Kult!

Monat: Juli 2016

enzymenklirre

makroskop. gefügeuntersuchung
(640fache vergrößerung)
ätzung schliffen korngrenzen für
merkwürdige schleifvorgänge (metall-
garne) die kenntnisse des apoll
vom belvedere vorausgesetzt, ignudi
ist die grenze zwischen malerei u. skulp
tur, profeten sybillen, sündenfall
vertreibung aus zwickeln u. lünetten
(i für ich kompostiere in nur eine richtun
g) sherlocks regen
pulsar in klemmen (in der klemme=klamm)
teedeckel fallen okay (old kinder hook) fallen sie halt
der stärkere kakao steht rechts
polterdipolter=leben

onduliertes geschlechtshaar, ange
gilbt dann rostrot, die 25 mätressen
(aus mätressen=quark) in
bocksboiteln schlürfen das rotwässrige
aus dem hals, der einem zuber gleicht
einem dünnschichtspeicher (aufge
dampfter magnetschicht), binärwerte
eins und null, schreibleitungen,
singender lichtbogen, den rammfilter
ins trockengestein schlagen

French Press

Nachdem mir heute morgen die French Press auf dem Boden zerschellte, musste ich mich aus dem Haus winden, um Ersatz zu besorgen. All unsere Filter körnen durch den Zellstoff (Pulp ist dann auch eher für Geschichten geeignet, die darauf geascht werden), da nützt der ganze Keramikkram nichts. Obwohl der angenehme Regen viele davon abhält, durch die Straßen zu wuseln, sind mir selbst die wenigen schon zu viel. Und dann wird mir eine vorgeführt, für die der Marketender fast eine Million Groschen will. Was für ein Planet! Bei uns auf der Erde war dies die Art der Kaffeezubereitung, auf die man in Dachstuben Zugriff hatte. Oft waren sie bereits Inventar, bevor man mit seinem Büchersäckel ankam; die French Press und eine Schreibmaschine. Bei Letzterem musste man sich nur noch um das Papier sorgen, auch wenn man erst einmal die Tapete von der Wand reißen konnte, um erste Gedanken niederzuschreiben. Es gab dann immer auch solche, die Schüler abpassten, um ihnen ihre Schulhefte abzuschwatzen, aber zu denen gehörte ich nie, ich benutze lieber Brotpapier, das man in den Bäckereien umsonst bekam. Heute musste ich also wieder Zellstoff-Filter für den Kaffee nehmen, und prompt körnte alles in den Kaffee. Die Partikel ließen sich aber mit dem Schraubenzieher herausheben.

Der Magische Realismus

Wenn Massimo Bontempelli, der die italienische Literatur in den 20iger Jahren prägte, seine ersten magisch-realistischen Werke vorlegt, wird er einer jener Pioniere sein, die einen bisher nicht fest umrissenen Begriff in die Literaturwelt einführen, der sich irgendwo zwischen phantastischer Literatur, Surrealismus und Neuer Sachlichkeit bewegt.

Bontempelli tat das, indem er gegen den Realismus und Naturalismus des etablierten 19. Jahrhunderts und dessen bürgerlichen Geschmack, die Literatur thematisch und technisch zu erneuern versuchte – durch einen Magischen Realismus, der übernatürliche, phantastische Ingredienzien und Begebenheiten, die an sich der Gattung des Märchens und der Mythologie angehören, wie selbstverständlich und so, dass sie den Anschein des Wirklichen und Wahrscheinlichen haben, in eine realistisch geschilderte Alltagswelt integriert.

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Erdmale

So bleibt die Himmelsrichtung sichtbar. Eine Straße, die sich einen Zenit leistet, oder schiebt Gondeln westwärts ins Tal, wo wir lange nicht waren. Sollte es je geschehen, dass wir darüber denken, gibt es nur den Zugang von unten. Haus, in dem wir nachtlagen, aufgesuchte Räume vergaßen, Erde betrachtend einschliefen; Haus, in dem wir Kinder glaubten und Sensationen postschickten. Klingelzeichen überlebten Stromausfall, standen – gepudertes Gesicht – da oder verlangten Einlass von uns allen. Wir warteten, zogen dann ein in den Motorraum, der Wärme vergänglich wegen der Reise ungewiss der Kolbenbewegung Unterhaltung auf dem schmierigen Grund. Niemand, der die verätzten Erdmale aufhob aber ich kann dir nur drei geben, Rest unbekannt.

Temporallappen

Ich habe mir auf igittige Weise den Magen verdorben. Schuld daran ist eine Paprikawurst, die ich gestern im Feneberg kaufte. Die Wurst war nicht etwa verdorben, sie war einfach nur scheiße. Mein Kartenpulk zeigt indessen Die Liebenden. Siehe, siehe (oder doch eher: hört, hört?). Fast ein Temporallappen-Phänomen: Ich ertippe mir Dorothea aufs Neue. Die Erzählung ist dann auch fertig, kühl fast, ohne Wortkaskaden. Symbolisch freilich. Die Joyce-Biographie von Ellmann habe ich jetzt auch wiedergefunden.

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