Baba Yaga (Die alte wilde Mutter)

Baba Yaga und die slawischen Folklore

Oft werden Hexen als böse, hässlich und gefährlich dargestellt, die mit dunkler Magie und teuflischen Mächten paktieren. Doch nicht alle Hexen sind gleich. In der slawischen Folklore gibt es eine besondere Hexe, die viel mehr ist als nur eine alte Frau mit einem spitzen Hut und einem Besen: Baba Yaga.

Baba Yaga
 Ivan Bilibin: „Vasilisa the Beautiful and the Baba Yaga“ (Detail)

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Darf’s ein roter Hering sein?

Das Journal der Veranda

Geheimnisvoll. Dieses Wort allein erzeugt in uns ein Gefühl von Spannung, ein Kribbeln in den Venen, einen Schub von Neugier im Gehirn. Denn wir sind von Natur aus wissbegierige Wesen. Wir lieben die Herausforderung, verwickelte Probleme zu lösen, verschlüsselte Rätsel zu knacken und unvollständige Puzzles zu vervollständigen. Und kein anderes literarisches Genre weckt diese Neugier und Entdeckungsfreude mehr als der Krimi. Aber im Kern eines jeden faszinierenden Geheimnisses ist auch die kunstvolle Täuschung enthalten.

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Dorothy Gale (Wir sind nicht mehr in Kansas)

Ob man nun durch das originale Kinderbuch von L. Frank Baum aus dem Jahr 1900 oder durch die Verfilmung mit Judy Garland aus dem Jahr 1939 zur Geschichte kam, Der Zauberer von Oz ist Teil eines gemeinsamen emotionalen Eigentums geworden, das sich tief in der kollektiven persönlichen und kulturellen Psyche verankert hat. Jüngst haben Filmwissenschaftler aus einer groß angelegten Studie die Erkenntnis gewonnen, dass besagter Film der einflussreichste aller Zeiten ist. Das mag das deutsche Publikum etwas staunen lassen, denn hierzulande kennt man Dorothy Gale zwar auch, hält das Phänomen aber wohl für ein rein amerikanisches. Und das stimmt eben nicht. Millionen Menschen auf der ganzen Welt haben unvergessliche Verbindungen zu dieser Erzählung voller Wunder, Gefahren, Freundschaft und Gegenspieler. Natürlich sind das Erfahrungen, die oft durch die nostalgische Linse der Kindheit verstärkt werden, aber nur wenige Geschichten wurden mythologisiert wie Oz. Nein, selbst Mittelerde nicht.

Dorothy Gale
Dorothy Gale

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Merlin (Die Blaupause aller Zauberer)

Wer immer da draußen Gandalf auf der Leinwand verfolgt hat (oder, noch besser, bereits in den Büchern), der sieht niemand anderen als Merlin. Selbiges lässt sich über Morpheus aus der Matrix-Trilogie sagen, über Obi Wan aus Star Wars, Dumbledore in den Harry-Potter-Romanen – um nur einige zu nennen, denn diese Liste ist lang und sie wächst beständig.

Merlins wiederkehrende Präsenz in der Science-Fiction und Fantasy zeugt von der Bedeutung dieser Figur für die Entwicklung moderner Mythen sowie von der hohen Relevanz in der modernen Popkultur. Er ist die Blaupause zumindest der meisten Zauberer.

Merlins Ursprung

Die meisten Menschen haben heutzutage zumindest einmal von Merlin dem Magier gehört. Sein Name gehört zu jenen, denen man im Leben nicht entkommen kann, selbst wenn man es wollte. Dieser mächtige Zauberer wird mit vielen magischen Kräften dargestellt, einschließlich der Kraft der Formwandlung. In der Mythologie wird er als Lehrer und Mentor des legendären König Artus beschrieben. Er ist die treibende Kraft hinter Artus, damit dieser überhaupt erst König von Camelot wird.

