Possenspiele

Kategorie: Brouillon (Seite 34 von 70)

der BROUILLON ist tagesgeschäft, nicht mehr als journaling über unwichtige persönliche befindlichkeiten.

Ein Morgen mit Dexter Gordon

Den frühen Morgen mit Dexter Gordon begonnen, der von meinen bewunderten Tenorsaxophonisten das vollste Organ besitzt.

Noch in der Nacht konnte ich den Volker Kutscher beiseite legen, durch seine Gereon Rath-Romane der Impulsgeber zur hervorragenden Produktion „Babylon Berlin“. Kutscher selbst kann Ideen haben, aber er hat eindeutig kein Erzähltalent, das liegt tatsächlich den wenigsten deutschen Autoren im Blut. Ganz anders der erste Highsmith-Band; die Dame bricht mit einer erschreckend einfachen Sprache ins Bewusstsein, die Finesse liegt in ihrer psychologischen Führung der Figuren.

Die Inselsprüche und was denn mitzunehmen wäre: Auffällig sind es bei mir vermehrt Kurzgeschichten und weniger Romane. Natürlich Cortázar (mitsamt Rayuela eben als einer der wenigen Romane); Poe, Bruno Schulz, Borges, Ligotti, Aickman. Gegen Romane entscheide ich mich nicht wegen der Form, sondern wegen der Fülle auf engstem Raum bei leichtem Gewicht.

Piglia: Man erzählt nicht, um sich zu erinnern, sondern um etwas Verborgenes zu zeigen.

Also bin ich ein Hybrid, ein Zwitterwesen zwischen Federhalter / Maschine und der elendigen digitalen Textur, die immer eine Umkehrung ist, eine Vernichtung, die täuschend echt mit Symbolen umgeht, aber am Ende nur von der reinen Vergeblichkeit kündet.

Es gibt wichtige Bücher und eine größere Masse unbedeutender, denen man in einem Leseleben begegnet. Die Verteilung scheint zunächst willkürlich. Die Zufälle, mit denen man seine persönliche Bibliothek füllt, sind, wie die Zufälle aller Begegnungen: es erschließt sich erst in einem Zwiegespräch die Tragweite.

Traum ohne Möbel

Traum: Ich in einem Raum ohne Möbel, außer dem Tisch, an dem ich sitze. Mir gegenüber ein Mann, der eine Zeitung studiert. Er ist mir fremd und wartet auf den Bus (oder auf den Zug). Derweil sind zwei Handwerker mit der Tapete beschäftigt. Sie schneiden Steckdosen und Lichtschalter aus. Sie ist weiß und augenscheinlich aus uralten Tagen, schwer mit einem stilisierten, leicht glänzenden Muster.

Nach vier Tagen mit interessanten Symptomen, die meine Stimme etwas in Mitleidenschaft zogen, geht es mir heute wieder etwas besser. Ich bin recht gut durch diese apokalyptische Stimmung gekommen, aber natürlich wird diese so schnell nicht enden. Es wäre aber falsch zu behaupten, die Misere, die sich seit einem Jahr zeigt, hätte mir gar nichts ausgemacht, schließlich muss ich doch dann und wann das Haus verlassen, um etwas einzukaufen. Ich kann mir nicht alles schicken lassen. Mir war der Kontakt mit vielen Menschen schon vor der Pandemie ein Graus, doch mittlerweile ist es schierer Ekel. Natürlich lege ich meine Einkäufe in die früheste mögliche Stunde, aber man kommt nie ganz davon. Ich wünschte mir eine eigene Infrastruktur für Hochsensible.

Herd

Immer wenn ihre Silhouette in die Nacht hinaus schleicht, um das Zentrum der Dinge zu ernähren, verbleibe ich in der Höhle, reduziere das Feuer um das Nötigste, und bange, nichts Unbekanntes möge aus den Wänden brechen. Erst am Morgen werden wir sehen, ob Getier gerissen wurde.

Wir ersetzen es dann schnell, um die Energie der Herde wieder zu vervollständigen. Ihr Tanz wird dieses Wunder offenbaren. Ihre Rückkehr treibt die Dämonen aus. 

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