Die Wurzeln des amerikanischen Jazz reichen bis zur Jahrhundertwende zurück… nicht in dieses, sondern ins letzte Jahrhundert.
Im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts hörte man in New Orleans häufig ein Kornett (das einer Trompete ähnelt) laut von den Parkbänken und aus den Fenstern der Tanzsäle schmettern. Ohne formale Ausbildung entwickelte Charles „Buddy“ Bolden einen einzigartigen Improvisationsstil auf seinem Horn. Im Wesentlichen ebnete er dem Jazz den Weg, indem er ländlichen Blues, Spirituals und Ragtime-Musik für Blechblasinstrumente arrangierte. Die Legende besagt, dass er traditionelle Lieder mit seinen eigenen Improvisationen neu arrangierte und so einen kraftvollen neuen Sound schuf.
Innerhalb der heiligen Hallen der NWOBHM gibt es Kultbands, die im Sand der Zeit vergraben liegen und als großes Geheimnis gelten. Die britischen Ritual sind eines davon: Sie wurden 1973 gegründet, waren Zeitgenossen solcher Titanen wie AC/DC und Motörhead, spielten mit ihnen sogar schon 1975 im selben Pub (The Red Cow).
In jenen Jahren hatten es selbst Legenden wie AC/DC oder Motörhead schwer, in Bars zu spielen und sich bekannt zu machen, sie wurden schlecht bezahlt, wurden wegen der Musik, die sie spielten, von Radiostationen boykottiert; und trotz dieser Schwierigkeiten nahm die Geschichte der Rockmusik und des Metal ihren Lauf. Besagte Bands veränderten alles. Allerdings kann man das nicht von Ritual behaupten. Das lag vor allem daran, dass sie keinen revolutionären Sound wie ihre übrigen Kollegen im Gepäck hatten. Aber das ist nicht alles. Irgendein Unglück schien über der band zu schweben, das nicht mit herkömmlichen Pannen zu beschreiben ist. Zum Beispiel wurde auf ihrem Debüt nicht mal das Bandlogo abgedruckt, weshalb man glaubte, die Band hieße so wie ihr Album: Widow. Erst zehn Jahre nach Ihrer Gründung lag ihre erste Scheibe vor. Und die entstand unter prekären Bedingungen, so dass sie einen recht miesen Sound aufweist. Das einzige Glück, das Ritual beschieden war, ist die Tatsache, dass sie zu einer Kultband wurden.
Aber 1983 war es bereits zu spät. Die NWOBHM hatte bereits zu viele definitive Juwelen vorgelegt; die Szene bestand aus Iron Maiden, die bereits vier Meisterwerke auf den Schultern hatte, ihre Bargenossen Motörhead eroberten die Welt, andere Bands wie Saxon brachten Heavy Metal ins Radio, Witchfinder General brachte Doom Metal wieder auf die Tagesordnung und Bands wie Diamond Head oder Angel Witch revolutionierten den Underground wie nur wenige andere, und waren außerdem sehr einflussreich für die Entwicklung des Heavy Metal und seiner zukünftigen Derivate. Man könnte stundenlang Bands aufzählen, die wesentlich mehr als Ritual zum Geschehen beisteuerten. Sie hatten im Grunde alles, um durchzustarten, aber gleichzeitig hatten sie nichts.
Rituals „Widow“ ist zunächst schwer einzuordnen, denn es gibt keine Band, die so klingt. Am ehesten ist die Band noch in einer Reihe mit Pagan Altar oder Witchfinder General zu stellen, denn eines ist „Widow“ auf alle Fälle: ein NWOBHM/Doom-Album. Gemeinsam haben die genannten Bands Themen wie Hexerei oder andere unheimliche Geschehnisse. Da enden die Gemeinsamkeit mit Pagan Altar oder Witchfinder General aber auch schon wieder.
