Die Kontroverse um den literarischen Wert von Stephen King muss hier nicht wiederholt werden (obwohl wir dies im Laufe der Besprechungen seiner Werke tun müssen), der Autor hat sich von Anfang an selbst in die Falle manövriert: Wer sein eigenes Werk als das literarische Äquivalent eines Burgers mit Pommes bezeichnet, wird von einem leichtgläubigen Publikum schließlich auch so wahrgenommen. Das Problem an der Sache: Es stimmt nicht. Zwar ist es nicht falsch, King nicht zu mögen oder nicht lesen zu wollen (man pflegt seine Abneigungen, ob begründet oder nicht), aber eine echte Kritik kann nur entstehen, wenn man eine Ahnung hat, wovon man spricht.
Natürlich habe ich immer auch King gelesen, einen Meister der Erzählkunst und in der Tat einen der begabtesten Autoren, die Amerika je hervorgebracht hat. Denis Scheck, einer der wenigen deutschen Kritiker, die nicht von der Ignoranz geblendet werden, hat King einmal den Charles Dickens unserer Zeit genannt. Nun muss man natürlich wissen, dass auch Dickens wegen seiner Popularität angeklagt wurde, was heute niemanden mehr interessiert. Und wie Dickens wird auch King in ein paar hundert Jahren gelesen werden (falls unsere substanzlose Rasse so weit kommt), was auf manche Lieblinge der Gralshüter sicher nicht zutreffen wird, weil sie tatsächlich nichts Ewiges zu verkünden haben.
Stephen King hat oft genug die Geschichte erzählt, wie ein Fan ihn erkannte und sagte: „Du bist Stephen King! Ich liebe all deine Filme!“ Anfangs musste King den Leuten noch erklären, dass er Schriftsteller ist und die Filme auf seinen Büchern basieren. Diese kleine Anekdote mag übertrieben klingen, aber sie zeigt die Tendenz, Literatur nicht mehr als solche wahrzunehmen, sondern von vornherein zu entscheiden, ob ein Buch als Vorlage für einen Film geeignet ist oder nicht. Da King der am häufigsten verfilmte Autor überhaupt ist, ergibt sich hier das eigentliche Dilemma. Die überwältigende Mehrheit dieser Filme ist künstlerischer Schrott – und das verweist in der öffentlichen Wahrnehmung auf Stephen King. So schweben Kings Ideen frei im Raum, und weniger begabte Künstler stürzen sich auf seine Stoffe, adaptieren sie und zerstören damit eigentlich ein erstaunliches literarisches Erbe.
Von Anfang an haben Kings düstere Parabeln die Ängste des ausgehenden 20. Als stellvertretender Erzähler in „Der Nebel“ erklärt King seine Mission:
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Sehr guter Zusatz. Bereichert das ganze enorm. Danke!