Kult!

Monat: März 2017

Radsfatz

Heute sind wir das erste Mal auf unseren Böcken den Berg hinunter zum Feneberg gezickelt. Um uns wasserlösliche Feennuggets zu kaufen, die so gut wie immer auf unseren Neonpostitz notiert sind, die wir uns in der Hoffnung eines in die Zukunft reichenden Weitblicks schreiben. Einer, der uns im Hier und Jetzt die Aura der Lebensmittel wahrzunehmen vermöge macht, die bald durch ihr Nichtmehrvorhandensein in unserer Kemenate glänzen werden. Klappt aber nicht immer. Hinzu kam noch ein Sack Kartoffln, zwei kleine ovale Bassins mit eingelegten Heringsfilets & ein O-Saft (o o). Wir waren schnell, radsfatz! Wie auch du es die letzten Wochen mit der SANDSTEINBURG warst. Wir haben nun über 800.000 Zeichen, wir sind jetzt bei Seite …, vermeldest du immer am Ende der verrichteten Arbeit eines Tages (manchmal auch einer Nacht) an ihr. Wir …: als ob ich sie mitgeschrieben hätte. Klammheimlich womöglich. Was ja feuchtversteckt bedeutet, denke ich über dieses Wort nach, das sowohl vom Wetter als auch von einer tiefen, engen Gebirgsschlucht erzählt, in der ein Wildbach fließt oder reißt. Die heimliche Nässe im Stoff und den Dingen. Denn: Vor allem aus Wasser bestehen wir. Sehr falsch dagegen, wie du erst kürzlich anmerktest, ist der Ausspruch: Bedenke Mensch, dass du Staub bist und wieder zum Staub zurückkehren wirst. Asche zu Asche usw.. Wieder zu Erde zu werden ist mir ja nachvollziehbar, jedoch ein Nymphenbad in ein Marienstaubbad zu verwandeln, würde aus uns ganz andere Wesen machen. Sehr trockene und flüchtige im Angesicht des Windes. Stets Verwehte wären wir, die nichts hält, solange kein Regen, kein Wasser uns bindet. Ähnlich den Orten und Wesen der SANDSTEINBURG. Wabernde, fragmentarische und doch ineinander verwobene Welten eines Kosmos, der sie ermöglicht und doch nicht inne hat. Faszinierende Erscheinungs- und Formenreichtümer, wie wir sie vom Mandelbrotmännchen kennen, die sich stetig wandeln und neuern. Welten, wie wir sie in der Welt vorfinden können, können wir es noch, wie es unserem eigentlichen Wahrnehmungsvermögen entspricht / entsprechen könnte, unterlägen wir nicht auch der Fähigkeit dieses Vermögen unseres Bewusstseins eichen und formen zu lassen.

Verlorene Vergangenheit

Heute kam nach sieben Jahren, die ich nun bereits wieder in Deutschland bin, der Rest meiner Manuskripte und Bücher an. Fabienne, die wirklich eine ausgezeichnete Archivarin ist, hat Bilder, Briefe, Romananfänge mitgeliefert, von denen ich gar nicht mehr wusste, dass es sie gibt, teilweise bis in die 80er Jahre zurückreichend, als ich noch für das Theater arbeitete. Es waren Studioberichte dabei, als ich meine ersten Hörbücher einlas, Zeitungsberichte und eine Menge skurriler Dinge mehr. Teilweise kann ich gar nicht glauben, dass dies wirklich mein Leben war – aber natürlich weiß ich es besser. Schließlich war auch das Manuskript einer Story von Christian Kind, dessen Nachlassverwalter ich ja bin, dabei.

Wege sind kaum mehr zu finden

Dorfstraßen sind mächtige Wege; das heißt, sie waren es früher einmal. Heute gibt es nur noch Straßen, Wege aber sind kaum mehr zu finden. Der Unterschied besteht darin, dass Straßen irgendwo hin führen müssen, deshalb bewegt man sich auf ihnen, man will die Strecke schnell bewältigen. Ein Weg hingegen ist zum Flanieren gedacht, nicht allein, um anzukommen. Wo auch sollte man ankommen wollen?