Man darf aber eben nicht vergessen, dass es die Band bereits seit 1973 gab und es ist nicht sicher, ob sie bereits ein Jahrzehnt vorher so klangen. Was auch immer sie aufgehalten hat, sie kamen sehr spät auf die Bühne und einige Bands hatten bereits das gleiche mit durchaus guten Ergebnissen getan. Es wird für immer ein Geheimnis bleiben, ob sie nicht vielleicht doch die ersten waren, die so klangen.
„Widow“ ist ein mysteriöses Album, das mit dunklen und kalten Doom-Vibes gespickt ist. Das Niveau der Songs bewegt sich von Anfang bis Ende auf dem gleichen Level, es scheint sich in seiner Melancholie zu vergraben, und es ist klar, dass man mit dieser Haltung keinen Ruhm erntet.
Was gerade besonders erwähnt werden muss, ist, wie unglaublich düster sich die Platte anfühlt; es ist selten, dass man eine Platte so kalt und beunruhigend findet. Die Band spielt mit einer gewissen zarten Zurückhaltung, um ein konstant düsteres Gefühl zu erreichen. Der Bass ist im Mix lauter als die Gitarre und der Bassist spielt oft diese langsamen, galoppierenden Linien, die sich die ganze Zeit an nur ein oder zwei Noten halten, während die Gitarre mit diesen ätherischen, unheimlichen Leads ihre Harmonien darüber webt. Der Sänger hat ebenfalls seinen eigenen Stil und ist am ehesten mit „Mike“ von Full Moon zu vergleichen.
Das Tolle an diesem Album ist, wie es dieses eindringliche Gefühl so konsequent während der ganzen 35 Minuten beibehält. Es macht süchtig, je öfter man es auflegt.
Man kann ohne Umschweife sagen, dass Twisted Tower Dire eine der wichtigsten Bands des US-Power Metal sind. Das liegt nicht alleine an ihrer hervorragenden Musik, sondern vor allem daran, dass sie da waren, als keiner mehr etwas von traditionellem Heavy Metal wissen wollte. 1995 gegründet, veröffentlichten sie 1999 ihr Debütalbum The Curse of Twisted Tower und blieben bis in die 2000er Jahre sehr aktiv. Sie starteten ihre Karriere also am absoluten Nullpunkt des Genres. Bis auf wenige Ausnahmen gab es kaum Aktivitäten in diese Richtung. Es war dunkel, und Twisted Tower Dire waren das Licht in dieser Dunkelheit und die Fackelträger des amerikanischen Power Metal, die dazu beitrugen, ihn überhaupt am Leben zu halten. Als Band haben sie eine lange und intensive Geschichte, gefüllt mit großen Anteilen an Erfolgen und Tragödien gleichermaßen. Seit acht Jahren hat man nun kaum mehr etwas von der Band gehört, aber die Wartezeit ist vorbei. Mit Wars of the Unknown kam Anfang des Jahres ihr sechstes Studioalbum heraus.
Der Sound der Band hat sich im Laufe der Zeit allmählich weiterentwickelt, und es ist hilfreich, diese Progression zu verstehen, um Wars in the Unknown in ihrer Diskographie richtig einordnen zu können. Im Jahre 1995 gab es als erstes Lebenszeichen das Hail Northern Virginia-Demo, das mit Tom Phillips, einem Gründungsmitglied von While Heaven Wept am Gesang, veröffentlicht wurde. Das demo ist dunkel, im mittleren Tempo gehalten, und episch. Und obwohl es ausgezeichnet klingt, deutet nichts auf die triumphierende, peppige Band, die Twisted Tower Dire irgendwann einmal sein würde, hin. Es folgten zwei Splits, bevor 1997 mit Triumphing True Metal das nächste Demo erschien. Hier haben wir das eigentümlichste Stück ihrer Geschichte vorliegen, da es stilistisch zwar nach Hail Northern Virginia klingt, aber mit Janet Rubin starke weibliche Vocals besitzt. Das war dann auch Rubins einzige Zusammenarbeit mit Twisted Tower Dire (oder einer anderen Metalband), und es ist ein kleiner Einblick in das, was möglicherweise hätte sein können. Aber Janet ging nach Deutschland, um ihre Karriere als Opernsängerin voranzutreiben.
