Im Stollen, der unter den Stadtmauern von Combat ins Zentrum führt, macht Tantor, der Zwerg, eine Paste zurecht, die sie alle vor der Gluthitze schützen soll, zumindest teilweise, denn die Wirkung ist nur von kurzer Dauer, muss ihnen aber genügen. Also reibt sich das jeder (inklusive der drei Sumpfmänner) auf Haut und Haar, nichts darf vergessen werden. Tantor verkündet, dass er zurückbleiben wird, um auf die Pferde achtzugeben. Tja, und damit wären wir bereit, diese brennende Hölle zu betreten. Wir wissen nicht auch nur ansatzweise, was außer den Flammen dort lauern mag, aber wir werden es bald herausfinden.
In diesem Kapitel blicken wir jedoch noch einmal in die Vergangenheit, wo das Undenkbare geschehen ist: die Satai wurden bei einem Stadionkampf besiegt, scheinbar von zwei halbwüchsigen Kohonern, für die sich Cubic, der Lastar und damit Ausrichter des Kampfes vorher noch entschuldigt. Er hätte überall gesucht, aber es gäbe keine Kämpfer mehr, die einem Satai würdig wären. Auch hier sehen wir noch, dass jeder davon ausgeht, dass es gar keine Frage ist, wer diesen Kampf eigentlich gewinnen sollte.
Nach dem Niederschlag erwacht Skar aus seiner Bewusstlosigkeit. Als er Del, seinen Kampfgefährten, in ihrem Quartier aufsucht, stellt er fest, dass auch dieser ziemlich mitgenommen aussieht und verwundet ist, wenn auch nicht schwer. Die beiden tauschen zynische Bemerkungen aus, bevor das Gespräch ernster wird.

Del ist wütend auf Cubic, und glaubt, dass dieser sie absichtlich in einen Kampf gegen überlegene Gegner geschickt hat. Skar hingegen ist skeptisch und vermutet, dass Cubic selbst nicht wusste, gegen wen sie tatsächlich gekämpft haben. Ihre Gegner, vermeintliche Gladiatoren aus Kohon, waren in Wahrheit Sumpfleute, denen sie selbst im vorbereiteten Zustand kaum beigekommen wären.
Die Lage spitzt sich zu, als Cubic aufgelöst in ihr Quartier kommt. Er ist panisch und wirft ihnen vor, sich absichtlich besiegen lassen zu haben, und er will wissen warum. Auf derartigen Betrug reagiert man in Ikne üblicherweise mit einer Hinrichtung. Cubic will einfach nur wissen, warum er seinen Kopf verlieren wird. Skar und Del sind verwirrt – für sie war der Kampf ein brutaler Kampf gegen überlegene Gegner, und jeder hätte das sehen müssen. Doch es scheint, als habe niemand sonst bemerkt, dass ihre Gegner in Wirklichkeit Sumpfleute waren.
Bevor sie weiter diskutieren können, stürmt die Stadtgarde herein und verhaftet sie. Der Kommandant der Stadtwache beschuldigt sie des Betrugs an der Bevölkerung von Ikne, da sie angeblich absichtlich verloren hätten. Skar und Del versuchen zu erklären, dass sie in eine Falle geraten sind, aber ihre Worte stoßen auf taube Ohren. Selbst als die angeblichen Gladiatoren aus Kohon vorgeführt werden, sehen sie für alle Anwesenden wie ganz normale Menschen aus – nicht wie Sumpfleute. Skar und Del sind fassungslos. Zum Beweis lässt der Kommandant der Stadtwache die beiden Kohoner sogar noch einmal antreten.
»Aber das ist doch unmöglich!« keuchte Del. »Ich bin doch nicht verrückt! Ich weiß doch, was ich gesehen habe! Das .. . das sind nicht die Männer, gegen die wir gekämpft haben! Man muß sie ausgetauscht haben! Das ist eine Intrige, wir…« Er brach ab, sog hörbar die Luft ein und schüttelte ein paarmal hintereinander hilflos den Kopf.