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Fantômas (Genie des Bösen)

Wenn es um Bösewichte geht, ist Fantômas selbst in diesem Kreis noch der Böse. Er wurde 1911 ins Leben gerufen und ist das, was man einen Gentleman-Ganoven nennen könnte, der grausame, sorgfältig geplante Verbrechen begeht, ohne ein klares Motiv zu haben. Manchmal hängt er sein Opfer an eine Kirchenglocke, damit beim Läuten das Blut auf die Gläubigen spritzt. Er versucht, den Detektiv Jove, der ihm auf der Spur ist, zu töten, indem er ihn in einem Raum gefangen hält, der sich langsam mit Sand füllt. Er häutet ein Opfer und macht aus den Händen des Toten Handschuhe, um die Fingerabdrücke der Leiche am Tatort zu hinterlassen.

Seine Schöpfer nannten ihn „Genie des Bösen“ und „Herr des Schreckens“, aber er blieb ein Rätsel mit so vielen Identitäten, dass ihn oft nur Jove erkennen konnte. Das Buch, das ihn vorstellt, beginnt mit einer Stimme, die fragt: Wer ist Fantômas?

Und es gibt keine echte Antwort:

„Niemand… Und dennoch, natürlich, ist er jemand.“
„Und was tut dieser Jemand?“
„Er verbreitet Angst und Schrecken!“

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Conan (Der Verteidiger der Literatur)

Conan

Conan hat stets im Unterbewusstsein der Popkultur gelauert, er ist von dort nicht mehr wegzudenken. Manch einer wird – zum Leidwesen vieler Conan-Fans – unweigerlich das Bild von Arnold Schwarzenegger vor Augen haben. Manche mögen Arnold in dieser Rolle sogar, aber das zeigt im Grunde nur, dass Conan eine der unterschätzten Figuren der amerikanischen Literatur ist (dicht gefolgt von Lederstrumpf). Schwarzeneggers Conan-Darstellung mag spaßig sein, aber es fehlt ihr eindeutig an jener Tiefe, die Howards literarische Figur tatsächlich hat.

Wenn es um die Darstellung unreflektierter trivialer Kunst geht, braucht man sich nur die Meinung der Allgemeinheit über Conan anzusehen. Fragen wir jemanden auf der Straße nach Conan, wird er wohl oder übel Geschichten über Lust und Gewalt im Sinn haben. Conan wird einige halbnackte Mädchen aus den Klauen tollwütiger Bestien befreien, die dann ohnmächtig zu seinen Füßen liegen. Tatsächlich gibt es nicht wenige Persiflagen, die genau auf dieser einfachen Formel beruhen. Das Problem mit solchen Darstellungen ist, dass sie nicht richtig sind. Gibt es denn solche Geschichten im Conan-Werk etwa nicht? Doch, aber es gibt dort auch Geschichten von erstaunlicher visionärer Kraft.

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Der verbotene Tag

Das Journal der Veranda

Im Laufe der Jahrhunderte hat das Erzählen und Nacherzählen der traditionellen Robin-Hood-Geschichten dazu geführt, dass eine schier unendliche Vielzahl von Interpretationen entstanden ist, die sich in Comics, Accessoires, Filmen, TV-Serien, Computerspielen usw. niederschlägt. Da es an unbestrittenen historischen Beweisen mangelt, hat jeder „Geschichtenerzähler“ die Gelegenheit genutzt, seiner Fantasie freien Lauf zu lassen und der beliebten Legende eigene Wendungen und Verzierungen hinzuzufügen. Infolgedessen hat die Fiktion über die Tatsachen gesiegt und eine Marke geschaffen, die als Symbol der Popkultur millionenfach reicher ist als eine echte historische Figur je sein könnte.

