Bücher sind heute hauptsächlich reine Nutzgegenstände. Bibliophile Menschen gibt es nur noch wenige, vor allem, weil man sich „echte“ Bücher kaum leisten kann. Zwar bezeichnen sich viele Sammler nach wie vor als bibliophil, sie sind es aber nicht, sie horten im Grunde eben nur „Nutzgegenstände“. Die Kunst, Bücher herzustellen ist dennoch nicht ganz verschwunden, aber hier geht es eben nicht um das, was den modernen Leser ausmacht. Unweigerlich kommt neben der Seltenheit eines kostbaren Exemplars irgendwann die Frage auf – so man sie denn stellen mag – was denn die merkwürdigsten Bücher sind, die jemals hergestellt wurden. Und erst dann befinden wir uns im Gefilde der Bibliophilie. Selbstverständlich gibt es eine Menge bizarrer Bücher, gerade im Bereich des Okkulten. Die aber sind nicht wirklich rätselhaft, auch wenn sich vieles darin dem Verständnis entzieht. Ich habe einmal 5 Bücher aufgelistet, über die man sich tatsächlich den Kopf zerbricht.
Das Voynich-Manuskript
Von diesem Buch hat jeder Buchliebhaber schon einmal gehört. Es lässt sich auf das 15. Jahrhundert datieren und hat – den Bildern nach zu urteilen – einen botanischen Hintergrund. Allerdings sind die Tuschezeichnungen und abgebildeten Pflanzen völlig unbekannter Herkunft. Begleitet werden die Bildtafeln von einem nicht entzifferbaren Text. Es gibt viele astronomische und astrologische Karten sowie zahlreiche weibliche Akte, die mit geschwollenen Bäuchen und verbunden mit Röhren und Kapseln möglicherweise auf einen seltsamen Fortpflanzungsritus anspielen. Ebenfalls vertreten sind viele Zeichnungen einer großen Vielfalt an Pflanzen, Kräutern und Wurzeln in verschiedenen Gefäßen. Aber nichts davon entspricht einer irdischen Pflanze.
Es bleibt nicht aus, dass die Spekulationen über dieses unbegreifliche Buch ins Bodenlose sprießen. Manche behaupten, es sei ein Medizinbuch aus einer weit entfernten Galaxie. Oder das Notizbuch einer Hexe. Eine ganze Heeraschar an Sprachforschern beschäftigen sich mit diesem Phänomen, konnten aber die Sprache bis heute nicht entziffern.
Benannt ist das Buch nach dem Antiquar Wilfrid M. Voynich, der es 1912 kaufte. Zuvor hatte das Manuskript einen recht illustren Kreis an Besitzern, zu dem auch Alchemisten und der deutsche Kaiser Rudolf II. aus dem 16. Jahrhundert gehörten, der es für das Werk des englischen Philosophen Roger Bacon hielt.
Codex Seraphinianus
Die Ursprünge des 360 Seiten umfassenden Codex Seraphinianus sind nicht allzu mysteriös, sein Inhalt hingegen schon. Das Buch wurde ursprünglich 1981 veröffentlicht und ist im Wesentlichen die illustrierte Enzyklopädie einer imaginären Welt. Es wurde von dem italienischen Künstler und Designer Luigi Serafini geschaffen, der sagte, er wolle das Gefühl nachempfinden, das er als kleines Kind hatte, bevor er überhaupt lesen konnte, und wie es für ihn war, das erste Mal eine Enzyklopädie zu öffnen. Alle Bilder und Diagramme sahen für den kleinen Jungen sehr geheimnisvoll aus.
In einem Vortrag an der Universität Oxford im Jahr 2009 behauptete Serafini, dass der Text des Buches, den er in einer Art „automatischem Schreiben“ verfasst hatte, keine wirkliche Bedeutung habe. Natürlich könnte man denken, dass das Universum (oder ja nach Wahl eine Gottheit) durch Serafini sprach, auch wenn das gar nicht seine Absicht war.
