Kult!

Monat: Dezember 2016

Lebensgeister

Es ist da, das absolute Wagnis, alle sich überschlagenden Ereignisse miteinander zu verweben. Zeitturbolenzen treten an verschiedenen Stellen des Lebens gehäuft auf.

Ich passiere Sandbänke, die wie Walrücken aus dem Ozean stechen, ruhigere Gewässer waren das, als ich noch mit mir selbst Karten spielte, das Würfelglas hob.

Jetzt schreckst du aus dem Schlaf. Dir gilt das Hochzeitslied, dir gilt der Ris, dir gilt das zertrümmerte Türchen, macht hoch das Tor, das Tor mach weit; struwwelpeterst im Bett, beginnst betäubt von Liebesträumen wie wild geworden zu schreien, gehst mühelos über das hohe c hinweg. Die menschliche Stimme, welch Zauber, der Einbruch in eine sichere Umgebung.

Ich ziehe es vor, eine Skulptur zu formen, nehme mich der Salzsäule an, Sodom und Gomorrha im Schlafzimmer. Wie klar ich sehe, als würde ich träumen. Das enthauptete Huhn flattert noch einmal auf und davon.

Sieben Minuten

Ich putze das Blut vom Boden auf, die Flecken und das Blut, schlage eine Seite eines Buches auf, streiche Sätze durch – das ist wie Geld verbrennen.

Es wird immer dunkler, ich bin eigentlich schon müde, der letzte Bus ist seit einer halben Stunde durch.

Ich sitze auf einem Plastikstuhl und warte, putze und streiche Sätze. Hinter der Theke hängt eine Bahnhofsuhr, die mir bedeutet : noch sieben Minuten.

Zähle die Hühner, die sich um die eigene Achse drehen, drei Spieße um einen größeren Metallstab. Dieser Tod riecht angenehm, noch drei Minuten.

Das Abendrot entreißt sich der Natur wie ein schwarzes Schaf der Familie trotzt, um schwarz zu bleiben.

Die Unwissenheit; die Frage der Vergangenheit macht sie zu einem Rezept der Freude, sich selbst in jede Straße zu spülen.

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