Possenspiele

Schlagwort: MV Carey (Seite 1 von 2)

Die drei ??? und der Karpatenhund / M.V. Carey

Wir müssen leider schon wieder darüber reden, wie die deutsche Übersetzung respektlos alles aus diesem beliebten Teil der drei Fragezeichen eliminiert hat, was den Roman eigentlich auszeichnet. Das war bereits bei Die silberne Spinne ein Skandal, den man aber hierzulande längst geschluckt hat, weil man sich an die hiesige Ignoranz und Respektlosigkeit gegenüber Originalwerken so dermaßen gewöhnt hat, dass sie den Leuten egal geworden ist. Hinzu kommt (wie so meist) die eigentlich grottenschlechte Übersetzung all dieser Bände. Aber kommen wir zu dem, was wir vorliegen haben.

Die Geschichte von einem Geisterhund

»Es war ein gewaltiger, halbverhungerter Hund, der Wolfsblut in sich haben mochte. Die Hundemeute des Adligen wurde bis auf das letzte Tier getötet, aber in dunklen Nächten strich ein hageres Untier durch die Straßen, winselnd und jaulend, und die Rippen stachen ihm unter dem Fell hervor. Die Leute hatten entsetzliche Angst. Manche stellten der Bestie Futter hin, aber sie konnte oder wollte nicht fressen. Wenn also dieser Hundedämon wirklich jener Edelmann war, dann war sein Fluch wahr geworden. Er suchte das Dorf heim. Allerdings waltete darin eine fürchterliche Gerechtigkeit, denn er war immer ausgehungert, wie es auch seine eigenen Hunde zuvor gewesen waren. Nach und nach zogen die Leute aus dem Dorf weg. Wenn der Hund noch dort spukt, dann in verlassenen Ruinen.«

Im Original

In der Woche zwischen Weihnachten und Neujahr werden die Jungs von dem älteren Kunstliebhaber Fenton Prentice angeheuert, der glaubt, von einem Schatten heimgesucht zu werden, der in seiner Wohnung erscheint. Als Jupiter denselben Schatten sieht, den er zunächst für Pete gehalten hatte, stellt sich heraus, dass Mr. Prentice tatsächlich ein Problem hat, das sich noch verschlimmert, als herauskommt, dass seine Statue des Karpatenhundes gestohlen wurde. Bald werden die Jungen in die Jagd nach einem Einbrecher verwickelt und müssen herausfinden, was hinter einer Vergiftung, einer Brandbombe, einer Explosion und einer Geistererscheinung in der örtlichen Kirche steckt, während die Suche nach dem unsichtbaren Hund immer schwieriger wird.

Anmerkung: In der verunstalteten deutschen Fassung wird der Kunstsammler Fenton Prentice von mysteriösen Lichtblitzen in seiner Höhle heimgesucht (im Gegensatz zu einer schattenhaften Präsenz).

Dies ist der fünfte Band der M. V. Carey-Reihe, die seit langem zu den Lieblingsbüchern vieler Leser gehört. Die drei Detektive sollen den Schatten untersuchen, aber das eigentliche Rätsel beginnt, als sie am Tatort am Paseo Place eintreffen und in das Haus des verstorbenen Edward Niedland einbrechen. Er hatte für Prentice eine einzigartige Kristallskulptur geschaffen, den Karpatenhund, „eine wunderbare Skulptur. Die Augen des Tieres waren mit Gold umrandet, und auf den Lefzen war goldener Schaum aufgetragen“, und nun wird Lösegeld für ihn gefordert. Gleichzeitig ereignen sich in der Umgebung des Wohnkomplexes viele scheinbar voneinander unabhängige Vorfälle – in die Kirche nebenan wird eingebrochen, ein Nachbar wird vergiftet und kommt ins Krankenhaus, ein anderer ist in seiner Wohnung, als ein Feuer ausbricht, das ihn ins Krankenhaus bringt, und das Auto der Hausmeisterin explodiert, als sie auf dem Weg zum Markt ist (nach dem Bombenanschlag bemerkt ein Polizist: „In diesen Tagen geht es hier wirklich nicht mit rechten Dingen zu.„).