Früher war alles besser; aber nur, wenn man heute lebt. Fortschritt ist doch nur das Fortschreiten – das sich-entfernen – vom Guten. Vergessen wir dabei nicht, dass ein Gutes kein Paradies ist, kein endgültiger Zustand des Bestmöglichen; das Bestmögliche nämlich meint keine Existenz. Im Leben kann die Grausamkeit nicht ausgeblendet werden, sie kann nur durch etwas Gutes gemildert erscheinen. In anderen Fällen erreichen wir das Gute überhaupt erst jetzt. Dabei gibt es allerdings kein Wir. Wer spricht, ist entscheidend. Früher war alles besser, weil die Illusion noch funktionierte und weil es etwas Natürliches gab – und das Analoge.

Kaffee bei Birnstiels

Kaffee gibt es in den unterschiedlichsten Höhenlagen, deshalb natürlich auch in Kempten. Wer es gerne hat, dass sein Kaffee nach alten Zeitungsrollen und Druckerschwärze schmeckt, der beehre den Herrn Birnstiel, seines Zeichens freilich kein Kaffee-Ausschenker wienerischer Couleur, sondern hoheitlicher Marketender für Druckartikel aller Art – und einer der letzten einer aussterbenden Zunft.

Presse Birnstiel

Heute empfing er den Meister ganz im Blüschen, mit Schlips und ordentlicher Bommelei, festlich und fesch, gekämmt und adrett. Ein stattlicher Zeitungswaren-Vorzeiger (der sich auch mit Tabak, Haschischpfeifen und – nur so zum Spaß – einem Kaffeeautomaten brüsten kann. Man kann sich hier im Laden schlicht über alles unterhalten: Knötchen in der Brust, wo bekommt man ein bezahlbares Hirschgeweih, war die Fußpflegerin heute wieder schick?; bei Presse Birnstiel tobt der Figaro-Gedanke wie sonst nirgends mehr. Hätte Kempten eine Mutter, dann hieße sie Herr Birnstiel. Weiland kaufe ich meine wie auch immer gearteten Heftchen dort, die dann, Opfer jeder Sammlung, irgendwo im Keller lagern. Aber nicht diesmal. Diesmal bin ich auf der richtigen Spur, die da lautet: Hochphilosophie. Im Zeitungsschlabberladen? Oh ja, denn ich habe es auf die Buchrücken der LTBs abgesehen, Kater Karlo als intergalaktischer Schurke. Ist das nicht very well by the way? Tröstet euch: auch wenn der Kaffee für umme war, er schmeckte nicht besser als ein angebohrtes Leitungsloch und ich habe ihn dennoch getrunken. Wird das Auswirkungen auf meine Gesundheit haben? Ich glaube nicht, denn selbst die schlimmste Kloake verwandelt sich in Kempten in ein übersinnliches Tröpfchen aus dem Acheron.

Das Phantom der Oper (Hörspiel)

Phantom der Oper

Seit 1986 immer wieder aufgeführt, fällt einem eher der Name Andrew Lloyd Webber ein, als jener des tatsächlichen Urhebers. Der da hieß: Gaston Louis Alfred Leroux. Der ein französischer Schriftsteller und Journalist war, der seinen Roman Le fantôme de l’opéra 1910 schrieb. Der große Durchbruch dieses Werkes ist jedoch nicht allein Webber zu verdanken, der es gemeinsam mit Richard Stilgoe im Her Majesty’s Theatre in London zum ersten Mal auf die Bühne brachte, sondern auch Rupert Julian, der es schon 1925 über die Leinwand laufen ließ. Weitere Verfilmungen folgten bis heute. Veröffentlicht wurde das Das Phantom der Oper zum ersten Mal in Fortsetzungen in der Zeitung Le Gaulois vom 23. September 1909 bis zum 8. Januar 1910. Zudem existieren 4 Bühnenfassungen des Stücks.

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