Unter schwerer Bewachung werden sie durch die Stadt geführt, jedoch nicht auf der Hauptstraße, sondern durch abgelegene Gassen. Skar wird bewusst, dass sie nicht nur verhaftet wurden, sondern dass auch die Stadt sie hasst – die Bürger fühlen sich betrogen und hätten gute Lust, sie zu lynchen. Die Situation eskaliert, als die Eskorte plötzlich in einer engen Gasse von unbekannten Angreifern mit Wurfäxten attackiert wird. In dem chaotischen Kampf sterben zahlreiche Soldaten, und Skar kann sich mit einer kleinen Gruppe in einem Hinterhof verschanzen.
Skar verhandelt mit einem hinterlistigen Zwerg namens Tantor, der nach ihm ruft. um das Leben von vier Soldaten zu sichern. Trotz Tantors Vorsicht gelingt es Skar, ihn in einen Würgegriff zu nehmen und ihn zu zwingen, seine Männer zurückzuziehen. Während Skar Tantor als Schutzschild benutzt, um die Gasse zu verlassen, zetert der Zwerg und sinnt schon jetzt auf Rache, und plötzlich setzt Tantor eine magische Waffe ein: Ein weißes Pulver entfesselt eine tödliche Kältewelle, die die Soldaten zu bizarren Eisskulpturen erstarren lässt, aber auch Skar wird von der brutalen Kälte überwältigt, bis sein Körper erstarrt.
Combat
Es wird Zeit, dass wir Combat betreten, denn wir wissen ja bereits, dass Vela sich nicht mit einem Nein zufriedengegen hat. Allerdings wussten wir bisher nicht, wie ihre Falle tatsächlich aussehen könnte. Und sie wird noch perfider werden, denn Skar einzufangen war, wie wir gesehen haben, nicht das Problem. Der schwierige Teil wird sein, ihn dazu zu bewegen, tatsächlich nach Combat zu gehen, schließlich kann man einen Satai nicht erpressen. Vela benötigt also ein Druckmittel, und das hat sie unter anderem in Form der Droge, die Skar am Leben hält. Aber sie verlässt sich nicht nur darauf. Dazu kommen wir etwas später, denn es läutet auch das Finale des Buches auf ungeahnte Weise ein.
Doch jetzt erst einmal vom Eis zur Gluthölle, mit dem Hohlbein während es ganzen Romans spielt (nicht nur Tantor ist ja ein Meister von Feuer und Eis, auch das Buch ist es).
Combat ist ein Ort des Wahnsinns. Die Flammen schlagen nicht nur aus Gebäuden, sondern aus dem Boden selbst. Feuerwirbel tanzen durch die Straßen wie lebendige Kreaturen, und aus den Fenstern brüllen sengende Glutstrahlen auf sie herab. Skar kämpft sich durch, seine Haut verbrennt, seine Kehle ist wie ausgedörrt, doch er kann nicht stehenbleiben. Das Ziel ist der Tempel – eine riesige Kuppel aus Kristall, die das Licht in tödlichen Strahlen reflektiert. Der Tempel scheint sich in der Hitze zu verschwimmen, als wäre er nicht real.
Als sie das Innere des Tempels erreichen, ist es auf einmal eiskalt. und bietet so einen zweifelhaften Schutz. Die Luft trägt eine unnatürliche Stille in sich. Vor ihnen liegt eine gewaltige schwarze Säule mit einer Treppe, die endlos in die Höhe führt.

Gowenna gibt knappe Befehle. Sie müssen den Altarraum erreichen – dort soll der Stein sein. Doch Skar traut ihr nicht mehr. Sie wusste immer wieder Dinge, die sie nie gesagt hatte. Sie wusste, dass Tantors Paste nur für den Hinweg reicht,und auch das hat sie verschwiegen. Angeblich wird der Stein sie sicher zurück bringen, doch was, wenn sie ihn nicht finden, oder wenn es ihn gar nicht gibt? Sollten sie den Stein nicht finden, sind sie dem Feuer schutzlos ausgeliefert und folglich werden sie nicht mehr lebend aus der Stadt herauskommen.
