Kult!

Monat: Mai 2018

Die Familie des Vampirs (Hörspiel)

Die Familie des Wurdalak – Unveröffentlichtes Fragment eines Unbekannten ist eine Schauerromantische Erzählung des russischen Schriftstellers Alexei Konstantinowitsch Tolstoi, die von ihm 1840 in Französisch unter dem Titel La Famille du Vourdalak. Fragment inédit des mémoires d’un inconnu verfasst und erst 1884, nach seinem Tode, in der Zeitschrift Russki Westnik (Russischer Bote) in seiner Muttersprache veröffentlicht wurde. 1950 erschien sie dann in ihrer Originalversion.

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Am alten Holzplatz

Wir hatten damals eine Art Sommer gesehen, er war kaum zu unterscheiden
von einem gedanklichen Licht. Immer dann, wenn ich alleine bin, erinnere
ich mich an Skulpturen von bleibendem Wert. Am ersten Kaugummiautomaten
zog ich einen Strawberry Stroke, der sich in einem ausgekauten Kaugummi
verfing. Er rollte einsam über die Straße. Ich befreite ihn aus seiner
Nervosität. Aber es gab – ein paar Schritte weiter – einen anderen –
Assorted Fruit Flavor – er zerbröselte im Mund und fügte sich schwer in
seine Kauform.

Es ist grün, wenn man es will.

In 1000 Jahren wird das 21. Jahrhundert das Mittelalter gewesen sein.

Spukhafte Fernwirkung

Von diesen Erlebnissen habe ich mir Skizzen gemacht. In einem Gewirr stecken Säfte fest, Disteln durchreißen nadelstichig die nahe Umgebung, Trampelpfad, Trampelerschütterung, Schritte offener Sohlen, behuft weiterziehen. Nirgend Ziel. Nirgend Beginn. Tal hinter Wildnis, Kot abdichtet der Häuser Fud. Konzert für Jazztrompete und Einhorn, ein Mündel wippt auf einem Stab, Brennholz, soweit das Auge / Alle Gleichzeitigkeiten in Glockenblumen schwenken. Die Welt eine Theorie aus Zufall, der schöne Tod ein Gebein im Kleid, Humor ein Rauschen der Silben; die Sprache erstickt: Teerkotze haftet an den Lippen, Zungen vergeudet. Ein letztes Atom, ein letzter Blick über die ausgerenkte Schulter. Der Nebel folgt. Meine Haut strafft sich Tag und Nacht wie der Klee, die Weichheit, die Form, vergessen ist nicht ein Jota. Vergessen ist nicht ein Fenster: was draußen war, was drinnen ist: anderswo, zu jeder Zeit: das Ticken der Ur-Uhr.

Die ausgegorenen Eventualitäten, spukhafte Fernwirkung zwischen den Quantenteilchen. Ob ich das jetzt (Schnipsel der ich bin) gebrauche, ob es einen Ort dafür gibt, Wasserstraßen hinein ins Herz der Finsternis (und sie weideten ihn aus, bevor sie neues Leben in ihn taten).

Sie trat durch die Tür: »Mein GOtt! So viele Universen wieʼs hier gibt, habʼ ich ja noch nie geseh’n!«

Das eingeschworene Raupenmaß

Räumt man ein, dass es Unglück bringt, die Dinge mit einem anderen Namen zu versehen, als den, den sie selbst genannt haben (manche schweigen länger als andere, vielleicht schon in Gedanken an einen vorsätzlichen Betrug, der sie das erste Ding sein lässt, das einen falschen Namen genannt hat), wird man sich der Dinge intensiver bewusst werden, die auch dann Dinge sind, wenn sie nur gedacht werden, wenn sie nicht an ihrer Dinglichkeit gemessen werden können, sondern vielleicht nur an der Aura ihrer Dinglichkeit. Das Laternenglas ist ein ganz konkretes Ding, und ohne zu zögern wird es seinen Namen nennen; anders verhält es sich bei einem eingeschworenen Raupenmaß. Auch dieses Ding zögert nicht, seinen Namen recht zügig zu äußern, in der Gewissheit aber, dass es genauso gut ein Name unter falschen Voraussetzungen sein könnte, eine betrügerischer eben. Da man ein Ding unter keinen Umständen fragen darf, wie es zu diesem Namen gekommen ist, wird man kaum imstande sein, sich eine Brücke zu bauen, wenn man eines Tages gezwungen ist, sich daran zu erinnern. So könnte schnell ein Unglück heraufbeschwörendes ›eingefrorenes Raupenmaß‹ daraus werden, schlimmer, ein ›geborenes Raummaß‹. Es ist bis heute nicht abzusehen, was das bedeuten würde.

