Skurrile Kostüme, spitze Hüte, Jonglierkunst und derbe Scherze – all das sind Merkmale, die wir unweigerlich mit dem Bild eines mittelalterlichen Narren verbinden. Doch obwohl diese Elemente bei besonderen Anlässen durchaus zutrafen, zeigen sie nur einen kleinen Ausschnitt aus dem vielschichtigen Leben dieser historischen Figuren. Die Wirklichkeit war weitaus komplexer: Narren hatten zahlreiche Aufgaben und Rollen, die über das reine Belustigen hinausgingen – und nicht selten begaben sie sich dabei in gefährliche Situationen.
Obwohl der Beruf des Narren heute weitgehend verschwunden ist, lässt sich doch sagen, dass moderne Entertainer in gewisser Weise seine Nachfolger sind.
Interessanterweise wurde der Begriff „Narr“ erst im 16. Jahrhundert geprägt. Davor nannte man diese Unterhalter „Minnesänger“ – eine Bezeichnung, die wörtlich übersetzt „kleine Diener“ bedeutet. Bereits im 12. Jahrhundert jedoch setzte sich die spezielle Rolle des Narren durch, auch wenn die Tätigkeiten sehr unterschiedlich ausfielen: Sie reichten von Gesang und Musik über Akrobatik bis hin zur Gaukelei. Unser heutiges Bild des Narren ist meist der des Hofnarren, der zur Erheiterung von König und Königin auftritt – und obwohl dies tatsächlich vorkam, war das nur eine von vielen möglichen Rollen. Je vielseitiger ein Narr war, desto höher wurde er geschätzt. Im gesamten Mittelalter und während der Tudorzeit war ein Narr oft nicht nur Künstler, sondern auch ein vielseitiger Hausangestellter.
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Sehr guter Zusatz. Bereichert das ganze enorm. Danke!