Von Hirsch- und Bäckerhefe

Die Vererbung ist ein Speicher für alle Erfolge, die das Leben jemals errungen hat. Die Niederlagen werden vergessen. Kein Fehler bleibt im genetischen Code bewahrt. Durch diese Perseveranz lernt die Natur aus ihren Fehlern nicht und wiederholt sie andauernd.

Ein albinotischer Hirsch ist durch seine Auffälligkeit unterprivilegiert. Im Mythos – weg von der Natur, hin zur Kultur also – nimmt dieser jedoch einen besonderen Stellenwert ein.
Die „Fehler“ der Natur sind dem Menschen nicht selten heilig. Wie dem albinotischen Hirschen wird auch dem herausragenden Menschen ein ambivalentes Gefühl
von Verehrung und Abscheu zuteil.

Den Hirsch wählte ich hier aus, weil er nach der walisischen Tradition zu den fünf ältesten Tieren der Welt gehört. Seit Jahrtausenden haben Menschen versucht, an der Kraft und Würde des Hirschs und an seiner Verbindung der Anderswelt teilzuhaben, indem sie sich in Zeremonien und Tänzen als Hirsche verkleideten. Möglicherweise schreibe ich demnächst gar eine Erzählung über ein derart gestaltetes Symposium. Alle Lebewesen haben nur 20 verschiedene Aminosäuren. Allein das Cytochrom C durch Zufall zu reproduzieren entspricht dem Faktor 1 zu 10 hoch 130. Damit steht fest, dass der Enzym-Schlüssel Cytochrom C weder auf der Erde noch sonstwo ein zweites mal durch Zufall entstanden sein kann. Schauen wir mal etwas weiter: Seit dem Urknall sind erst 10 17 Sekunden vergangen.

Wenn also mit den 104 Perlen des CC seit Anbeginn der Zeit in jeder Sekunde einmal gewürfelt worden wäre, gäbe es heute erst 10 hoch 17 verschiedene Varianten. Im Universum sind nur 10 hoch 80 Atome vorhanden. Also selbst wenn alle Atome eine andere Variante des CC repräsentierte, wäre dieses nicht darunter. Das CC ist in allen Lebewesen vorhanden – Ameisen, Schimmelpilz, Bäckerhefe, Mensch…

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