Es gibt einige großartige Szenen – die Begegnung in der Kirche, die Vergiftung von Gwen Chalmers, die Überwachungskameras, die Sache mit Mrs. Boggles Auto, das Feuer bei John Murphy, Justus im Pool -, während die erste Szene, in der der Einbrecher durch den Paseo Place flieht und von der Polizei verfolgt wird, und dann die Menschenmenge, die sich in der Kirche versammelt, um zu sehen, was vor sich geht, den Ton perfekt trifft. Die Charaktere sind durchweg gut ausgearbeitet – von den bereits erwähnten über Sonny Elmquist (der der Schatten zu sein scheint), Alex Hassell und seine Katzen, Pater McGovern, Earl, den Hausmeister, und Mrs. O’Reilly in der Kirche bis hin zu einem netten Cameo-Auftritt von Dr. Barrister (der erstmals in Die singende Schlange auftauchte und einen Cameo-Auftritt in Der Zauberspiegel hatte).

Das Buch ist trotz der deutschen Pfuscherei spannend und temporeich und zeigt ein ausgezeichnetes Gespür für den Schauplatz – 402 Paseo Place, abseits des Wilshire Boulevards – mit dem Apartmentkomplex, der mit seinem gepflasterten Innenhof, dem Swimmingpool, der Treppe und der Hintergasse lebendig ist, während das nahe gelegene Pfarrhaus und die Kirche von St. Jude eine weitere Inspiration darstellen. Jude’s Pfarrhaus und Kirche sind eine andere inspirierte Schöpfung, obwohl das Hauptquartier glücklicherweise doch noch erwähnt wird – Just hat dort ein „magisches Pulver“ (eigentlich eine „magische Salbe“) hergestellt. Der Ton des Buches wird durch die wunderbare Atmosphäre unterstützt – es ist Vorweihnachtszeit und es ist kalt – und ein großer Teil der Handlung spielt nach Einbruch der Dunkelheit, und es gibt einige nette Momente, z.B. wenn Just in Prentices Wohnung ermittelt:

Bei zurückgezogenen Vorhängen konnte Justus die Kirche nebenan sehen. Die Orgel dröhnte jetzt nicht mehr, und auf der Straße hörte man Kinderstimmen; offenbar war die Singstunde des Chors zu Ende. 

Noch besser ist, dass hier tatsächlich übernatürliche Elemente auftauchen – ein außerkörperlicher Wanderer und der Phantompriester. Diese werden als „einfach so“ dargestellt, ohne dass versucht wird zu erklären, ob sie real sind oder nicht. Das ist dem deutschen Geiste ein Gräuel, also weg damit!

Die Jungs spielen gut zusammen, der Krimi ist solide, die Handlung baut sich gut auf und man spürt förmlich, dass ein frischer Dezember in der Luft liegt.  Das Buch macht von Anfang bis Ende Spaß. Es ist eine hervorragende Lektüre mit gut entwickelten Charakteren, einem lebendig gestalteten Schauplatz, einer gut umgesetzten Atmosphäre und einem hohen Tempo, wenn nur … aber lassen wir das.

Wir haben also einerseits B-Ware, andererseits dennoch ein Buch, das zu den Höhepunkten der Serie gelegt werden kann. Wer nicht in Englisch liest, muss sich eben immer mit Zweitrangigkeit auseinandersetzen.

