Die Veranda

Possenspiele

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Dennis Etchison: Blut und Küsse

Dennis William Etchison gilt als einer der originellsten lebenden Horror-Autoren Amerikas, gewann dreimal den British Fantasy Award als Autor und einmal den World Fantasy Award als Herausgeber.

The Blood Kiss (dt. Blut und Küsse) war Etchisons dritte Sammlung von Stories, die doch tatsächlich (und man wundert sich) von Bastei/Lübbe 1990 als bisher einzige Veröffentlichung des Meisters psychologischen Horrors auf deutsch erschien. Vermutlich ein Zufall, denn mit der Klasse, mit der Etchison aufwartet, lässt sich kein goldener Bart finanzieren. Das erklärt auch, warum er in Deutschland nahezu unbekannt ist und es kaum einer unserer Verlage angehen wird, diesen großartigen Autor für das hiesige Lesepublikum zu erschließen.
Der Reiz von Etchisons Geschichten, die er selbst so beschreibt:

„… ziemlich dunkel, bedrückend, fast pathologisch nach innen gerichtete Fiktionen über den Einzelnen und sein Bezug zur Welt,“

wird von ihrer Skizzenhaftigkeit erzeugt. Geschehnisse werden anders beleuchtet als gemeinhin üblich. Hinter den Zeilen entsteht eine Menge dunkler Raum, der angereichert ist mit Unbenennbarkeiten. Er lädt ein, sich in ihm zu verlieren, es gibt keinen Weg zurück. In diese Texte dringt man ein oder man bleibt außerhalb stehen. Einen Mittelweg gibt es nicht. Die Sätze nehmen den Leser weder bei der Hand, noch lullen sie ihn ein. Am Ende bleibt das trockene Gefühl auf der Zunge, das Gefühl, etwas Verbotenes beobachtet zu haben, das man nicht ganz versteht, obwohl man es doch gesehen hat; wie ein Alptraum, an den man sich am Morgen nicht mehr erinnern kann. Roh liegen diese Texte vor uns, scheinen keinen Körper zu besitzen, keinerlei Oberfläche, bestechen durch ihre raffinierte Tiefe und einen einzigartigen Stil.

Yuggoth 19 – Die Glocken

Yuggoth

Anmerkung des Übersetzers: Fungi from Yuggoth besteht aus 36 Sonetten, die Lovecraft zwischen dem 27. Dezember 1929 und dem 4. Januar 1930 verfasste. Ausgewählte Sonette wurden im Weird Tales Magazine veröffentlicht. Erstmals komplett erschien der Zyklus in Lovecrafts Sammlung “Beyond the Wall of Sleep”, die von August Derleth 1943 herausgegeben wurde, sowie 2001 in “The Ancient Track: The Complete Poetical Works of H. P. Lovecraft”. Die erste Publikation, die den Zyklus in der richtigen Reihenfolge brachte,  war “Fungi From Yuggoth & Other Poems”. Herausgegeben von Random House 1971. Lovecraft wählte für seinen Zyklus eine Mischform aus Sonetten-Stilen. Bei genauerem Hinsehen ist es schwierig, wirklich von Sonetten zu sprechen. Als Übersetzer habe ich mich dafür entschieden, auf die Endreime zu verzichten, um die von Lovecraft intendierte Erzählform beibehalten zu können. Wie immer bei Gedichten kann es sich nur um eine Nachdichtung handeln.

FUNGI FROM YUGGOTH (Übersetzt von Michael Perkampus)

Jahr für Jahr hörte ich dieses dumpfe, weit entfernte
Läuten von tiefklingenden Glocken, getragen vom schwarzen Mitternachtswind;
Sie ertönten von keinem Kirchturm, den ich jemals finden konnte,
Aber sie klangen merkwürdig, wie durch eine große Leere getragen.
Ich suchte in meinen Träumen und Erinnerungen nach einem Anhaltspunkt
Und dachte an all die Glockentöne, die meine Visionen trugen;
An das stille Innsmouth, wo die weißen Möwen um einen
Alten Turm herum verweilten, den ich einst kannte.

Stets war ich verwirrt, wenn ich diese weit entfernten Töne fallen hörte,
Bis mich in einer Märznacht der düstere, klirrende Regen
Durch die Tore der älteren Türme zurückrief, dorthin,
Wo die bösartigen Schwingungen sich wie toll gebärdeten.
Die Glocken läutetet – aber sie sprachen von sonnenlosen Gezeiten,
Die sich durch versunkene Täler auf dem toten Meeresboden ergießen.

Yuggoth 18 – Die Gärten von Yin

Yuggoth

Anmerkung des Übersetzers: Fungi from Yuggoth besteht aus 36 Sonetten, die Lovecraft zwischen dem 27. Dezember 1929 und dem 4. Januar 1930 verfasste. Ausgewählte Sonette wurden im Weird Tales Magazine veröffentlicht. Erstmals komplett erschien der Zyklus in Lovecrafts Sammlung “Beyond the Wall of Sleep”, die von August Derleth 1943 herausgegeben wurde, sowie 2001 in “The Ancient Track: The Complete Poetical Works of H. P. Lovecraft”. Die erste Publikation, die den Zyklus in der richtigen Reihenfolge brachte,  war “Fungi From Yuggoth & Other Poems”. Herausgegeben von Random House 1971. Lovecraft wählte für seinen Zyklus eine Mischform aus Sonetten-Stilen. Bei genauerem Hinsehen ist es schwierig, wirklich von Sonetten zu sprechen. Als Übersetzer habe ich mich dafür entschieden, auf die Endreime zu verzichten, um die von Lovecraft intendierte Erzählform beibehalten zu können. Wie immer bei Gedichten kann es sich nur um eine Nachdichtung handeln.

FUNGI FROM YUGGOTH (Übersetzt von Michael Perkampus)

Jenseits dieser Mauer, deren altes Gefüge
In moosverdickten Türmen fast bis zum Himmel reichte
Könnte man terrassenförmige Gärten finden, reich an Blumen,
Und in denen Vögel, Schmetterlinge und Bienen schwirren.
Es gäbe Spazierwege und Brücken, die sich über warme
Lotosbecken wölben und die Dachtraufen des Tempels reflektieren,
Und Kirschbäume mit zarten Ästen und Blättern
Vor einem rosa Himmel gelegen, in dem die Reiher schweben.

Alles wäre da, denn hätten sonst alte Träume das Tor
Zu diesem steinernen Labyrinth geöffnet,
In dem sich schläfrige Ströme winden,
Begleitet von grünen Reben, die an gekrümmten Zweigen hängen?
Ich sputete mich – aber als sich die Mauer vor mir erhob, düster und groß,
Stellte ich fest, dass es keinen Zugang mehr gab.

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