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Warum wir Fantasy-Literatur brauchen

Das Journal der Veranda

J. R. R. Tolkiens „Der Herr der Ringe“ hat sich weltweit rund 150 Millionen Mal verkauft, was ihn zu einem der meistverkauften Romane aller Zeiten macht. Einige behaupten sogar, es sei das größte Buch des zwanzigsten Jahrhunderts. Während Tolkiens Geschichten um Mittelerde immer beliebter werden, weigern sich viele Gelehrte immer noch, sie ernst zu nehmen. Die meisten Kritiker ignorieren sie nicht nur, sondern verachten sie mit feuriger Leidenschaft. Kritiker der jüngeren Generation konzentrieren sich – vor allem, weil sie müssen – auf die vermeintlichen sozialen Probleme in Mittelerde, wie Rassismus oder Sexismus. Aber die erstaunlichsten Aussagen kommen vor allem von der älteren Generation der Literaturkritiker, die behaupten, dass Tolkiens Schreiben einfach schrecklich sei. 

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Sitwell nicht zu übersetzen

Das Journal der Veranda

Von einigem Interesse scheint mir zu sein, dass jene, die sich gegenwärtig ins Nichts zurückgezogen haben, auch in der Vergangenheit tot sind. Es wäre leicht zu beweisen, uns aber fehlt die Finesse, die Vergangenheit durch unser Schattenauge losgelöst anzusehen, weshalb wir sie überhaupt erst erfinden. In der Erfindung sind wir lebensklug, wenn nicht gerade akribisch darin, jedes Teilchen dorthin zu legen, wo es zwar nie gewesen sich für unsere heutigen Augen gut ausmacht.

Kurz zog ich in Erwägung, einige Gedichte von Edith Sitwell zu übersetzen, aber von derartigen Vorhaben muss ich Abstand nehmen, das wurde mir bereits bei Eric Basso klar, dem ich dasselbe Vorhaben zukommen lassen wollte. Sitwell und Basso sind nun nicht miteinander zu vergleichen. Ich erwähne sie nur in einem gemeinsamen Satz, weil sie mich persönlich vor die gleichen Probleme des Mikrokosmos stellen, dem ich selbst genug schon zuarbeite, als dass ich durch Übersetzung eine neue Position einnehmen könnte.

Edith Sitwell war das ultimative Schaustück der Exzentrikerin in einer Zeit, die überdurchschnittlich viele davon hervorbrachte. Das mag daran liegen, dass sie aus einer notorisch exzentrischen Familie stammte – einer Familie, zu der eine Mutter gehörte, die wegen Betrugs im Holloway-Gefängnis saß, und ein Vater, der eine kurze Geschichte der Gabel und eine Geschichte der Kälte publizierte und eine Pistole zum Erschießen von Wespen erfand. Sie ging weit über das Bild der schrulligen, aber liebenswürdigen Landedelfrau hinaus.

In erster Linie war Sitwell natürlich eine Dichterin, eine Säule des künstlerischen Lebens in London und verkörperte eine heute allgemein unterrepräsentierte Seite der Moderne. „Guter Geschmack ist das schlimmste Laster, das je erfunden wurde“, sagte sie, stets im Widerspruch zu den herrschenden Geschmacksvorbildern, ob diese nun dem Establishment oder der Avantgarde angehörten.

Notizen zur unheimlichen Literatur

Das Journal der Veranda

Natürlich hat das Leben keinen Sinn. Aber der Tod auch nicht. Und das ist eine weitere Sache, die das Blut in Wallung bringt, sobald man Lovecrafts Universum entdeckt. Der Tod seiner Helden hat keine Bedeutung. Der Tod lindert nichts. Er bedeutet in keiner Weise das Ende der Geschichte. Unerbittlich zerstört HPL seine Figuren und bring damit nur die Verstümmelung von Marionetten hervor. Gleichgültig gegenüber diesen erbärmlichen Wechselfällen wächst die kosmische Angst weiter. Sie schwillt und nimmt weiter Gestalt an. Der große Cthulhu erwacht aus seinem Schlaf.