Die drei ??? und der Zauberspiegel / M. V. Carey

Nach dem durchwachsenen, aber nicht uninteressanten Das Bergmonster hat M.V. Carey den nächsten Teil der drei Detektive geschrieben. Es ist ihr vierter Beitrag, und insgesamt sind wir nun bei Buch 21 angelangt. Eigentlich sind alle ihre Bücher bis dahin gut lesbar, aber die zweiten scheinen immer ihre besten zu sein. Ob sich daraus eine Fortsetzung ableiten lässt, wird sich zeigen, aber Der Zauberspiegel enthält alle von Robert Arthur entworfenen Tropen, auch wenn der Fall und seine Hintergrundgeschichte am Ende vielleicht etwas zu kompliziert gedacht sind. Aber das tut dem Abenteuer zunächst keinen Abbruch, politische Intrigen hatten wir ja schon in Die silberne Spinne, auch wenn die Übersetzung dann etwas ganz anderes daraus gemacht hat. Von Mary Virginia Carey können wir noch 11 weitere Bücher erwarten und ich muss sagen, dass ihr Schreibstil absolut hervorragend ist.

Justus, Peter und Bob helfen Onkel Titus beim Ausräumen eines Hauses, das abgerissen werden soll, als sie Mortons Rolls Royce vor einem Nachbarhaus entdecken. Sie sehen, wie ein kleiner Mann aus dem Haus flieht und von Morton verfolgt wird. Peter versucht, den Mann zu überwältigen, aber der Dieb entkommt in einem in der Nähe geparkten Auto.

Das große Herrenhaus gehört Mrs. Darnley, einer Frau, die einen etwas altmodischen Kleidungsstil pflegt und Spiegel sammelt. Morton war ihr Chauffeur und hatte ihr bereits von den drei Detektiven erzählt, also werden die Jungs eingeladen, sich die Spiegel anzusehen. Eine Überprüfung ergibt, dass der Eindringling nichts gestohlen zu haben scheint. Die neueste Errungenschaft, die in der Bibliothek aufbewahrt wird, ist der Zauberspiegel, ein hässlicher gerahmter Spiegel, der einst einem spanischen Zauberer namens Chiavo gehörte, der vor zweihundert Jahren in Madrid lebte. In der Bibliothek ist seit neuesten unheimliches Gelächter zu hören, während das Haus schläft, und Mrs. Darnley hat Chiavos leuchtenden Geist im Spiegel gesehen. Nun hat auch das Haus seine Geschichte, denn es gehörte einst dem Zauberer Drakestar, der hier gestorben ist und von dem es nun heißt, dass er hier spukt. Viele Zauberer, viele Spukgeschichten und natürlich viele Spiegel. Carvey wirft hier mit einer Menge historischer Referenzen um sich, unter anderem befinden sich in Darnleys Sammlung der Handspiegel von Marie Antoinette, ein Spiegel aus dem Zarenpalast in St. Petersburg, ein Spiegel aus dem Besitz von Königin Victoria und so weiter. Das Thema ist also durchaus interessant, vor allem ist es fast verwunderlich, dass es so lange gedauert hat, bis sich jemand dieses Themas angenommen hat.

Spieglein, Spieglein…

Es gibt einen recht aufdringlichen Interessenten für den außergewöhnlichen Spiegel, ein mysteriöser Spanier namens Santora behauptet, ein Nachfahre Chiavos zu sein. Weiter behauptet er, der Spiegel sei verflucht und nur in den Händen von jemandem mit Chiavos Abstammung sicher. Irgendetwas scheint hier im Argen zu liegen. Niemand glaubt Santoras Geschichte so richtig. Justus ist überzeugt, dass es eine nicht übernatürliche Erklärung für die geisterhafte Erscheinung im Spiegel gibt. Wahrscheinlich hat sich jemand in dem Haus versteckt, aber eine Suche hat nichts ergeben. Da das Haus von einem professionellen Zauberer gebaut worden war, gibt es dort aber vielleicht geheime Räume?

