Possenspiele

Schlagwort: Fantasy (Seite 16 von 41)

Tyrion Lannister (Der Halbmann)

Die TV-Adaption einer der erfolgreichsten Fantasybücher ist lange zu Ende. Die Romanserie “Das Lied von Eis und Feuer” von George R. R. Martin wird es vermutlich noch länger nicht sein (es gibt sogar berechtigte Vermutungen, dass Martin die Serie niemals fertigstellen wird). In den Büchern geht es hauptsächlich um die komplexen und gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen den großen Häusern von Westeros und um den “Eisernen Thron” des Königreichs, vor dem Hintergrund einer schleichenden, aber zunehmenden Bedrohung durch die “Wildlinge” des Nordens.

Im Wesentlichen finden wir hier eine Welt, die der des mittelalterlichen Europas gleicht. Es gibt Ritter in Rüstungen und mit Schwertern, und hier und da ein bisschen Zauberei. Es gibt viel Gier, Doppelzüngigkeit und Sex. All das neigt dazu, das dünne Furnier der Ritterlichkeit, die in vielen Fantasywerken dominiert, zu überwältigen und zu überschatten. Die Geschichte ist in vielerlei Hinsicht “moderner” und “realistischer” als die meisten genretypischen Vertreter. Hier werden die edlen Elemente eher wie eine Illusion dargestellt, die dazu da ist, die dunklere Seite der menschlichen Natur zu verdecken.

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Die 5 beliebtesten Bibliothekare der Fantasy

Ob Fahrenheit 451 oder Der Name der Rose – eine Bibliothek spielt in der Literatur selbstverständlich immer  eine große Rolle. Interessanterweise gibt es in einer Zeit, da man für jedes Setting auch einen eigenen Genrebegriff parat hat, keinen, der sich Library Fiction oder Library Fantasy nennt. Aber den sollte es durchaus geben.

Zugegeben, meist dominiert in Geschichten über Bücher und Bibliotheken vorrangig ein anderes Genre wie etwa die Urban Fantasy oder schlicht der Thriller. Bibliotheken sind also Genreübergreifend. Ihr Stellenwert und ihr Einsatz unterscheidet sich am Ende wohl doch zu sehr voneinander, um daraus ein eigenes Genre zu schmieden.

Und trotzdem: Wenn in einer Urban Fantasy-Story Vampire die Hauptrolle spielen, spricht man von Vampire Fantasy. Oder nehmen wir den Steampunk, der ja grundsätzlich nicht von der Urban Fantasy zu trennen ist, aber aufgrund seiner spezifischen Eigenheit dann doch eher der Science Fiction zugerechnet wird.

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Max Seeck: Hexenjäger

Die Geschichte in „Hexenjäger“ ist so aufgemacht, dass sie zunächst wie ein nordischer Noir mit einigen okkulten Wendungen aussieht. Die zentrale Idee ist eigentlich interessant: Die Frau eines finnischen Thriller-Autors, der mit seiner sensationellen Trilogie über die Hexenjagd der Inquisition einen Weltbestseller gelandet hat, wird auf eine Weise ermordet, die zu einem Mord in einem seiner Bücher passt. Die Inszenierung ist spektakulär, der Autor selbst unsympathisch, und die Zahl der Leichen steigt weiter, da die Mörder all diese grauenhaften Morde nachstellen.

Hier gibt es jede Menge Potenzial: viele Morde in einem sehr kurzen Zeitraum, Morde, die so kompliziert und genau choreographiert sind, dass sie wie eine für die Polizei inszenierte Oper wirken, ein Expertenteam von talentierten, aber schrulligen Polizeibeamten aus Helsinki, die unermüdlich die Hinweise abarbeiten, von denen sie wissen, dass die Bösewichte sie an der Nase herumführen. Das ist alles gut, aber es kristallisiert sich im Laufe der Lektüre immer mehr heraus, dass die Verfolgung von Serienmördern mit einer Besessenheit für das Okkulte und einem Gespür für das Dramatische nicht wirklich das ist, worüber Max Seeck eigentlich schreiben will.

Sein Interesse gilt der Hauptermittlerin Jessica Niemi, einer Frau mit einer dunklen Vergangenheit, die ihr Vermögen und sogar ihren richtigen Namen vor allen Kollegen außer ihrem direkten Vorgesetzten verbirgt.

Auch dieser Ansatz war vielversprechend. Es war klar, dass Jessica und ihre dunkle Vergangenheit irgendwie der Schlüssel zum Verständnis des Motivs hinter den Morden sind, so dass die beiden Erzählstränge sich gegenseitig hätten verstärken sollen.

Aber das taten sie nicht. Die Hintergrundgeschichte, die die traumatische Zeit der neunzehnjährigen Jessica in Venedig beschreibt, wurde ungeschickt in die „Fangt den Mörder“-Erzählung hineingeschoben, und zwar auf eine Art und Weise, die sich eher wie eine Unterbrechung anfühlt, als dass sie etwas erhellt. Die Hintergrundgeschichte plätschert vor sich hin, wird in scheinbar willkürlichen Abständen erzählt und ist zunächst ein wenig flach und dann mehr als nur ein wenig unangenehm, hat aber nie wirklich Fahrt aufgenommen.

Jessica Niemi selbst hat kaum etwas Interessantes an sich hatte, auch wenn es im Text ständig behauptet wird. Die langsame Enthüllung ihrer tragischen Vergangenheit hat nicht die Empathie aufgebaut, die sie hätte haben können, weil es sehr wenig Tiefe in ihrer Gegenwart gab, das sie interessant gemacht hätte.

Nach etwa drei Vierteln der Lektüre nahm das Buch an Fahrt auf und lässt vermuten, dass es auf ein großes Finale zusteuert. Wir hatten herausgefunden, wer die Bösewichte waren. Wir wussten, warum sie getan hatten, was sie getan hatten, und wie sie es getan hatten, und wir hatten mehrere Ermittler in tödlicher Gefahr. Wir wussten sogar, wie Jessicas Zeit in Venedig endete.

Doch dann verpufft plötzlich alles. Das Ende kommt unerwartet und wird kaum wirklich erklärt, so als hätte jemand den Stecker gezogen und „Feierabend!“ gerufen, ohne dass man sein Glas austrinken durfte.

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