  • Michel Houellebecq*

Ich habe das Gefühl, dass zu viele Menschen von Lovecrafts Monstern, Tentakeln, Polypen und Shuggoths besessen sind. Ehrlich gesagt, ich denke, dass sie den Kern nicht verstehen. Zumindest kann ich sagen, dass sie jenen Teil nicht verstehen, der den größten Einfluss auf mich ausgeübt hat. Da wäre die Wichtigkeit der Atmosphäre zu nennen, das gefundene Manuskript als narratives Element und HPLs Wertschätzung dessen, was Paläontologen und Geologen Tiefenzeit nennen. Tiefenzeit ist entscheidend für seinen kosmischen Schrecken, den existenziellen Schock, den ein Leser aus seinen Geschichten zieht. Unsere Kleinheit und Bedeutungslosigkeit im Universum insgesamt. In allen möglichen Universen. Im Konzept der Unendlichkeit. Nichts und niemand kümmert sich um uns. Niemand passt auf uns auf. Für mich ist das die Aussage Lovecrafts.

  • Caitlin Kiernan

In gewisser Weise ist [Lovecrafts] Ruf das Opfer seines Mythos. Er wurde als ein Gegenmittel zum konventionellen viktorianischen Okkultismus konzipiert – als ein Versuch, den imaginativen Reiz des Unbekannten zurückzugewinnen – und ist nur eine von vielen Möglichkeiten, wie seine Geschichten Schlimmeres oder Größeres suggerieren, als sie zeigen. Er ist auch nur eines seiner Mittel, um ein Gefühl der Verwunderung (Sense of Wonder) beim Leser zu erreichen, mit dem Ziel, die besten Werke des visionären Horrors hervorzubringen (und das ist keineswegs alles, was zum Mythos gehört). Seine Geschichten sind ein Tasten nach der perfekten Form für die Weird Tale, ein Prozess, während dem er alle Formen und Prosa-Stile ausprobierte, die er nur kannte.

  • Ramsey Campbell

Alles, was ich liebte, war bereits seit zwei Jahrhunderten tot … Ich bin niemals Teil von irgendetwas um mich herum – in bin in allen Belangen ein Außenseiter.

  • H. P. Lovecraft

Die besten Arbeiten heutiger „unheimlicher Literatur“ (und das schließt ältere Figuren wie Ramsey Campbell, Thomas Ligotti, T. E. D. Klein, Dennis Etchison und andere mit ein) wird zunehmend nur von einem kleinen Kreis von Kennern und nicht von der Allgemeinheit gelesen. Ich weiß nicht genau, was man dagegen tun kann; vielleicht ist es auch nur der Beleg dafür, dass, wie Lovecraft vor langer Zeit schrieb, die Weird Fiction wirklich nur für die „wenigen Sensiblen“ gedacht ist.

  • S.T. Joshi

Per definitionem basiert die seltsame Geschichte auf einem Rätsel, das niemals gelöst werden kann. Abgesehen von der Semantik ist für mich in einer so genannten seltsamen Geschichte das Wichtigste ein undurchdringliches Geheimnis, das die Handlungen und Manifestationen in einer Erzählung erzeugt. Ein gutes Beispiel ist Lovecrafts Lieblingsgeschichte „Die Weiden“ von Algernon Blackwood. Es gibt nichts in den Weiden selbst, das für die Phänomene verantwortlich ist, die die beiden Männer bedrohen, die auf einer Insel rasten, während sie die Donau hinunterfahren. Die Weiden sind nur ein Symbol für eine unsichtbare, unerkennbare Kraft, die nichts Gutes mit denen vorhat, die unglücklicherweise vom schlechten Wetter an diesen atmosphärischen Ort gefesselt werden. Diese Kraft ist offensichtlich übernatürlich – oder, angesichts von Blackwoods Sicht auf die Natur, überwirklich.

  • Thomas Ligotti

ALLE ZITATE ÜBERSETZT VON MICHAEL PERKAMPUS. *DAS HOUELLEBECQ-ZITAT WURDE AUS DEM ENGLISCHEN ÜBERSETZT.