Ich finde, dass dieses vierte Buch der Reihe von M.V. Carey eine großartige Ergänzung der Reihe ist, weil es sich so sehr auf seine Prämisse einlässt: ein Geist in einem Spiegel, ein Haus, das für einen längst verstorbenen Zauberer gebaut wurde. Das ist im Grunde Pulp der Kategorie alles oder nichts, und die Atmosphäre in der Bibliothek mit all den Spiegeln ist sehr gelungen.

Zur Rechten führte eine reich verzierte Flügeltür in einen Raum, der zu dunkel war, als daß man sein Inneres erkennen konnte.

Die Besucher wurden geradeaus in einen geräumigen Salon geführt – und hier schienen die Wände von tanzenden und zitternden Schatten belebt. Schwere Vorhänge schirmten das Sonnenlicht ab, und jetzt erst merkten die Jungen, daß die beweglichen Schatten ihre eigenen Abbilder waren. Sie fanden sich in Spiegeln wieder – in Dutzenden von Spiegeln, vielleicht auch Hunderten. Sie sahen ihr Spiegelbild gespiegelt. Im Raum schienen nicht drei Detektive, sondern dreißig oder dreihundert zu sein.

Ansonsten bewegen wir uns an verschiedenen Orten. Das Buch spielt in Los Angeles, es gibt ein verfallenes Farmhaus mitten im Nirgendwo, das Beverly Sunset Hotel, einen Pier und ein Lagerhaus in San Pedro, und trotzdem findet Carey noch genug Zeit für das Hauptquartier, was sie eigentlich immer sehr gut hinbekommt.

Peter versucht, Gomez im Hotel zu fassen, nachdem der Santora niedergeschlagen hat. Von Jack Hearne.

Mit der alten Dame leben auch ihre beiden Enkel Jenny und Jeff, beide etwa im gleichen Alter wie Justus, Peter und Bob. Hier haben wir also eine Variante des „hilfsbereiten Jungen“, der bei Arthur so beliebt war (und in Die singende Schlange hatten wir das „hilfsbereite Mädchen“). Nun, die beiden sind in diesem Abenteuer vielleicht nicht besonders hilfreich, aber sie erfüllen ihren Zweck. Jeff zum Beispiel wird entführt

Obwohl Mrs. Darnley und ihre Enkel Jenny und Jeff ein wenig zu kurz kommen, gibt es einige großartige Charakterisierungen, darunter ein preiswürdiges Zitat von Morton – „Peter zieht es vor, unnötigen Ärger zu vermeiden“ . Interessanterweise sagt Morton das in einem Abenteuer, in dem Peter gleich zweimal sein Draufgängertum unter Beweis stellt (auch wenn er beide Male scheitert). Gleich zu Beginn versucht er, den Einbrecher zu stellen, und als er Santora in seinem Hotel observiert und bemerkt, dass der mutmaßliche Einbrecher bei Mrs. Darnley ihn niedergeschlagen hat, versucht Peter es erneut.

Eine weitere Figur, die erwähnt werden muss ist der Brotverkäufer Henry Anderson, der sich in einer prekären Situation dazu bereit erklärt, den Detektiven zu halfen. Schön ist auch der Auftritt von Professor Barrister, der schon in Die singende Schlange vorkam, obwohl ich überrascht war, dass die Visitenkarte diesmal nicht benutzt wurde (oder zumindest dem Leser nicht gezeigt wurde). Das Ende, in dem Justus seine Fähigkeiten als Sherlock-Holmes-Detektiv einsetzt, um den entführten Jeff zu finden, ist gut gemacht (auch wenn die anschließende Auflösung mit zu vielen Erklärungen belastet ist).

Die drei ??? und die singende Schlange / M. V. Carey

Mary Virginia Carey sollte im Laufe der Zeit mehr Bücher in der Serie der drei Detektive schreiben als jeder der vier anderen Autoren, die daran arbeiteten, aber mit Die flammende Spur (1971) hatte sie zunächst einmal einen etwas wackeligen Start. Wird sie mit ihrem zweiten Titel, Die singende Schlange (1972), in besserer Form sein?

