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Schlagwort: Argentinien

Julio Cortázar: Vertrautheit des Phantastischen

Was nützt ein Schriftsteller, wenn er die Literatur nicht zerstören kann?

Die Frage stammt aus Julio Cortázars Roman Rayuela aus dem Jahr 1963, dem dichten, schwer fassbaren und raffinierten Meisterwerk, das gleichzeitig ein hochmodernes Spiel  um das eigene Abenteuer ist. Es enthält eine einführende Anweisungstabelle: „Dieses Buch besteht aus vielen Büchern“, schreibt Cortázar, „aber vor allem aus zwei Büchern.“ Die erste Version wird traditionell von Kapitel eins an durchgelesen, die zweite Version beginnt bei Kapitel dreiundsiebzig und schlängelt sich durch eine nichtlineare Sequenz. Beide Lesemodi folgen dem weltmüden Antihelden Horacio Oliveira, Cortázars Protagonist, der von den lauen Gewissheiten des bürgerlichen Lebens enttäuscht ist und dessen metaphysische Erkundungen das Gerüst einer wogenden, höchst komischen Existenzkapriole bilden. Cortázar sagte lakonisch: „Ich bin auf der Seite der Fragen geblieben.“ Aber es war der formale Wagemut des Romans – seine verzweigten Wege -, der auf die hartnäckigste und persönlichste Anfrage des argentinischen Autors hinwies: Warum sollte es nur eine Realität geben?

Die verbindende Durchgangslinie im Werk Cortázars ist das Beharren auf der Elastizität der literarischen Kunst, um damit das einzufangen, was er als flüchtige, umstrittene und immer fließende Realität sah. Irgendwann sagte Cortázar:

Ich hatte ein Gefühl der Vertrautheit gegenüber dem Phantastischen, weil es mir so akzeptabel und echt erschien, wie die Tatsache, um acht Uhr abends Suppe zu essen.

Das Phantastische ist also ein Mittel, um die Flachheit des weithin Akzeptierten oder nur Prosaischen zu verlassen. Das Gefühl wird so zu einem Refrain. Für Cortázar, wie für seine Schöpfung Horacio, war die freudlose Verengung der gelebten Möglichkeit eine Verschwörung der großen Falschheit, die er „die vorgefertigte, vorfabrizierte Welt“ nannte. Während Cortázar nicht explizit erklärte, was er damit meinte, suggeriert seine Arbeit ein tiefes Misstrauen gegenüber der Alltäglichkeit des Lebens, einen Verdacht, dass es sich um eine Lähmung handelt, die sich als beruhigende Routine ausgibt. „Es kam mir vor wie eine Art mentaler Rülpser“, sagt Horacio in einem der langen inneren Monologe von Rayuela, „dass dieses ganze A B C meines Lebens ein schmerzhaftes Stück Dummheit war, weil es allein auf der Wahl dessen basierte, was man Nicht-Verhalten nennen könnte, anstatt Verhalten“.

Cortazar

Anderswo schreibt Cortázar mit ähnlichen Bedenken:

Wie es weh tut, einen Löffel abzulehnen, nein zu einer Tür zu sagen, alles zu leugnen, was die Gewohnheit zu einer angemessenen Geschmeidigkeit geschleckt hat

Für den Ableger der literarischen Moderne, den so genannten lateinamerikanischen Boom, in dem Cortázar in seiner Blütezeit der 1960er Jahre eine entscheidende Rolle spielte, kam eine radikale Neubewertung der Wirklichkeit auf. Der Boom, der unter anderem die überragenden Werke von Gabriel García Márquez, Carlos Fuentes und José Lezama Lima umfasste, half, die Grenzen zwischen dem Alltäglichen und dem Phantastischen zu durchbrechen. Cortázar selbst brachte eine Art kosmopolitischen Kubismus in den Roman, in dem Zeit, Ort, Sprache, ja sogar der wörtliche Text selbst zu Orten der Auseinandersetzung, Teilnahme und des Spiels wurden. Die Read-as-you-like-Anweisungen von Rayuela („Der Leser darf das, was folgt, mit reinem Gewissen ignorieren“) sollten nicht als bloße Spielkunst oder avantgardistische Haltung verstanden werden, sondern sie stellten sich aktiv gegen einen literarischen Realismus, der nicht mehr den fragmentierten Texturen des modernen Lebens entsprach.

