Kult!

Monat: November 2016

Zweites surrealistisches Märchen (Pilze zu Gast)

Geschrieben von A. Anders und Michael Perkampus

C: Könntest du dir – und ich frage das ohne Hintergedanken – sonnengebräunte Pfifferlinge vorstellen, die eines Tages ihren Standort wechseln wollen? Und jetzt die eigentliche Frage: müssen sie nicht bei uns vorbeikommen, wenn sie ihr Ziel je erreichen wollen?

A: Aber doch, ja, ich denke, sie sollten sich Beine machen und recht flink bei uns vorbeikommen. Dann gesellen sich zu Flora und Faun auch die Fungi. Ich mag die Plasmodien der Gelben Lohblüte gebraten als “caca de luna” (“Mondkacke”). Pilze sind hübsch. Besonders die mit den Häubchen, den Schwammporen oder Lamellen.

C: Sie leben ja auch zu Mars, die Pilze. Da müsste sich doch was machen lassen, um für immer in den interstellaren Gebräuchen zu verschwinden? Sind sie erst da, werden sie schnell flach und alt. Sie seibern Stoffe von hoher Qualität und drängeln nicht wissentlich. Mehr von der Hinterfotze, also heimlich. Nun, du deckst den Tisch und ich suche in den Winkeln. Da fand ich noch immer von Spinnen geröstete Hüllen einst blühender Larven.

A: Dann sind sie, wenn sie auf meinem Tellerchen landen, flunderflach? Ist ihr Durchmesser dann nicht um ein Beträchtliches gestiegen? Wie soll ich sie dann verspeisen können? Klingt, als bräuchte ich danach einen “Fotzenspangler”.

C: Oh ja, ja oh! Sie sind dann so grooß wie einmal um die Oberfläche Gottes gelegt. Wie soll ein kleines Schnütchen wie das deine alles auf einmal wagen? Es gälte, sofort den Yogi – so man kennt – anzurufen, um eine fernöstliche Fressmethode zu erlernen. Wir machen es uns einfacher. Du wirst sehen: mit einer frisierten Kettensäge lassen sich auch Flunder brechen und in schlummernde Frittengröße schneiden. Aber horch! Da klingelts’s schon!

A: Äh, Monsieur Frits holt di Kättensege aus där Schübläd. Nurzu! Werden ja sehen, ob der Lappen Gottes nicht rechtzeitig über den Tellerrand schaut und hüpft. Vielleicht zieht er dann, höchst beleidigt, ziharmonisch reisend von dannen und es ertönt eine kosmische Melodei …

(RÖÖÖÄÄÄÄÄMMM BRABA BRABABA BRA, FROMM FROOOOOMM … (lautes Geschrei, das sich verbietet hier in Worte zu fassen. Und dann kippt auch noch irgendwo ein verdammter Stuhl um!)

ENDE

Crash

Der Druck auf meine rechte Körperseite,
auf diese Extremitäten,
die Knochen,
die äußeren Flächen.
Das Hervortreten der Schulterblätter.
Die Unterbindung des Blutflusses der Beine.
Das Gras berührt,
die Wange den Boden.
Das Klaffen der oberen Lippe.
Die Beckenschaufel wieder und wieder

           in Erde bewegt.
Die starkschnellen Schläge.

Links, unter meiner Brust.
Unter den Rippenbögen, die flache Atmung.
Die Weite von vorn,
von hinten Wärme.
Die Haut deiner Hand.
Das Blut schmeckt eisern.

»Maybe the next one. Maybe the next one.«
(angelehnt an die Romanverfilmung "Crash" von David Cronenberg)

Erstes surreales Märchen (als Dialog)

M: Würdest du von goldnem Mottenstaub mich umringt wissen – wie wäre dann dein Vorschlag, unter rettende Trauben zu eilen? Oh, und start müsste es außerdem sein.

A: Du würdest nicht wissen, wie dir geschieht! Es wär’ dir, als bekämst du die Motten.

M: Die mir, wie gehabt, unter den Biberpelz fahren, um die Kissen zu kitzeln, die ich einst unter meiner Haut versteckte? Aber kannst du mir nichts Bessres raten, als tatenlos die Falle zuschnappen zu lassen?

A: Nein, von solchen Motten kann die Rede nicht sein! Ich sag dir, wenn ich’s täte, du schnapptest nach mir, schnapptest mit den Händen hier und dort, schnapptest als wolltest du sie, die Motten, fangen, die dich streifen mit wimpernem Aug’, hie und da, hie und da dich kitzeln, denn du sähest mich nicht. Doch ich nähme von dir das goldene Puder und knetete draus dir zwei Schuh, die dich windgeschwind ins Tal der Zwölfmittagsuhr bringen, zu den Wölflingswiesen und Käfermarien. Dort, wo der Schleierbaum steht. Denn nur unter diesem kann ich dir erscheinen.

M: Dann ist Windeseile geboten, das Mopezoid aus dem Kerker zu holen und mit ihm – fusch – hinweg gerast, durchs Tal der drei Glocken (wo man einst eine Jungfrau hat Jungfrau sein lassen, bis sie dann als Jungfer starb), über die Hügel der glorreichen Witzschänke (die heute keinen Wirt mehr findet, des maroden Kellers wegen), und hin zum Schleierbaum, den ich mit dir zusammen doch in meiner Kindheit ersann (als ich noch nicht der Körper war, sondern nur ein Raunen unter Liebesfenstern.). Du wartest, ja?

A: Ja hört’s denn nicht zu?! Was will es faul die Räder mühen, der Stadt eine Küss-meinen-Staub-Wolke zu hinterlassen. Nein, der Staub muss zu Teig, der Teig zu deinen Schuhen werden, die dich zu mir bringen. Von meiner Hand zu deinen Füßen. Denn ohne das, bleibt Staub nur immer Staub. Und sei er noch so golden. Es vermengt sich nichts.

M: Aber ich hatte doch nur geschwinde Winde im Sinn. Da muss ich gleich gestehen, wie mir die Sockpocken erst jüngst kuriert wurden, so dass ich vielleicht ignoriert habe, was da Gutes unter mich zu bringen sei. Aber ich will es noch einmal versuchen: trompete die Füße an und bewedel’ sie dann mit Eukalyptuslikör. Und dann eile ich. Per pedes, versteht sich, so nämlich, wie mir geheißen! Ja.

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