5 Uhr 45, und einen Traum im Gepäck.
Ein abgelegenes Gasthaus sollte eröffnen, und als ich mich dort vorstellte, schien mein Charme über meine Kenntnisse gestellt zu werden. Von außen war das Gebäude leicht dem Brutalismus zuzuordnen. Beton und Glas, dabei flach. Im Innern war alles etwas altmodisch, aber es gab eine Musikanlage. Untypisch für ein Speiserestaurant. So weit ich weiß, sollten wir nur zu dritt in diesem riesigen Gebäude arbeiten. Interessant war wieder einmal das Urinal, das außerhalb des Gebäudes mit einem schönen Waldblick versehen war. Man konnte den Notdurft-Verrichtenden unbeschwert aus den großen Fenstern der Gaststube heraus beobachten. Tatsächlich lag das Urinal etwas höher und man pinkelte hinunter auf einen Steinquader. Interessanterweise gab es da auch ein Quadrat, in dem man lümmeln konnte und sich traf, so als wäre in der Nähe ein Schwimmbad. Die Wirtin, ein verlebtes, geschminktes Weib, verstand nicht viel von ihrem Job. Dann gab da diejenige, die sich aus dem Restaurant verzog und lieber in der Buchhaltung arbeitete, obwohl sie sich wahrscheinlich am besten ausgekannt hätte.
So weit, so gut. Interessant waren aber die berittenen Geister, die am nächsten Tag kommen sollten, um alles zu prüfen. Sie kamen durch den Wald geritten, stoisch und ruhig (und einzeln). Ihr Gesicht war wie ein Heckenschnitt anzusehen.
Seit gestern versuche ich mich noch einmal an der australischen Schriftstellerin Darcy Coates, die für ihren Cozy Horror bekannt ist und das formelhafte Schreiben für sich perfektioniert hat. Ich kann mich noch nicht einmal erinnern, welches Buch ihr von ihr ausprobierte und abgebrochen habe. Warum also? Es gibt bei ihr Passagen, die atmosphärisch nicht wegzuwinken sind. Vielleicht sollte sie irgendwann mal ihre „Gesammelten Atmosphären“ herausgeben. Es ist ja gerade ein Spukhaus-Hype im Gange, das meiste davon nicht viel Wert. Laura Purcell ist vermutlich die einzige, die diese Phase literarisch überleben wird.