„Wenn man an die Grenzen des Ausdrucks stößt“, sagte er in einem Vortrag, „beginnt ein Gebiet, in dem alles möglich und alles ungewiss ist.“

In Cortázars Worten haben wir dann Eden erreicht: den ultimativen Zustand der Gnade.

Julio Cortázar (1914—1984) war einer der Begründer dessen, was als Lateinamerikanischer Boom bekannt wurde. Ein Romanschriftsteller, Dichter, Dramatiker und Essayist war er, aber – und das ist das Wesentliche seiner Arbeit – vor allem ein fleißiger Erzähler von Kurzgeschichten. Er begann seine Arbeit unter dem Einfluss des Surrealismus. Seine phantastischen Erzählungen beginnen meistens mit einem gewöhnlichen Setting, in das unerwartet das Fremde, Seltsame einbricht. Seine Tätigkeit als Übersetzer, inklusive der Erzählungen Poes, beeinflussten sein Schaffen ebenfalls. Viele phantastische Geschichten kommen um eine thematische Ähnlichkeit nicht herum. Es scheint oft so, als stünden sie in Beziehung zueinander, wären verbrüdert und verbunden durch eine Röhre. Viele solcher Geschichten haben gemeinsame Einflüsse wie Arthur Machen oder H. P. Lovecraft, während andere die unheimliche Elemente benutzen, um zeitgenössische Stimmungen einzufangen. Manchmal sind diese Verbindungen offenkundig, in anderen Fällen braucht es mehrmaliges Lesen, bevor sie verstanden werden. Das ist bei Julio Cortázar stets der Fall. Nehmen wir das Beispiel Axolotl und daraus den ersten Absatz, der die Transformation vorwegnimmt:

Es gab eine Zeit, in der ich viel an die Axolotl dachte. Ich besuchte sie im Aquarium des Jardin des Plants und brachte Stunden in ihrer Betrachtung, der Betrachtung ihrer Unbeweglichkeit, ihrer dunklen Bewegung zu. Jetzt bin ich ein Axolotl.

Der Schlüssel an dieser Stelle ist nicht die ausgesprochene Transformation, sondern die Beobachtung und das andächtige  Schauen. Man kann die Geschichte als eine Absonderung und einen symbolischen Abstieg in einen schizophrenen Zustand lesen, vor allem durch die Schlusssätze, in denen Cortàzar das erzählerische „uns“ (in Axolotl) mit dem menschlichen „ihn“ (der Mensch) vertauscht. Am Anfang der Geschichte geht der Erzähler, angefangen von der Faszination dieser Amphibien im Larvenstadium, dazu über, mehr und mehr Informationen über sie zu sammeln. Tag für Tag besucht er sie im Jardin des Plantes.

Ich stützte mich auf die eiserne Stange, die die Aquarien einfasst, und widmete mich ihrer Betrachtung. Daran ist nichts Besonderes, denn ich hatte vom ersten Augenblick an begriffen, dass wir miteinander in Verbindung standen, dass etwas wenn auch grenzenlos Verlorenes und Fernes uns offenbar vereinte.

