Possenspiele

Kategorie: Brouillon (Seite 53 von 69)

der BROUILLON ist tagesgeschäft, nicht mehr als journaling über unwichtige persönliche befindlichkeiten.

Höllenlärm

Die Arbeit erarbeitet sich gegenwärtig von alleine. Vornehmlich lese ich Texte ein, das schult den Rachen und ist – so die Erfahrung – ein guter Zusatz zur Schrift, die dadurch eine weitere Dimension bekommt.

Für meinen linken „Höllenarm“ habe ich eine Muskelspritze erhalten, die den Dauerschmerz nur für einen bestimmten Bewegungsradius eindämmt. Aber ich sitze ja hauptsächlich vor den Maschinen und Geräten, um dem Wort zu huldigen.

Pastoraler Hintergrund

Ich erarbeite mir gegenwärtig 1 Wortkunstwerk mit pastoralem Hintergrund, das also räumlich das Fichtelgebirge benennt, und zeitlich das ganze Wahrnehmungsspektrum, ausgehend von den 70er Jahren fächerförmig in den Geschichtsstrahl lenkt. Das bedeutet, dass einerseits die Jean Paul-sche Ästhetik der Abschweifung mit den modernen Techniken der (fälschlich) so bezeichneten experimentellen Schreibweise zusammenfällt, deren Ausführung mit den jeweils angestrebten Effekten der einzelnen Szenen changiert. Dabei ist es mein Anliegen, die ganze Bandbreite einer poetischen Sprache zu entsprechen.

Hardekopf – Ausgabe?

Das Drama eines Lebens

und wennd U da bist
ist Licht in Deinem Zimmer;
wennd U dabist
fickt ein Stein Dein

Glas caput draconis

Vorn. Überhöhtes Wurzelkrösen, abstolperndes Herbringen der Argu
menten=Kuh, die dann ja auf
mault mit Gesichtshafer, RülpsRöhre,
Schwarten=Nabe, die Tanja einen
fahren löst gen Traubenhausen. Ocker
fotzglatze Stirntuperecht. Einpfusch –
öh – 1 Spruch Feuer nähren

Ich liege eines Tages da

Ich liege dann eines Tages da, und mit mir vergangen ist das, was ich geschrieben habe. Man kann seine Seele nicht mehr nachträglich korrigieren, und die eigenen Sätze sind dann ohne Geist, unterschrieben von einem bloßen Namen, der keine Bedeutung hat. So muss es dem Demiurgen ergangen sein, als er die Welt schrieb und dann starb, bevor er sein Werk so gestalten konnte, dass es als erträglich angenommen werden kann. Meine angenommene Hinterlassenschaft ist mir eigentlich gar nicht recht, denn die Gedanken, die ich einst pflegte, sind doch sehr von mir abhängig; mein Sehen besteht für sich. Gehe ich auf die Straße, beginnt ein frivoles Spiel: Ich nehme meine Besorgungen, lege sie auf das Band und sehe, wie die Hülle – etwa der Butter – von der Kassiererin berührt wird. Ich nehme Fingerabdrücke fremder Menschen mit nach Hause. Früher schnitt man sich Locken von den Liebsten, rahmte einen Brief (wie ich einen von Friederike Mayröcker) und trat mit den Dichtern wirklich guter Bücher, die heute niemand mehr schreibt, in ein Zwiegespräch, indem man deren Gedanken lesend wiederholte. Vielleicht gerät man während einer Abschweifung in dieselben Gründe. Man liest die Dichter nicht, weil sie außergewöhnlich waren, sondern sucht nach dem Gleichnis, dem Bruder.

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