Das Labyrinth ist ein Zeichen, das viele verschiedene Zeichen in sich birgt. In einer Fülle komplexer Darstellungen und Deutungsmöglichkeiten führt es hin und her, biegt immer wieder ab und führt schließlich zur Mitte.
Eine der Bedeutungen des Labyrinths ist, dass alles, was existiert, sich niemals schlussendlich festlegen lässt. Das frühgeschichtliche Labyrinth, das man bei Ausgrabungen eines Palastes in Pylos in Griechenland fand, hat einen kreuzungsfreien und vorgegebenen Weg, der auf verschlungenen Pfaden sicher zum Ziel und wieder hinaus führt. Man kann durchaus davon ausgehen, dass das Labyrinth mit Initiationsriten, erotischen Hochzeitsspielen und Tod-Wiederkehr-Mysterien in engem Zusammenhang steht, denn die ältesten Zeichnungen sind nahe an Kultanlagen platziert.
In der Ilias wird ein Pendeltanz im Zusammenhang mit einem Herbstritual beschrieben. Tanzvorstellungen sind auch auf alten Tonkrügen zu sehen, die hier Kranich- oder Jungferntanz bedeuten.
Das Labyrinth (und das soll hier nicht verschwiegen werden) ist ein weibliches Symbol, es steht immer in Verbindung mit der Göttin oder der Erde. Erinnern wir uns:
Ariadne hatte den Faden des Wissens in der Hand und gab ihn weiter.
Ich habe das Labyrinth als Sinnbild meines Werkes gewählt. Ich bin weder der erste, noch werde ich, da bin ich mir sicher, der letzte sein. Der Unterschied aber zu allem, was man über das Labyrinth weiß, ist in der Literatur ein anderer gegenüber den historischen Tatsachen. Schlegel führte 1798 die Arabeske in die Literatur ein und verband damit die Vorstellung märchenhafter Phantastik, ironischer Leichtigkeit und überquellender Fülle, von Poe wissen wir, dass er in seinen Geschichten vom Arabesken den Akzent auf eine groteske Verzerrung der Welt hin zum Dämonischen legte. Besehen wir uns die Ornamentik einer arabesken Darstellung, fällt es uns sehr leicht, darin ein Labyrinth zu erkennen. Denken wir uns ebenfalls eine Wüste als Labyrinth und: eine Bibliothek.
Ich kann mich täuschen, aber die besten Dichter waren labyrinthische Schreiber, die stets mehr wagten, als bornierte Beschreibungen in die Welt der Unterhaltung zu liefern. Ein Labyrinth unterhält nicht sondern bietet nicht weniger als den Zusammenhang des ganzen Universums.
Und es wird erzählt von einem Weibe, das sich hat ihre Schamlippen ritzen lassen, so dass darauf, auf ihrer zarten Haut, ein Schmetterling zu sehen war, und dieses Weib wohnt im Hause der Labrys, das umgeben von schweren Steinpfeilern die Doppelaxt in ihren Händen hält. Das Haus ist in der ganzen Welt als Labrynthios bekannt.