Hinter dem Gefühl der Obsession lauert etwas anderes. Es ist die Schärfe der Selbstidentifikation mit etwas Fremden. Im Laufe der Geschichte beginnt sie mit wiederholten Verweisen auf ihr Ursprungsland Mexiko, zurück zu den Azteken, die über das Land herrschten, bevor die Spanier kamen, Formen anzunehmen. Der Erzähler scheint verrückt zu sein, zumindest könnte man die Erzählung so deuten. Und doch könnte das alles auch eine Metapher sein für die Faszination für eine fremde Kultur, die soweit geht, komplett in sie eintauchen zu wollen, und zwar soweit, dass sie mit der ursprünglich eigenen Kultur getauscht wird. Dieses Gefühl fremder Akkulturation taucht in vielen Geschichten und Romanen Cortázars auf. Emigranten in surrealistischen Geschichten, wie in seinem brillanten und epochemachenden Roman „Rayuela“. In seinen Geschichten verwendet Cortázar das Unerklärliche, um die Wirren des Lebens zu erforschen. In „Das besetzte Haus“ die alternden Geschwister, die in Abgeschiedenheit im Haus ihrer Großeltern leben, spüren, dass etwas in ihren abgeschlossenen Lebensraum eindringt und sie dazu zwingt, das Haus zu verlassen. Es ist ein langsames, schleichendes Grauen, das durch die Erzählung sickert. „Südliche Autobahn“ ist weniger eindeutig. Die Erzählung beginnt mit einem endlosen Stau im kafkaesken Stil. Die im Stau steckenden versuchen, sich irgendwie zu beschäftigen. Einige schlafen miteinander, andere versuchen, sich soweit wie möglich von allem und jedem zu entfernen.

Beide Erzählungen ähneln „Axolotl“, indem sie von eindeutiger Realität in seltsame, surreale Landschaften hineinrutschen. Was real ist und was Ausgeburt der Phantasie, verschmilzt unentwirrbar miteinander, wird zu einer halluzinatorischen Einheit. In den „Hüpf- und Sprungszenen“ seines grandiosen Anti-Romans „Rayuela“ zeichnet Cortázar das Leben eines argentinischen Emigranten in Paris und seine Suche nach seiner einstigen Geliebten Maga. Auch hier kommt es zum Zusammenprall der Kulturen, zu einer verschwommenen Linie zwischen Halluzination und Realität. In Horacio Oliveira erkennen wir den fast wahnsinnigen Erzähler aus „Axolotl“. Sein Taumel durch Paris und Buenos Aires, auf der Suche nach Maga, kann ebenso für die Suche nach einer schwer fassbaren Realität stehen. Die Anti-Struktur des Romans dient dazu, das Gefühl des Halluzinatorischen der Suche zu verstärken. Da gibt es Momente der stillen Bedrohung, ähnlich der des „besetzten Hauses“; und dann sind da die Momente, in denen Oliveiras Suche Quixotische Züge annimmt. Im Laufe seiner 35 Jahre währenden Karriere als Schriftsteller hinterließ Cortázar eines der mächtigsten und unvergesslichsten Werke der Literatur des 20. Jahrhunderts unter Verwendung des Surrealismus, des Kulturkrachs, Selbstidentität und der Frage, wo Realität endet und Halluzination beginnt. Seine instabilen, aber schmerzhaft aufmerksamen Erzählerfiguren erlaubten ihm, durch das Unerklärliche Aussagen über das heutige Leben zu machen, wie es ein ‚Realismus‘ niemals zu Wege bringen kann. Cortázar taucht tief in die Psyche seiner Protagonisten und offenbart dadurch beunruhigende Wahrheiten darüber, wie wir die verrückte Welt um uns herum wahrnehmen. Manchmal wird das durch den Verlust der Identität und der Trennung von unserer Vergangenheit ausgedrückt wie in „Axolotl“ oder „Das besetzte Haus“. Das Unheimliche dient Cortázar als Kanal und seine Geschichten funktionieren auf mehreren Ebenen. Es ist beinahe unmöglich, diese unglaubliche Nuanciertheit bei einem ersten Lesedurchgang zu erfassen und er ist einer jener wenigen Autoren, die man wieder und wieder mit Genuss lesen wird.

