Possenspiele

Kategorie: Stories (Seite 28 von 43)

direkt aus dem lateinischen „storia“ übernehme ich diesen begriff, der mir immer schon eine andere konnotation ausdrücken zu schien als das vermaledeite „geschichten“.

Die Veranda: 10 Die Begegnung mit dem Gevatter

Jeder intelligente Mensch raucht, also raucht auch Brunswick. Chesterfield, wie Ricky damals, sieht sich um, folgt mit den Augenmuskeln dem Duktus der Skizze, die sich vor ihm ausbreitet. Wie aber kommt er dazu, sich diesen monumentalen Epen zu verschreiben? Gab es da nicht einen Traum, ein wenig hölzerne Romantik? Caspar David Friedrich aus dem Reagens, eine eigene Seelenqual? Verloren … und Verlust, das Tier ist schon tot, man muss es nicht noch durch kochen umbringen. In der Tat, es gibt diese verblassende Liebe, diesen hohlen Schmerz, den man sich ebenso einbildet wie das Begehren (am Ende begehrt man sich doch immer selbst, schaut sich im Spiegel dabei zu, wie man fickt, und wenn beide jetzt auf dieselbe Idee kommen, sieht man im Spiegel zwei glotzende nackte Kreaturen, man stellt die Uhr auf 25 Minuten, das entspricht etwa 5000 Metern), eine Trotzreaktion, Leib und Seele zu gefährden, in das dunkle Gemach der finsteren Zusammenhänge zu treten. Dort sitzt der Gevatter bereits Pfeife rauchend hinter seinem Knochentisch, im Bruyèrekopf nicht etwa ein abwegiges Kraut, nein, unser Lieblingsreiter raucht Asche, die dadurch zwar nicht, wie angenommen, zurück in einen Fleischklumpen revoziert wird, aber nichts desto trotz sein letztes uns bekanntes Leben ausgeschmaucht bekommt.

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Die Veranda: 9 Spurenkunde

Die spurenkundliche Bearbeitung des engeren Tatorts ist bereits in vollem Gange, als Egon Brunswik mit Fiffi vorgefahren kommt und vor der Absperrung hält. Felix Gerritzen ist nicht gerade derjenige, der sich darum reißt, mit Brunswik unterwegs zu sein, das tut, soweit er weiß, niemand. Und ›Fiffi‹ ist dann gleich die erste Attacke, die er zu ertragen hat, als wisse der ehemalige Kunststudent von den Zusammenhängen des hündischen Kosenamens und Felix’ sehr komplizierten Schulaufenthalts in der dritten Klasse, wo ihn seine Kameraden vor Schulbeginn mit dem Klassenbesen, der stets griffbereit in der Ecke neben der Tür nur auf diesen Augenblick zu warten schien, auf allen Vieren durch das Zimmer scheuchten und ihn ganz genauso nannten.

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Die Veranda: 8 Auf leisen Sohlen

The Four Aliberts spielen ein Tschingerassa, das Requiem für ihren Bassisten und für Ella (Requiem für Bigband und Chor, zum Schluss das Gedicht ›Herbst‹ von Rilke), zumindest wäre das zu wünschen gewesen). Der gehörnte Lebensgefährte, der die ganze Zeit darüber Bescheid gewusst hatte, was die Gourdasse seiner Wahl während seiner Nachtschichten so trieb, verabschiedete sich eines Abends wie immer, ging hinüber ins Maxim und ließ sich zunächst einmal volllaufen, erst dort erwirtschaftete er sich die Tatwaffe, ein japanisches Küchenmesser, schmiedeverschweißt, und trat eine ganz besondere Nachtschicht an. Rail, der Tieftonzupfer (spielte einen Fender Jazz Bass von 1962, der mit einem extrem engen Hals versehen war) wurde ganz ordinär mit drei Messerstichen in den Rücken getötet, da war kein Groll dahinter, eher beiläufig und zufällig gehörte er an diesem Abend zur Szenerie. Ella jedoch wurde regelrecht filetiert, ihre Füße fand man ganz woanders als die Stümpfe, an denen sie einst befestigt waren. Die Chateustücke lagen neben einer Pfanne, sollten sie etwa mit Kräuterbutter …?

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