Wenn man bedenkt, dass die einzige wirkliche geographische Konstante in diesen Geschichten der Schrottplatz von Jonas und das darin versteckte Hauptquartier der drei Detektive ist, muss man Carey zunächst einmal dafür loben, dass sie einen neuen Weg gefunden hat, dieses Universum mit dem stattlichen Jamison-Anwesen, dem Zuhause der jungen Allie Jamison, die von ihrer exzentrischen Tante Miss Patricia Osborne betreut wird, auf bisher ungeahnte Schauplätze auszudehnen. In einem Bruch mit der Tradition, wenn auch nur für kurze Zeit, wird Allie, die diesmal die jugendliche Freundin in diesem Abenteuer sein soll, zunächst nicht gerade als sympathische Figur eingeführt: Ihr erster Auftritt ist von Unnahbarkeit geprägt, der bald eine gewisse Aggressivität folgt, als Justus Jonas, Peter Shaw und Bob Andrews ihr Pferd erschrecken und sie daraufhin abgeworfen und verletzt wird.

Die kleine Allie lag auf der Straße.

Bob und Peter warfen ihre Räder hin, und Justus rappelte sich hoch. Alle drei liefen zu dem Mädchen. Peter bückte sich und faßte sie an der Schulter.

Das Mädchen keuchte und mühte sich, wieder zu Atem zu kommen. Mit krampfhafter Anstrengung sog sie schließlich die Lungen voll Luft. Dann schrie sie: »Rührt mich nicht an!«

Sie setzte sich auf und griff sich ans Knie, wo aus einem Riß in ihren verwaschenen Jeans Blut sickerte. Ihre Augen waren trocken, aber sie atmete stoßweise, dem Schluchzen nahe.

»Dir hat es ja richtig den Atem verschlagen«, sagte Peter. Sie ging nicht darauf ein, sondern starrte Justus an. »Weißt du nicht, daß Pferde im Straßenverkehr Vorrang haben?« fragte sie.

Diese Illustration von Ed Vebell zeigt Allie Jamison auf ihrem Pferd, das sich in der Nähe von Just aufbäumt.

Nachdem sie sie wieder in die Obhut ihrer Tante gegeben haben, sind die Jungen überrascht, als Allie am nächsten Tag zu ihnen kommt und sie um Hilfe bittet: Der blasse, unheimliche Freund ihrer Tante, Mr. Asmodi (im Original Mr. Ariel), ist zu Besuch gekommen, und Allie hat in der ersten Nacht, in der er blieb, einen unheimlichen Gesang gehört: einen so unheimlichen und beunruhigenden Klang, dass die Frau, die für die Jamisons arbeitet, bei diesem Klang kündigte und sich weigerte, in das Haus zurückzukehren. Es ist klar, dass Asmodi etwas damit zu tun hat, aber wie? Und was ist das für ein unheimliches Geräusch?

Wenn man das Titelbild einer beliebigen Originalausgabe dieses Buches gesehen hat, wird man nicht überrascht sein zu erfahren, dass Asmodi (Ariel) der Anführer einer Sekte zu sein scheint und dass verschiedene Leute in der Stadt Rocky Beach versuchen, die Mächte von Abaddon, Eblis, Belial und Shaitan gegen andere, denen sie schaden wollen, heraufzubeschwören. Erfreulich ist, dass sich die Jungs dabei nicht zu sehr ins Mystische verstricken, sondern die Möglichkeiten rational ausloten, wie es sich für junge Männer gehört, die schon mit flüsternden Mumien, Geistern und anderen scheinbar unerklärlichen Merkwürdigkeiten zu tun hatten. Und wie Chief Reynolds sie daran erinnert, sind diese Dinge nicht ungewöhnlich:

Los Angeles ist voller Geisterseher, die Kerzen anzünden und Gesänge an den Mond richten.