Der Aufstieg ist bedrückend. Etwas beobachtet sie. Immer wieder hören sie leises Wispern, Schritte hinter ihnen – doch wenn sie sich umdrehen, ist da nichts. Plötzlich: eine Explosion aus Feuer. Eine Flammenwelle jagt die Treppe hinauf! Sie rennen um ihr Leben.
Skar sah sich gehetzt um. Ein zweites Flammenkind schoß zu ihnen empor, raste, von einem Schwall glühender Luft begleitet, vorbei und verschwand am oberen Ende der Treppe, dann ein drittes, viertes, bis die Treppe unter ihnen von einem gleißenden Meer winziger heller Flammen übersät zu sein schien. Nur die wenigsten schafften es zuerst, mehr als zwei oder drei Stufen zu überspringen, ehe sie an den Wänden oder einer Kante zerbarsten, aber dann wurden es mehr und mehr, erst Dutzende, dann Hunderte, Tausende.
Der Schacht hallte wider vom glockenhellen Klang unzähliger heller kichernder Stimmen.
El-tra, einer der Sumpfmänner, bleibt zurück. Er stellt sich den Flammen in den Weg – und verbrennt vor ihren Augen. Doch seine letzte Tat hält die Feuerflut zurück und gibt den anderen genug Zeit, die Treppe hinaufzueilen. Er ist allerdings nicht das erste Opfer, Nol verbrannte vor ihren Augen in der Stadt und Beral wurde von einstürzenden Treppenteilen erschlagen, da hatten sie die Stadt noch nicht einmal betreten. Das meinte ich an anderer Stelle mit der fehlenden Hintergrundgeschichte. Damals war es durchaus noch üblich, irgendwelche Namen durch die Geschichte zu schleppen, die dann als Futter für die Unendlichkeit herhalten mussten, also erfahren wir von Anfang an quasi nichts über diese Figuren, von ein paar knappen Sätzen einmal abgesehen.
Jetzt geschieht allerdings etwas Denkwürdiges, etwas das Skar und die Sumpfmänner über ein gewöhnliches Verständnis hinaus miteinander verbinden wird. Nachdem sich einer der El-tra geopfert hat, winden sich auch die anderen beiden am Boden. Im Grunde sind die Sumpfmänner ein einziges Wesen, äußerlich nicht voneinander zu unterscheiden, aber es steckt noch viel mehr dahinter. Einer der Sumpfmänner braucht jetzt eine neue Matrix, sonst wird er sterben. Gowenna bittet Skar um seine Hand, um den mysteriösen Sumpfmann zu retten. Sie drückt seine Finger fest zusammen und Skar fühlt sich dabei ausgelaugt und unfähig, zu reagieren. El-tra erwacht langsam, und für einen kurzen Moment sieht Skar sein eigenes Gesicht auf dessen Zügen, bevor es wieder in eine undefinierbare Form zurückkehrt. Gowenna erklärt, dass sie eine neue „Matrix“ schaffen musste, um das Überleben der Sumpfmenschen zu sichern. Skar ist verwirrt und wütend, da anscheinend ein Teil von ihm auf die Sumpfmänner übertragen wurde. Gowenna beruhigt ihn und drängt darauf, weiterzugehen, verspricht aber, alles später zu erklären.
»Soll das heißen«, fragte er stockend, »daß ich jetzt zwei Doppelgänger habe?«
Gowenna schüttelte rasch den Kopf. »Natürlich nicht«, sagte sie. »Aber sie können nicht leben, wenn ein Teil von ihnen vergeht und kein neues Muster zur Hand ist.«
»Und da bist du ausgerechnet auf mich gekommen?« fragte Skar in einer Mischung aus Spott und langsam erwachender Wut.
»Mich hätten sie nicht akzeptiert. Ich bin eine Frau. Und du warst von allen der Stärkste.«
Sie brach ab, starrte an Skar vorbei zu Boden und fuhr mit einer abgehackten Bewegung herum. »Und jetzt komm! Wir müssen weiter. Ich weiß nicht, ob wir hier sicher sind, und ich möchte es auch nicht ausprobieren.«
»Moment.« Skar wollte nach ihrer Schulter greifen, aber Gowenna entwand sich ihm mit einer raschen Bewegung.
