Die britische Autorin Ruth Ware befindet sich in guter Gesellschaft. Ihre Mystery- und Thriller-Romane wurden bereits mit Krimiautorinnen des Golden Age wie Agatha Christie, Josephine Tey und Dorothy L. Sayers verglichen. Ihre früheren Romane – Woman in Cabin 10, In einem dunklen, dunklen Wald und Wie tief ist deine Schuld– basieren auf klassischen Krimimustern und handeln von Frauen, die sich zur falschen Zeit am falschen Ort befinden.
Spät in einer Nacht findet ein junges Mädchen in der Bibliothek ihres Vaters ein altes Buch und ein Konvolut mikt vergilbten Briefen. Die Briefe sind alle an „meinen lieben und bedauernswerten Nachfolger“ adressiert, und sie führen das Mädchen mit in ein Labyrinth, in dem sich die Geheimnisse der Vergangenheit ihres Vaters mit dem mysteriösen Schicksal der Mutter zu einem Drama verbinden, das weit in die Historie zurückreicht. Die Briefe fragen nach der Herkunft von Vlad dem Pfähler, und eine Suche in Klöstern, Bibliotheken und Archiven beginnt, bei der die Grausamkeiten von Dracula zu Tage treten, die sich bis heute fortsetzen …
Der in Schäßburg geborene Vlad Tepes war schon zu Lebzeiten eine Legende. Über seine Gräueltaten kursieren im Westen die unterschiedlichsten Geschichten (während im Osten ganz andere Varianten kursieren), und nicht zuletzt lieferte er einen Teil der Vorlage für Bram Stokers “Dracula”. Sein erstes Grab vermutet man in der Klosterkirche auf einer Insel im Snagov-See. Als man es öffnete, fand man es jedoch leer vor. Das passt als Grundlage für den Vampirmythos ganz gut ins Bild, denn wenn er nicht in seinem Grab liegt, könnte das durchaus bedeuten, dass er noch lebt. In dem berühmten Roman von Elizabeth Kostova tut er das tatsächlich.
David Morrell hat in seinen drei De Quincey-Romanen den historischen Kriminalroman unendlich bereichert. Nicht nur, dass sie zum besten zählen, was es auf dem Sektor des viktorianischen London zu lesen gibt, es ist auch eine Meisterleistung der Recherche. Vater und Tochter De Quincey werden im Grunde nur von Sherlock Holmes selbst übertroffen, mit dem einen Unterschied, dass es De Quincey wirklich gab.
Roberto Bolaño ist einer jener Autoren, die ihren berechtigten Ruhm erst posthum erlebten (wie in solchen Fällen üblich, nicht mehr persönlich). Tatsächlich handelte es sich um einen Erfolg von dramatischen Ausmaßen. Nur sechs Wochen vor seinem Tod, im Alter von fünfzig Jahren, wurde er von einer Gruppe seiner Kollegen auf einer Konferenz in Sevilla als einflussreichster Schriftsteller seiner Generation gefeiert.
Julio Cortázar war einer der Begründer des so genannten lateinamerikanischen Booms. Er war Romancier, Lyriker, Dramatiker und Essayist, vor allem aber – und das ist der Kern seines Werkes – ein eifriger Erzähler von Kurzgeschichten. Er begann sein Werk unter dem Einfluss des Surrealismus. Seine phantastischen Erzählungen beginnen meist mit einer alltäglichen Szenerie, in die unerwartet das Fremde, das Unheimliche einbricht. Auch seine Tätigkeit als Übersetzer, u.a. der Erzählungen Edgar Allan Poes, beeinflusste sein Werk.
Viele phantastische Geschichten können sich einer thematischen Ähnlichkeit nicht entziehen. Oft scheint es, als stünden sie in Beziehung zueinander, als seien sie verbrüdert und durch eine Röhre miteinander verbunden. Viele dieser Geschichten haben gemeinsame Einflüsse wie Arthur Machen oder H. P. Lovecraft, während andere unheimliche Elemente verwenden, um zeitgenössische Stimmungen einzufangen. Manchmal sind diese Verbindungen offensichtlich, in anderen Fällen muss man sie mehrmals lesen, um sie zu verstehen. Dies ist bei Julio Cortázar der Fall.