Willi Kreutzmann erhebt sich nun doch endlich. Er kann nicht mehr richtig liegen, die ihm möglichen Stellungen sind verbraucht. In Bauchlage gelingt es ihm nicht, das zum Überleben nötige Sauerstoffvolumen durch das Federkissen zu saugen, auf dem Rücken liegend besitzt er die Angewohnheit, die Finger wie bei einer Leiche über dem Solarplexus zu verschränken und fühlt sich deshalb merkwürdig, sanftmütig gar, wirklich wie dahingeschieden. Die linke Seite, eigentlich seine Lieblingsseite, lässt ihn unkoordiniert auf das Kissen sabbern, liegt er auf der rechten, schläft immer sein verdammter Arm ein und der Hals tut ihm weh.
WeiterlesenKategorie: Stories (Seite 31 von 43)
direkt aus dem lateinischen „storia“ übernehme ich diesen begriff, der mir immer schon eine andere konnotation ausdrücken zu schien als das vermaledeite „geschichten“.
»Gurru, Gurru!« Das ist natürlich Zufall, sie kann nicht wissen, dass er Tauben füttert, allein, um sich das Recht zu erwerben, sie auch zu verspeisen: Taubenfilet, Grilltaube, Taubeneintopf, nimmt dabei Kümmelbrot mit Kräuterbutter als Köder. Ihre Hand umfängt den Wetzkegel wie ein Kompressor, die Grobschlächtigkeit macht ihn richtig scharf. »Gurru, Gurru!« Von unten nach oben: sie kniet immer noch vor seinen Schienbeinen und reckt die Hände: mein Scheißerschmutzerle. Sein Blick fällt auf den Picatrix, 1256 für den kastilianischen König Alfons X. aus dem Arabischen ins Lateinische übersetzt, daneben das Heptameron des Petrus von Abano, das Dictionnaire Infernal, den Codex Seraphinianus, und dann, jawoll: Johannes Hartliebs Von der verpotenen Kunst.
WeiterlesenEs gibt sie freilich, die verruchten Fuchsmaschinen, die durch die Menschheitsgeschichte fimmeln. Damen, die so sonderbar in ihren Neigungen, dass sich dagegen so manches Menschheitsereignis wie kleines Gekekse ausmacht. Dem Weibe fällt es zu, uns mit dem Ende der Milch zu versöhnen. Ende der Milch bedeutet: schale Wasser für die Zukunft. Wir heiligen sie, die Giftmischerinnen, Rosinanten, Saubesen, Nachtvögel, Herrscherinnen und Hellerhuren. Myrrha war diejenige, die ihn in die Welt der Psychometrie führte. Entscheidungen traf sie stets mit einer Münze, einem originalen Louis dʼOr, der, wenn er nicht gebraucht wurde, auf dem Schweiß zwischen ihren Brüsten haftete. Es fiel leicht, über beide zu lachen, wenn man sie, in einer Gruppe stehend, bei Tag aus der Ferne erspähte, aber die Wenigsten wären so mutig gewesen, ihnen alleine zu begegnen. Sie: maliziös; er: schon halb verrückt.
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Sehr guter Zusatz. Bereichert das ganze enorm. Danke!