Possenspiele

Schlagwort: Schwarzenhammer (Seite 2 von 5)

Der Elvegust

Das Aufblitzen der Scheinwerfer eines sich nähernder Knudson-Taunus fräst für kurze Zeit einen gespenstischen Schein in die Nacht. Die Häuser entlang der Schlossstraße wirken wie übriggebliebene Kulissen aus Alain Resnais ›Letztes Jahr in Marienbad‹, wo die Komposition stets wichtiger ist als die Aktion, die Sinneseindrücke persönlicher als die Interpretation. Ansaugen, Verdichten, Arbeiten, Ausstoßen. Ein Schattenregister.

Gitternetz der Beobachtung: Verschwunden ist das, was die Pupille nicht streift, ein ungesehener Winkel, möglicherweise ein Scheunentor, ein Stein unter der Brücke, ein Grashalm im Wasser neben dem eigenen Gesicht.

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An einem weinroten Tag

Esrabella Gräf hätte erklären können, warum ausgerechnet hier die Zeit einen Tunnel durch das Granit brach, um Ereignisse zuzulassen, die weit weg von einer modernen Welt angesiedelt waren. Man befand sich bereits in den 70ern, der Mond war längst erobert und in des Menschen Hand, Hawlett Packard stellte einen programmierbaren Taschenrechner her, und nicht zuletzt konnte man sich endlich vernünftige Spannbettlaken zulegen, ohne sich vier Knotenknödel unter die Matratze schieben zu müssen. Und trotzdem …

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Das Schnarren der Feuerglocke

Als sie zum ersten Mal beobachtete, wie sich ein Vogel in vollem Flug über dem Haus in ein Skelett verwandelte, nahm sie sich noch nicht vor, das Haus selbst einmal zu inspizieren. Das kam erst, als sich das Phänomen wiederholte und als es einem ganzen Schwarm passierte. Sie blieb stehen, starrte über die ausgefransten Bäume in den Himmel, hörte noch die munteren Töne über das Tal springen und dann nichts mehr. Die skelettierten Segler fielen senkrecht herunter, auf das Dach, vermutete sie, oder vor die Haustür. Sie stellte sich vor, wie die zarten Knochen durch den Kamin flitzten und in der alten Asche einen Haufen bildeten, wie sich der Staub in diesem leeren Raum verteilte, zu einem Gesicht wurde, das sich dort zwar immer aufhielt, aber nie zu sehen war, weil seine Substanz vor langer Zeit schon niemanden mehr hatte, der sich an sie erinnerte.

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