubt, dass ihm der Abstand und der Aufenthalt an einem fremden Ort, an dem ihn kaum jemand kennt, helfen werden, sein Leben wieder in den Griff zu bekommen. Doch sein Plan scheitert sofort: In der ersten Nacht wird er durch einen seltsamen Anruf aus der Bahn geworfen. Dann beginnt er in einem Anfall von Leidenschaft eine heimliche, unvergessliche Romanze mit Ida. Kleine verdächtige Zwischenfälle und seltsame Missverständnisse gipfeln im tragischen Tod der Professorin bei einem unerklärlichen Autounfall, der ein beunruhigendes Detail zutage fördert: Idas Hand ist verbrannt, und das scheint sie mit einer Reihe von Personen aus der akademischen Welt gemeinsam zu haben.

Das FBI ermittelt, doch zunächst wird der Fall zu den Akten gelegt, weil er wie ein Unfall aussieht. War es wirklich ein Unfall? Das FBI vermutet, dass sie eine Komplizin des Briefbombers gewesen sein könnte. Und hier kommt eigentlich der Titel (sic!) ins Spiel, denn „Ida“ bedeutet „Weg ohne Wiederkehr“. Piglia lässt Renzi hier in den Keller der Paranoia hinabsteigen, denn natürlich ist er zunächst verdächtig und lernt die Gemeinsamkeiten der argentinischen Junta und der amerikanischen Ermittler kennen. Viele der herausragenden lateinamerikanischen Bücher bieten diesen doppelten Boden einer ungewissen Realität. Das ist natürlich eine Anspielung auf den magischen Realismus. Aber in Wirklichkeit ist das Kafkaeske allgegenwärtig. Hier in Gestalt des Dekans D’Amato, der als großer Melville-Kenner einen lebenden weißen Hai im Keller hält. Oder die Vorstellung, dass Finnegans Wake gerne von Philosophen und Mathematikern gelesen wird. Mathematiker seien affektierte, gelangweilte Menschen, deren Kreativität meist vor dem fünfundzwanzigsten Lebensjahr versiegt. Die meiste Zeit vertreiben sie sich mit Joyce.

Der Unabomber

Es ist etwas merkwürdig, dass die teuerste und aufwendigste Verbrecherjagd in der Geschichte der USA heute etwas in Vergessenheit geraten ist. Gemeint ist der Fall Ted Kaczynski, einem der genialsten Mathematiker seiner Zeit. Verwiesen sei hier auf die Dokumentation von Lutz Dammbeck.

Das Besondere an Piglias Buch (der Bombenleger heißt bei ihm „Munk“) ist aber nicht das Weben dieser Geschichte, sondern die Sprengkraft der Literatur, die wohl nur deshalb unterschätzt wird, weil sie von den meisten Menschen entweder als Mainstream-Unterhaltung oder als intellektuelles Konstrukt vergangener Tage interpretiert wird, vielleicht gerade weil kaum noch wahrgenommen wird, dass die Sprache das Einzige ist, was uns wirklich vom Tier unterscheidet. Im Guten wie im Schlechten ist der Mensch und seine Umwelt nur das Konstrukt seiner Sprache; wo seine Sprache endet, endet sein Horizont.

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