Possenspiele

Kategorie: Stories (Seite 32 von 43)

direkt aus dem lateinischen „storia“ übernehme ich diesen begriff, der mir immer schon eine andere konnotation ausdrücken zu schien als das vermaledeite „geschichten“.

Der Taubenfütterer: 1 Der Taubenfütterer und die Fuchsmaschine

Der frisch aus dem Destillationsprozeß hervorgehende Alkohol enthält in beträchtlicher Menge Aldehyde wie Furfurol. Läßt man nun den Cognac in Fässern lange Zeit stehen, so scheiden allmählich die schädlichen Beimischungen durch Oxydation am Sauerstoff der Luft aus, und das Getränk wird schmackhaft. Man ist seit langer Zeit bestrebt gewesen, den natürlichen Vorgang durch einen künstlichen, schnell wirkenden zu ersetzen. Sauerstoff oder Ozon, in reiner Form angewandt und mit dem Alkohol in innige Mischung gebracht, musste den gewünschten Erfolg haben. Man kann mit diesem Apparat je nach seiner Größe in einer Minute 3 – 50l vorzüglichen, sofort genießbaren Alkohol jeder Gestalt herstellen. Ein Gehalt von Aldehyden von 10% wird in dem Apparat auf die nicht mehr wahrnehmbare, unschädliche Menge von ½ % reduziert.

– Apparat von M.W. Saint-Martin zum künstlichen Altmachen alkoholischer Getränke

Jonathans Striatum schlägt den Takt, misst nicht das Fließen der Ereignisse, sondern ein Feld, das Zeicheneinheiten manipuliert und in variablen elf Dimensionen auch das Flow-Phänomen zulässt. Das Facettenauge schlägt das Linsenauge, von den Fliegen haben wir’s gelernt. Die Geschwindigkeit des Fangschreckenkrebses, der Schützenfisch, die Flinkzunge des Colorado-Krebses : ein Wunder rast in das nächste. Nur Blödköppe reden vom Zufall. Fred Ott niest für Edisons Kamera, der Geistertanz der Sioux, Ebbe, Flut, Nippflut, Springflut – alles da, und zwar nicht nur in den Lexika, sondern in seiner Küche. Jonathan sieht das als Holographie herumstehen, während die Milch den Kaffee in eine Wetterwolke verwandelt.

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Ich bin die Nacht: 1 Der Moloch

In der Tiefe der Nacht kann einem alles begegnen. Welten türmen sich auf, entfalten ihre grandiosen weiten Ebenen des Zerfalls, mumifizierte Zeitzeugen murren aus trockenen Mündern von ihren Erlebnissen, ein Gesicht hängt in Fetzen in Höhe des Mondes – die Wangen aufgerissen wie zerschnittener Stoff in einer Bastelstube. Dann ist es vorbei, wie die Fahrt in einer Geisterbahn, die Kufen führen aus der stinkenden Nacht in eine noch tiefere hinein, ruckeln weiter zur nächsten Szene. Und nirgendwo hat das Licht eine sichtbare Qualität, schwarz in schwarz bestätigt es nur eine absolute Dunkelheit. Was man zu sehen bekommt ist merkwürdigerweise unabhängig von einer Lichtquelle. Die Toten leuchten von Innen, die Geister tun es ihnen nach.

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