Diese Illustration von Ed Vebell zeigt die Zeremonie im Torrente Canyon, bei der die singende Schlange erscheint.

In gewisser Weise handelt es sich um eine Überarbeitung von Agatha Christies Das fahle Pferd (1961), einem ausgezeichneten späteren Titel, in dem Ariadne Oliver mit Hexerei zu tun hat. Und Carey schreibt das auch für jüngere Leser gut, indem sie nicht nur die Bedeutung der Psychologie hinter solchen Kulten und ihre Wirkung auf Menschen untersucht, sondern auch die einfache Motivation hinter bösartigen Handlungen. Wir bekommen auch eine kurze, aber spannende Traumsequenz des stets rationalen Justus, um gezeigt zu bekommen, wie die Wirkung solcher Seltsamkeiten auch auf Menschen abfärben kann, die nicht an derlei Unsinn daran glauben.

Es ist gut, dass die Konsequenzen dieses Hokuspokus deutlich gemacht werden, und dass Schikane und Scharlatanerie am Ende fast mit den gleichen Waffen bekämpft werden. Patricia. Die volle Punktzahl geht an Carey, weil sie auf so unaufgeregte Weise die schmutzigen, langweiligen und primitiven Motive hinter all dem aufdeckt, die Mystik und den Rauch und den Anschein ihres Glanzes ihrer Faszination beraubt, das nackte und uninteressante Gesicht dessen zeigt, was darunter liegt, und das alles wie selbstverständlich behandelt. Das ist vielleicht mehr als alles andere der eigentliche Erfolg dieses sehr gelungenen Buches.

Die singende Schlange

Was noch? Die beiläufige Erwähnung der Borgias, die junge Leute auf der ganzen Welt zum nächsten Lexikon eilen lässt, um wieder etwas über Habgier und Mord zu erfahren, ist ein kleines Augenzwinkern, und die berechtigte Verwunderung über ein tragbares, batteriebetriebenes Tonbandgerät („Beim Geheimdienst haben sie sicher auch nichts Besseres…“) ist ganz charmant. Und Punkte gibt es auch für Patrick und Kenneth, die irischen Zwillinge, die immer noch auf dem Schrottplatz arbeiten und nur allzu gerne drei junge Teenager in einer der größten und gefährlichsten Städte der Welt überall hinfahren, ohne Fragen zu stellen, und dann unbekümmert im Lastwagen sitzen und Zeitung lesen, während diese Jugendlichen wer weiß was tun.

Die singende Schlange

Man kann kritisieren, dass es – nicht unerwartet, denn das ist ein Merkmal der Serie – in der Schlusszusammenfassung etwas zahm wird, wenn es um die titelgebende Schlange geht, aber die Idee, sie singen zu lassen, ist zumindest in dieser Hinsicht gut durchdacht. Und es gibt so viel gute Arbeit in so vielen anderen Bereichen, die wichtiger sind, dass ich bereit bin, die Schwächen zu vernachlässigen, weil die Alternative wohl eine sechsseitige Dissertation mit Diagrammen wäre. Niemand wird behaupten, dass diese Bücher dadurch besser würden. Vielleicht wäre es schön, wenn die Erklärungen ein wenig stringenter wären, aber wichtiger ist, dass dieses Buch das scheinbar Unlösbare für ein Publikum entmystifiziert, das sich im Allgemeinen in einem manipulierbaren Alter befindet und daher viel über die Welt lernen muss.

Ja, Die singende Schlange ist eine deutliche Verbesserung von Careys Arbeit in dieser Reihe und weckt die Erwartung, dass sie noch mehr interessante Fälle für Just, Pete und Bob auf Lager hat. Nach siebzehn Büchern sind die drei Detektive immer noch gut in Form…

« Ältere Beiträge

© 2025 Die Veranda

Theme von Anders NorénHoch ↑

error: Content is protected !!