Kult!

Monat: August 2011

Dreh- und Engelpunkt

Das Bett ist der Ort, an dem man liebt und träumt, die wahre Werkstätte der Literatur, des Dichters eigentliche Heimat, oh Hesperos, Sohn der Eos, sanft und bescheiden und errötend wie ein junges Mädchen, dein Renaissance=Bett im wunderbaren Drang der Liebe, Trank der Liebe, graublaue Augen, oh Mensch, so graublaue Augen, ich kann doch kaum aus meinen Tagen heraus=sterben in die Nächte hinein, Wollust nämlich, Hort der Auflösung, ich kam nackt aus meiner Mutter und trat der Göttin vor den Schoß, steige herab in meine grünen Auen, direkt hinein in mein Gebett im Beet von Aprikosen und Nelken, der Erkenntnisquelle Tod und Thor Geburt und Thor, hold Kreuzungspunkt der Sinne. Sie hat immer da gestanden, am Brunnen. Sie hat dann immer gewunken, am Stall, ging wieder ins Haus und erschlug heimlich Fliegen. Die legte sie in Reih und Glied neben ihre Groschenromansammlung, gegenüber polterte die Tür in den Engeln (Dreh- und Engelpunkt).

Standort : Selb-Plößberg 1981, in einem fremden Garten traf ich Knabe eine junge Frau.

Der Zuchtstuten Zunder

Unser möbliertes Appartement. Zement und Plüsch, eine Achtzigerjahre-Höhle mit grellen Teppichen.

Nichts gehört uns hier, oder dir.
Nichts hört auf uns, oder dich.

Nichts hätte ich über dich, Lustloch, zu sagen, wenn nicht hier auf dem Abort das erste vieler saftiger Ereignisse geschehen wäre, meine Hand, potzblitz, konnte so viel des saftigen Lebens gar nicht halten, wie es sprang, über mich hinweg sprang, an den Kacheln klebte, rann rann, über die Finger rann, auf das Bodenplüsch regnete, das ich nach dem Baden zusammenknüllte wie nachts die Bettdecke, das Kopfkissen.
Die junge Frau, die mit Ludwig jeden Abend im Schlafraum verschwand : ich auf der Couch vernahm das Röhren der Hirsche, das Zwitschern der Vögel. Sie besaß schöne, schwarze Netzstrümpfe, die ich heimlich, heimelig in dir Lustloch trug, mein Arm die neue Belastung herrlich fand, und eines Tages (in der Nacht des Tages) schlug ich die Augen auf, die Blase drückte, ich blies, ich blies die Lichter an, zählte auf dem Boden Höcker um Höcker, zwischen denen ich wandelte in einem Fleischmeer, sog den Schweiß des femininen Stalls, der Zuchtstuten Zunder für immer in mein Gedächtnis.

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