Der Codex zeigt surreale Pflanzen, Tiere, Nahrungsmittel, Maschinen und menschliche Praktiken, aber alles ist merkwürdig verfremdet und dem Traum näher als der Welt, die wir glauben zu kennen.
Codex Rohonczi
Wir wissen nicht viel über den 448-seitigen Codex Rohonczi. Dieses illustrierte Manuskript tauchte im 19. Jahrhundert in Ungarn auf und hat die Menschen seitdem verblüfft. Wir wissen nicht, wer ihn verfasst hat, wo er entstanden ist oder was darin steht, da der Text in einem mysteriösen Alphabet mit fast 200 Symbolen geschrieben ist.
Die Illustrationen in dem Buch reichen von militärischen Schlachten bis hin zu religiöser Symbolik, die an das Christentum, den Islam und möglicherweise sogar an den Hinduismus erinnern.
Die möglichen Ursprünge des Manuskripts wurden in Indien, Sumerien oder dem alten Ungarn gesucht. Aber bevor nicht jemand den Code geknackt hat, werden wir es nicht wirklich wissen. Wer möchte, kann sich gerne selbst daran versuchen, denn er ist in seiner Gesamtheit online einzusehen.
Die Smithfield-Dekrete
Diese vom Papst Gregor IX. im 13. Jahrhundert in Auftrag gegebene Sammlung des kanonischen Rechts könnte für die damalige Zeit ziemlich verbreitet und wahrscheinlich ziemlich langweilig gewesen sein. Stattdessen brachten die bizarren Illustrationen, die es in diesem Buch zu finden gibt, dieser Handschrift einen mystischen Status ein.
Das Buch enthält viele Szenen mit mörderischen Riesenkaninchen, einem mittelalterlichen Yoda, Bären, die gegen Einhörner kämpfen, sowie seltsame menschliche und tierische Praktiken. Vielleicht hatten die Mönche, die diese Bilder zeichneten, etwas in ihrem Wasser, denn viele dieser Zeichnungen erinnern an den schwarzen Humor von Monty Python.
Das Buch der Soyga
Entdeckt wurde das Buch zunächst von dem elisabethanischen Mathematiker und Okkultisten John Dee. Tatsächlich ist es das einzige Buch auf unserer Liste, das zu den sogenannten Zauberbüchern des 16. Jahrhunderts gehört. Jahrhundertelang war es verschollen, bis es 1994 von einem Gelehrten in den Archiven der British Library wiederentdeckt wurde.
Die fast 200 Seiten dieses Buches enthalten Beschwörungsformeln und Anweisungen zur Beschwörung von Dämonen, zur Ausübung von Magie, zu astrologischen Ideen und anderen Dingen, die niemand wirklich versteht. Es geht die Legende, dass John Dee, als er das Buch im Jahre 1551 fand, ein Medium benutzte, um mit dem Erzengel Uriel über die Bedeutung dieses Buches sprechen zu können. Ein Teil des Buches ist in Latein verfasst, aber demgegenüber stehen über 40.000 Buchstaben, die in 36 Tabellen angeordnet sind und deren Herkunft völlig rätselhaft bleibt.
In Anbetracht des okkulten Charakters des Buches verspricht die Lösung dieses Rätsels eine Offenbarung, auf der angeblich ein Fluch lastet, der besagt, dass jeder, der den Code lösen kann, innerhalb von zwei Jahren stirbt. Das ist immer etwas witzig, denn man kennt den Inhalt des Buches nicht, weiß aber scheinbar immer, was geschehen wird, wenn man es herausfindet. Zwar hat der Gelehrte Jim Reeds den Konstruktionsalgorithmus und die bei der Herstellung der Tabellen verwendeten Codewörter entschlüsselt, der tatsächliche Inhalt und die Bedeutung der Tabellen bleiben jedoch weiterhin rätselhaft.