Darren Aronofskys “mother!”

Am 5. September 2017 feierte dieses psychologisch herausragende transzendentale Drama Premiere. Es wurde bei den 74. Filmfestspielen in Venedig gezeigt. Am 14. September kam es zu uns in die Kinos. Nicht wenig Applaus, aber auch jede Menge Buh-Rufe hat es geerntet. Als misogyn oder platt-feministisch wurde es bewertet. Gar biblisch wurde es ausgedeuet.

Jennifer Lawrence; (c) Paramount Pictures
Jennifer Lawrence; (c) Paramount Pictures
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Königsberger Klopse

Das untergegangene Preußen hat sich viele seiner Begrifflichkeiten aus der französischen Mode abgeschaut. Eines dieser französischen Wörter, nämlich „escalope“ wurde zum „Klops“, gemeint ist damit natürlich ein Fleischbällchen. Die berühmten Königsberger Klopse gibt es in vielen Varianten, man kann aber davon ausgehen, dass die Ostpreußen in der Hauptsache Hering unter das Rinderhack mischten, während es bei Hofe unbedingt Sardellen sein mussten. Der Siegeszug dieses eigentümlichen Gerichts verlor mancherorts den Fischanteil ganz, was aber essentiell blieb, waren Estragon, Senf und natürlich Kapern. Laut der Legende wurde Fisch dem Hack nur dann beigemischt, wenn die damals teuren und luxuriösen Kapern nicht bei der Hand waren. Vergessen werden darf allerdings nicht, dass es das Hack, wie wir es heute kennen, erst seit 1850 gibt, da vorher kein Fleischwolf zur Hand war. Will man historisch zu Werke gehen, muss das Fleisch (in der ersten Stunde dieses Gerichts handelte es sich um Kalb) zunächst mürbe geschlagen und dann geschabt werden. Die französischstämmige Kapernsorte Nonpareilles dürfte dabei als das Nonplusultra gelten, und es versteht sich von selbst, dass es dann auch Dijon-Senf sein muss. Weißwein, Butter, Sahne, ein Hauch von Muskat und Zitronenschalenstaub runden das Bild dieses Klassikers ab.

Nur Beute

Am Anfang war nichts, nur Beute. Aber eine Welt musste her.

Die Welt besteht nicht so sehr aus dem Zusammenspiel zwischen Molekülen und Geist, sondern aus Sprache. Und daran erkennt man so einiges.

Ich bin jetzt hier. (Und die Frage geht: War ich je woanders?). Ich bin durch Räume geschritten und nicht durch die Zeit. In einer Epoche zu leben bedeutet, in einer anderen Epoche nicht zu leben; die Wahl fällt hinterher, die Aussage, ob man das wollte. Wenn man sich für ein Irritativ entscheidet, lebt man eine  Epoche in einer anderen. Das wird schwer, vor allem mit dem Kleidern, aber auch mit der Sprache oder dem Gestus. Oder dem Essen. Aber vor allem mit den Kleidern, die nur noch die Fassade leisten können, ein oberflächliches Zelt, hinter dem sich kein Kacksand befindet, kein Dunggeruch der Heimeligkeit, sondern der harsche Zeitwandel einer eklatanten Nichtskönnerei.

Gespräch über die Kunst (mit Albera), die sich selbst genügt, die nur aus sich heraus und für sich ist, ausgehend von der Frage nach dem Sinn; ein interessanter Bogen, der zum Existentialismus führt.

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