Munk / Ricardo Piglia

Ricardo Piglia war ein eifriger Leser, der das Lesen als Freizeitbeschäftigung ablehnte. In seinem Buch „Der letzte Leser“ feiert er nicht die Schnelligkeit des Lesens, die sogar in manchen Schulen für gut befunden wird, sondern die Langsamkeit. Im Epilog zitiert er einen Satz von Wittgenstein: „In der Philosophie gewinnt der das Rennen, der am langsamsten läuft. Oder: derjenige, der als letzter ankommt“. Piglia nannte scharfsinnige Leser „Privatdetektive“, zu Ehren seiner Besessenheit für Detektivgeschichten, ein Stil, den er für die meisten seiner Werke übernahm. Oft verwies er auf ein Foto von Borges, der im Alter von dreißig Jahren erblindete. Auf diesem Foto hält er als Direktor der argentinischen Nationalbibliothek ein Buch wenige Zentimeter vor seine Nase und kommentiert das Bild mit den Worten: „Ich bin jetzt ein Leser von Seiten, die meine Augen nicht sehen können“. Piglia schreibt: „Ein Leser ist auch jemand, der die Dinge falsch liest, sie verzerrt und auf irritierende Weise wahrnimmt“. Für ihn war es entscheidend, idiosynkratisch gegen den Strom zu lesen.

Wie jeder ambitionierte Schriftsteller, der in den 1970er und 1980er Jahren schrieb, verstand er die besondere Last und Gabe, im Schatten von Jorge Luis Borges zu arbeiten – dem Meister, der, wie ein argentinischer Kritiker sagte, „größer ist als die argentinische Literatur“. In einer vier Jahrzehnte währenden Karriere, in der er zu einer der markantesten literarischen Stimmen Lateinamerikas wurde, schrieb er oft über vertriebene Einzelgänger, gescheiterte Genies, überzeugte Paranoiker und Verschwörer.

Der Name seines Alter Egos Emilio Renzi, den er in einigen seiner Bücher auftreten lässt, ist nicht zufällig gewählt. Piglias Geburtsname war Ricardo Emilio Piglia Renzi. Unter diesem Namen erschien auch sein erstes Buch. Und natürlich taucht er auch in diesem auf: Munk.

„Sie wissen, dass sich dort draußen kein Mensch für Literatur interessiert und sie die letzten Verbliebenen Hüter einer glorreichen, in die Krise geratenen Tradition sind.“

Man liest Bücher, um etwas über sich selbst zu erfahren. Ein Buch, in dem das nicht der Fall ist, taugt nicht viel. Nun ist es die lateinamerikanische Literatur im Allgemeinen, in der man vor allem etwas über die Zerrissenheit lernen kann. Die Europäer – allen voran die französische und die englische Literatur – waren die literarischen Kulturträger des südlichen Kontinents. Heute, da es in Europa keine nennenswerte Kultur mehr gibt, wendet man sich Amerika zu. Die beiden Amerikas sind voll von Zerrissenheit und Kunst, Europa ist nur noch ein Relikt der Vergangenheit. Das Interessante ist, dass die Hispanistik zur Romanistik gehört wie die Französistik. Borges bevorzugte die englische Literatur als Lektürequelle, und die USA sind vor allem deshalb ein Literaturvolk geworden, weil Autoren wie Poe, Mark Twain und Whitman sich emanzipieren wollten und mussten. Von Poe stammt der Symbolismus, der in Frankreich vor dem Surrealismus groß wurde, und der literarische Surrealismus wiederum blühte in Lateinamerika auf. Das alles hat zunächst nichts mit Ricardo Piglias Roman zu tun, der im Original „El camino de Ida“ heißt: Der Weg Idas.

Es war sein letzter Roman, Piglia starb im Januar 2017 in Buenos Aires, nachdem er mehr als zwanzig Jahre in den USA gelebt hatte. Es ist nicht zu leugnen, dass dieser Aufenthalt, wie bei früheren Autoren, die vorzugsweise in Frankreich lebten (bei Borges waren es die Schweiz und Spanien), Spuren hinterlassen hat. In der Zeit nach Borges war Piglia der berühmteste Argentinier. In MUNK erfahren wir viel über die Literatur selbst, was nicht verwundert, da der Autor, wie sein Protagonist, als Professor Literatur lehrte. Wie Borges, Cortázar und Roberto Bolaño liebte auch Piglia seinen literarischen Fundus und schreibt ihn hier Emilio Renzi auf den Leib, der von Buenos Aires nach New York reist, um an der elitären Taylor University ein Seminar über W. H. Hudson zu halten, einen englischen Schriftsteller, den Joseph Conrad bewunderte und der einige Zeit in Argentinien lebte. Renzi war von der schönen und hochintelligenten Professorin Ida Brown eingeladen worden.

