Der Wechselbalg wird oft mit dem Gestaltwandler verwechselt oder gar in einen Topf geworfen. Die einzige Ähnlichkeit besteht vielleicht in der Täuschung durch eine spezifische Form, aber die Vorgehensweisen und Absichten sind doch sehr verschieden.
Im Mittelalter hatten die Eltern ständig Angst vor den Wechselbälgern. In alten Quellen werden sie auch als Tölpel bezeichnet. Ein Wechselbalg war eine Kreatur, die den Platz eines menschlichen Kindes einnahm und das eigentliche Kind oft sterben ließ. Diese Kreaturen konnten sich angeblich in jede beliebige Form verwandeln, ähnelten ihren Opfern aber nur oberflächlich.
Den Legenden zufolge waren Kinder immer in Gefahr. Um den Diebstahl des Kindes zu verbergen, ersetzten Feenwesen es durch ihre eigenes. Oft erwies sich das Kind danach als widerspenstig. Die Vorstellung war, dass Feen dies taten, um ihre Macht zu stärken, und dass sie alles daran setzten, um Familien zu ruinieren. Kinder wurden hauptsächlich entführt, um als Diener der Feen zu arbeiten.
Die Eltern mussten den Wechselbalg quälen und ihn zum Lachen bringen, um ihr eigenes Kind zurückzubekommen. Jetzt wollen wir uns einmal ansehen, woran man einen maskierten Wechselbalg erkennen kann.
Verdacht auf einen Wechselbalg
Gab es in einer Familie den Verdacht, dass ein Wechselbalg ihr Kind ersetzt hatte, wurden ihr schlechte Omen zuteil. Zum Beispiel wurde die Milch der Familie sauer, die Butter zerlief nicht und das Essen schmeckte seltsam. Die Familie hatte in der Folge auch viel Pech und kannte nichts als Leid und Not.
Wie man einen Wechselbalg erkennt
Die häufigsten Erkennungsmerkmale für Wechselbälger waren ihr Verhalten und ihr Aussehen. Wenn ein Kind zum Beispiel vorher brav war und plötzlich ungehorsam wurde, war das ein ziemlich sicheres Zeichen. Andererseits sind Wechselbälger ausschließlich unfreundlich und gemein. Und wenn sich dann noch das Aussehen des Kindes verändert, ist das ein weiteres Warnzeichen.
Es gibt noch weitere entscheidende Faktoren, die vor allem in den irischen Legenden erwähnt werden. So gingen die Eltern zum Beispiel davon aus, dass ein Feenkind kränklich aussehen und nicht zur Durchschnittsgröße heranwachsen würde. Weitere Erkennungsmerkmale waren unnatürlich lange Zähne und struppiges Haar. Man ging deshalb davon aus, dass nicht nur junge Feen als Wechselbälger verwendet wurden, sondern auch ältere, die bei den Menschen den Rest ihrer Tage in Ruhe verbringen konnten, ohne den magischen Anforderungen genüge zu tun.
Wechselbälger waren dafür bekannt, dass sie einen gewaltigen Appetit hatten, sie waren quasi unersättlich. Die Eltern bemerkten schnell, dass Wechselbälger eine Intelligenz besaßen, die weit über der eines kleinen Kindes lag. Sie waren leicht zu erkennen, wenn sie sich unbeobachtet fühlten. Dann tanzten sie, sprangen durch die Lüfte und spielten seltsame Instrumente.
Wie man Wechselbälger abwehrt
Die Menschen versuchten auf vielerlei Weise zu verhindern, dass Feen ihre Kinder austauschten. Die Menschen glaubten zum Beispiel, dass Eisen etwas sei, das die Feen am meisten fürchteten, und so stellten sie Gegenstände aus Eisen in der Nähe der Wiege des Kindes oder sogar des Bettes der Erwachsenen auf, um sie abzuschrecken.
Man verwendete auch gesegnete Kruzifixe oder Wasser. Angeblich fürchteten sich die Wechselbälger vor diesen Dingen so sehr, dass sie davonliefen. Auch ein Kleidungsstück des Vaters über das Kind zu legen, während es schlief, wirkte abschreckend.
Wenn die physischen Elemente nicht ausreichten, um die Feen fernzuhalten, gab es soziale Aspekte zu beachten, die mit den häufigeren Sichtungen von Wechselbälgern zusammenhingen. Zum Beispiel wurde den Eltern geraten, sich vor jedem zu hüten, der „Babyneid“ empfindet, da es bereits eine Gefahr für das Kind bedeuten wird, wenn es die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Die Feen würden neugierig werden, was an dem Kind so interessant ist. Es war überhaupt unklug, jemanden zu bewundern oder zu beneiden, der besonders schön oder gut aussehend war, da dies sofort die Aufmerksamkeit der Feen auf sich ziehen konnte.
Gründe für die Entführung Erwachsener
Es ist wichtig zu erwähnen, dass auch Erwachsene der Gefahr ausgesetzt waren, von den Feen geraubt zu werden. Die häufigsten Gründe für die Entführung von Erwachsenen waren ihre Schönheit, ihr Talent oder ihr Wissen. Ein Schmied, der sein Handwerk beherrschte, oder eine Frau, die für ihre unvergleichliche Schönheit bekannt war, wurden mit größerer Wahrscheinlichkeit entführt.
Man sagte auch, dass die Feen Erwachsene entführen, um sich zu rächen. Volkskundler glauben, dass die Feen an Erwachsenen interessiert waren, um sich mit ihnen zu paaren, vor allem wenn sie schön waren. Manchmal raubten die Feen Menschen, um sie zu essen, weil sie glaubten, dass ihr Blut und Fleisch süßer sei als das, was sie sonst so zu sich nahmen.
Der Ursprung der Mythen
Im vorindustriellen Europa und in ländlichen Gegenden waren die Familien oft darauf angewiesen, dass jedes Familienmitglied zum Unterhalt des Haushalts beitrug, wenn es volljährig wurde. Leider waren die Wechselbälger nur eine Last, die alles verschlangen und das Glück zerstörten, wo immer sie auftauchten. Für die Kinder hatte das oft schlimme Folgen.
Wenn in einer Familie ein Kind mit Missbildungen geboren wurde, war es wahrscheinlich, dass man es als Wechselbalg beschuldigte. Diese Kinder waren ein schlechtes Omen, und die Familien setzten sie aus oder töteten sie sogar. Selbst wenn das Kind keine körperlichen Missbildungen aufwies, wurde es verdächtigt, ein Wechselbalg zu sein, wenn es geistig behindert war, autistisch oder auch nur als „langsam“ galt.
Leider waren auch Erwachsene dem Risiko ausgesetzt, als Wechselbalg beschuldigt zu werden. Frauen galten oft als verdächtig, wenn sie nicht der idealisierten Version einer Frau entsprachen. Wenn eine Frau beispielsweise zu unabhängig, zu willensstark oder auch nur nicht attraktiv genug war, galt sie als Wechselbalg. In vielen Fällen waren auch Frauen, die unter Depressionen oder Angstzuständen litten, Wechselbälger. Diese Wechselbalg-Mythen knüpfen an reale Krankheiten an, da es damals keine Möglichkeit gab, zu erklären, warum manche Menschen anders sind als andere.
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