Ich bin die Nacht: 4 Talon

In früheren Epochen stand die Gemeinschaft voller Ingrimm um den gezwieselten Baum herum wie um einen Scheiterhaufen, das Vieh starb, die Freunde starben, das Land verödete: »Du stinkst wie deine Sünden!«, rief man im Chor. Damals. Ein Wort, das mächtige Welten aus der Vergangenheit herbeizitiert, als hier noch die Holzknechte drahtig und zerlumpt in ihren…

Ich bin die Nacht: 1 Der Moloch

In der Tiefe der Nacht kann einem alles begegnen. Welten türmen sich auf, entfalten ihre grandiosen weiten Ebenen des Zerfalls, mumifizierte Zeitzeugen murren aus trockenen Mündern von ihren Erlebnissen, ein Gesicht hängt in Fetzen in Höhe des Mondes – die Wangen aufgerissen wie zerschnittener Stoff in einer Bastelstube. Dann ist es vorbei, wie die Fahrt…

Dunst in Sepia

Der Mensch und die Paarung ertragen Intensität nicht lange; wie aber steht es mit dem Gedankenerwecker? Ich folge den orphischen Vasallen, die in ihrer Sangeskunst Melodien aus Gedanken formen, die ein tanzendes Wort ergeben. Aus der Höhle erster Dunkelheit heben vergessen Zorn und Sein, Gespenster, die im Geisterrauch den Mund nicht brauchen. Da bist du,…

Hin und wieder zurück

Im Allgäu gewöhnt man sich im Laufe der Zeit an Pfeifen und Schnabel, das heißt, man gewöhnt sich an ein Leben, wie es die meisten führen wollen: goldene Wollmäuse brechen aus jeder Matratze, die Welt an sich ist ein ewig strömendes Fass. Ich selbst befinde mich seit 1994 in den unterschiedlichsten Gäuen und es ist…

Wir bezahlen den Wein natürlich

Der Empfang, dem man dem Triumphator bereitet, währt kurz, Io Triumphe, Thriambos, gesiegt hast du, Bacchus! Wolf zwitschert auf einem Grashalm ›Mull of Kintyre‹, die anderen sehen lieber zu, dass sie weg kommen: da brandet bereits der Ärger mit einer Schürze bekleidet heran, naht in Form einer Donnerwolke. Bloß zurück, zurück zu den Strohbundhäusern! Adam…

Die Läufer und die Fänger

Der Knecht auf dem Boden: schraubt mit der rechten Hand am Traktor herum, seine linke hält den klobigen Becher zu ihr hoch, würdigt sie keines Blickes, wie sie die Kanne schwenkt, um die Butter wieder unter die frische Milch hüpfen zu lassen. Keines Blickes, bis sie die Milch über den Rand der Kanne, am hingehaltenen…

Die Kleider dem Huhn

Wie zu Zeiten der pestilenzischen Seuche oder der Post-Klondike-Stille hatte die Umgebung die Ereignisse gespeichert, abgedeckt, vor neugierigen Blicken verborgen. Ein qualmender Schlot täuschte Weiterleben vor. Der Wanderer war in der Lage, die Verstecke im Gehöft zu erahnen, denn die Trostlosigkeit war jetzt ein Teil von ihm.

Das war gestern, Helen

Geschrieben von A. Anders Das war gestern, Helen, als sie die Kirche betraten. Kachektisch, bis zur Kanzel reichend waren sie, die sich inmitten der Messe von der Kuppel aus hernieder ließen, ohne dass sie Flügel gehabt hätten. Stattdessen wuchsen ihnen schmale blutsteinerne, sich zu den Enden hin tubisch aufweitende Röhren aus den Rücken, die in…

Das Kleid

Geschrieben und gesprochen von A. Anders Ich verdünnte Familienengel und andere Haushaltsgegenstände,trug das elegante alte Kleid aus Mousseline-Pfannkuchen,Schleier, Baumwolle, und Spitze aus den 1910er Jahrenmit ein paar Flecken aus dem Mittelalter. Wie sie sehen können, ist es sehr auffällig! Das Kleid wird mit einem seitlichen Reißverschluss befestigt,der Gürtel ist aus schwarzem Seidensamtmit schönen warmen Blumen….

Wohlan, ihr Dronkardes!

Im Egertal ziemte sich die dem Buche ›A delicate Diet for daintie mouthed Dronkardes, wherin the fowle Abuse of common carowsing and quaffing with hartie Draughtes is honestile admonished‹ (erschienen 1576) entnommene Klassifizierung der unterschiedlichen Räusche und deren Träger. Da gab es Menschen, die soviel soffen, dass sie dann affentrunken waren und hin und her…