»Ich erkläre dir alles«, sagte sie bestimmt. »Doch nicht jetzt. Ich verstehe deine Besorgnis, aber glaube mir, du hast eher etwas gewonnen als verloren.«
Endlich erreichen sie den Altarraum. Doch anstelle eines gewaltigen Heiligtums erwartet sie ein unscheinbarer Raum mit niedriger Decke. In der Mitte steht eine kunstvolle Skulptur – ein schwarzer Wolf mit entblößten Zähnen. Skar starrte die Skulptur an. Er hatte nie zuvor eine so genau und liebevoll ausgeführte Arbeit gesehen. Das Tier war perfekt nachgebildet, bis hinab zum winzigsten Härchen, zur kleinsten Unregelmäßigkeit auf seinen hochgezogenen Lefzen und zu den fingerlangen entblößten Reißzähnen. Es kostete ihn Mühe, den Blick wieder der Schale zuzuwenden. Und dort, in einer flachen Wasserschale, lag der Stein. Er war viel kleiner, als Skar erwartet hätte – kaum größer als ein Ball, doch er strahlte in reinem, blauem Licht. Gowenna streckt die Hand aus, um ihn zu nehmen – doch Skar hält sie zurück. Zu viele Menschen sind für diesen Stein gestorben. Er will wissen, was wirklich dahintersteckt. Gowenna sagt nur, dass derjenige, der den Stein besitzt auch die Macht von Combat besitzt, aber nur Vela weiß, wie man diese Macht auch benutzt.
Bevor die beiden reagieren können, ist Gerrion ist derjenige, der den Stein aus dem Wasser nimmt. Doch sobald er ihn berührt, beginnt der Stein, ein tödliches blaues Licht auszustrahlen. Gerrions Hand verbrennt von innen heraus, und er kann ihn nicht mehr loslassen. Seine Knochen splittern unter der enormen Hitze, und schließlich wird sein gesamter Körper von weißem Feuer verschlungen. Er stirbt unter qualvollen Schreien, während der Stein aus seiner verkohlten Hand zu Boden rollt. Erst danach wagt es Skar, den Stein vorsichtig aufzuheben – doch bei ihm geschieht nichts. Das Licht bleibt erloschen, und der Stein fühlt sich kühl an. Skar spürt sogar, wie die Schmerzen in seiner Hand nachlassen, als würde eine heilende Kraft von dem Kristall ausgehen.
Doch dann erkennt Skar die wahre Tragweite ihrer Situation. Gowenna beobachtet ihn mit tiefem Hass – nicht mit Freude oder Erleichterung, sondern mit Wut. Skar wird klar: Sie wollte, dass er versagt. Sie wollte seine Niederlage sehen.
Nachdem der magische Stein Gerrion getötet hat, nimmt Skar ihn an sich und will weiterziehen. Gowenna reagiert mit tiefem Hass auf ihn, da er vollbracht hat, was ihr zuvor nicht gelungen war. In einem hitzigen Gespräch wird deutlich, dass Gowenna bereit war, einen von ihnen zu opfern, um ihr Ziel zu erreichen, und es eigentlich nicht einen der El-Tra hätte treffen sollen, was Skar mit Wut erfüllt. Sie sagt, dass das Wohl vieler über dem eines Einzelnen steht und verteidigt den Wert und die Wichtigkeit des Steins. Tatsächlich steht er nach Gowenna über allem und rechtfertigt noch viel mehr als ein oder zwei Menschenleben.
Während die Gruppe sich auf den Rückweg macht, kommt es zu weiteren Spannungen zwischen Skar und Gowenna. Arsan mahnt zur Ruhe, da sie immer noch in Gefahr sind. Schließlich enthüllt Gowenna endgültig, dass sie seit ihrer Abreise verfolgt werden – möglicherweise von Räubern, Söldnern oder Kopfgeldjägern, die es auf Skars Leben oder den wertvollen Stein abgesehen haben. Tatsächlich aber hatten das alle schon bemerkt, aber nie darüber gesprochen. Nur Skar ahnt von Beginn an, dass mehr dahinter steckt, und wie wir gleich sehen werden, behält er Recht.