Renzi ist frisch geschieden und glaubt, dass ihm der Abstand und der Aufenthalt an einem fremden Ort, an dem ihn kaum jemand kennt, helfen werden, sein Leben wieder in den Griff zu bekommen. Doch sein Plan scheitert sofort: In der ersten Nacht wird er durch einen seltsamen Anruf aus der Bahn geworfen. Dann beginnt er in einem Anfall von Leidenschaft eine heimliche, unvergessliche Romanze mit Ida. Kleine verdächtige Zwischenfälle und seltsame Missverständnisse gipfeln im tragischen Tod der Professorin bei einem unerklärlichen Autounfall, der ein beunruhigendes Detail zutage fördert: Idas Hand ist verbrannt, und das scheint sie mit einer Reihe von Personen aus der akademischen Welt gemeinsam zu haben.

Das FBI ermittelt, doch zunächst wird der Fall zu den Akten gelegt, weil er wie ein Unfall aussieht. War es wirklich ein Unfall? Das FBI vermutet, dass sie eine Komplizin des Briefbombers gewesen sein könnte. Und hier kommt eigentlich der Titel (sic!) ins Spiel, denn „Ida“ bedeutet „Weg ohne Wiederkehr“. Piglia lässt Renzi hier in den Keller der Paranoia hinabsteigen, denn natürlich ist er zunächst verdächtig und lernt die Gemeinsamkeiten der argentinischen Junta und der amerikanischen Ermittler kennen. Viele der herausragenden lateinamerikanischen Bücher bieten diesen doppelten Boden einer ungewissen Realität. Das ist natürlich eine Anspielung auf den magischen Realismus. Aber in Wirklichkeit ist das Kafkaeske allgegenwärtig. Hier in Gestalt des Dekans D’Amato, der als großer Melville-Kenner einen lebenden weißen Hai im Keller hält. Oder die Vorstellung, dass Finnegans Wake gerne von Philosophen und Mathematikern gelesen wird. Mathematiker seien affektierte, gelangweilte Menschen, deren Kreativität meist vor dem fünfundzwanzigsten Lebensjahr versiegt. Die meiste Zeit vertreiben sie sich mit Joyce.

Der Unabomber

Es ist etwas merkwürdig, dass die teuerste und aufwendigste Verbrecherjagd in der Geschichte der USA heute etwas in Vergessenheit geraten ist. Gemeint ist der Fall Ted Kaczynski, einem der genialsten Mathematiker seiner Zeit. Verwiesen sei hier auf die Dokumentation von Lutz Dammbeck.

Das Besondere an Piglias Buch (der Bombenleger heißt bei ihm „Munk“) ist aber nicht das Weben dieser Geschichte, sondern die Sprengkraft der Literatur, die wohl nur deshalb unterschätzt wird, weil sie von den meisten Menschen entweder als Mainstream-Unterhaltung oder als intellektuelles Konstrukt vergangener Tage interpretiert wird, vielleicht gerade weil kaum noch wahrgenommen wird, dass die Sprache das Einzige ist, was uns wirklich vom Tier unterscheidet. Im Guten wie im Schlechten ist der Mensch und seine Umwelt nur das Konstrukt seiner Sprache; wo seine Sprache endet, endet sein Horizont.

Julio Cortázar: Die Erzählungen

Julio Cortázar war einer der Begründer des so genannten lateinamerikanischen Booms. Er war Romancier, Lyriker, Dramatiker und Essayist, vor allem aber – und das ist der Kern seines Werkes – ein eifriger Erzähler von Kurzgeschichten. Er begann sein Werk unter dem Einfluss des Surrealismus. Seine phantastischen Erzählungen beginnen meist mit einer alltäglichen Szenerie, in die unerwartet das Fremde, das Unheimliche einbricht. Auch seine Tätigkeit als Übersetzer, u.a. der Erzählungen Edgar Allan Poes, beeinflusste sein Werk.

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