Mit der Veröffentlichung des Debütalbums The Curse of Twisted Tower im Jahr 1999 entwickelten sie dann den Sound, für den sie bald bekannt sein würden. Hier hören wir zum ersten Mal den tragisch verstorbenen Tony Taylor mit seiner charakteristischen Stimme. Entsprechend passte sich der Sound der Band einer mehr riffzentrierten, rasanten US-Power Metal-Variante an. Starke und eingängige Refrains von Tony verströmten hier und da ein wenig europäisches Power Metal-Flair.
Mit Tony begannen Twisted Tower Dire wirklich auf den Punkt zu kommen und veröffentlichten etwa alle zwei Jahre ein starkes Album. Unter ihnen ist Crest of the Martyrs, das zu Recht als eines der besten modernen Power Metal-Alben gilt. Taylor war insgesamt auf vier Alben zu hören und verließ kurz nach den Aufnahmen der Netherworlds die Band.
Der Abgang von Tony Taylor bringt uns zum aktuellen Kapitel in der Geschichte des Twisted Towers. Taylor wurde durch den derzeitigen Sänger Jonny Aune ersetzt, der bereits auf dem Album Make it Dark von 2011 zu hören war. Dieses Album war zweifellos Twisted Tower Dire, aber es bewegte sich leicht in eine neue Richtung. Die Produktion war sauberer und moderner und Jonny brachte einen anderen Gesangsstil ein, wobei der Schwerpunkt noch mehr auf eingängigen Gesangsmelodien lag als vorher. Der naheliegendste Vergleich ist der mit Visigoth, den Helden der neuen Generation.
Und ab dem ersten Track „The Thundering“ geht hervor, dass dieser Vergleich durchaus angebracht ist. Wars in the Unknown begrüßt uns sofort mit Gitarrenmelodien, Jonnys eingängiger Stimme, begleitet von Bandgesang und einem donnernden Bass.
Dies hält den größten Teil der Scheibe über auch an. Es sind jene Twisted Tower Dire, die wir kennen und lieben gelernt haben, und sie sind im bester Form. Die meiste Zeit über bekommen wir Songs, die im Up-Tempo vorgetragen werden, aber es gibt auch ausgezeichnete Mid-Tempo-Hymnen wie „A Howl in the Wind“, die dem Album etwas Abwechslung verleihen. Es ist ein wenig erstaunlich, dass im Wesentlichen jeder Track ein Paradebeispiel der hohen Energie und der bandeigenen Fähigkeit ist, eingängige Hooks zu schreiben. Es gab nicht wenige Kritiker, die skeptisch an dieses Album herangingen, weil es kaum jemand für möglich gehalten hatte, dass Twisted Tower Dire ihre Qualität über so viele Jahre der Stille aufrecht erhalten konnten. Spätestens nach dem ersten Hördurchlauf ist diese Skepsis jedoch zerstreut.
Wars in the Unknown ist kein genredefinierendes Album, wie es Crest of the Martyrs oder The Isle of Hydra sind, aber es ist eine kraftvolle Aussage über Belastbarkeit und Schlagkraft. Es ist eine bemerkenswert eingängige Platte mit vielen Ohrwurm-Riffs und ansteckenden Chören. Insgesamt ist dieses späte Karrierehighlight eine sehr willkommene Ergänzung zu dem hoch dekorierten und großartigen Katalog von Twisted Tower Dire. Nach acht Jahren virtueller Stille zeigt uns die Band, dass sie mit exzellenter Musik noch nicht ganz fertig sind, und darauf kann sie definitiv stolz sein.
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Sehr guter Zusatz. Bereichert das ganze enorm. Danke!