Dashiell Hammett lebte zwischen 1894 und 1961 und gilt allgemein als Pionier des Hardboiled-Krimis als literarische Form. Er schrieb eine Handvoll Romane, die die Aufmerksamkeit ernsthafter Leser auf sich zogen, und war ein früher amerikanischer Vertreter der literarischen Moderne und des literarischen Existenzialismus. Und doch wird er als Autor immer noch unterschätzt.
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Von den nebelverhangenen Straßen des viktorianischen Londons, in denen Sherlock Holmes seine Runden drehte, bis zu den zwielichtigen Gassen von Los Angeles, in denen Philip Marlowe ermittelte, sind Detektive seit jeher das Herzstück der Kriminalliteratur.
Sie führen uns durch komplizierte Geschichten voller Täuschung und Gefahr, und ihr scharfer Verstand ist unsere stärkste Waffe im Kampf gegen das Rätsel, um das es geht. Doch was passiert, wenn immer mehr dieser Detektivrollen mit Frauen besetzt werden?
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Maupassant kümmerte sich nicht um die Ansprüche des Bürgertums, um ein geordnetes Leben, das für ihn voller Fäulnis war. Er entlarvte bewusst den Schein und die Täuschung der bürgerlichen Etikette, sowohl in seiner Prosa als auch in seiner Persönlichkeit. Doch das kostete ihn auch das Leben. Er starb 1893, geistig umnachtet, im Alter von 43 Jahren. Zu Lebzeiten hatte er den zweifelhaften Ruf eines skrupellosen Frauenverführers, der jeden zu seinem Vorteil zu manipulieren wusste. War Maupassants Haltung ironisch, pessimistisch oder einfach nur schockierend?
Er wurde 1850 geboren und hatte zeitlebens eine Abneigung gegen jede moralische Etikette. 1857 standen Flaubert und Baudelaire vor Gericht, weil sie mit Büchern wie „Madame Bovary“ und „Die Blumen des Bösen“ den öffentlichen Anstand verletzt hatten. Später nahm Flaubert den jungen Maupassant unter seine Fittiche und lehrte ihn die sanfte Kunst des bürgerlichen Benehmens. Sie besuchten ein Bordell, und der junge Guy, vom Sex besessen, brauchte keine weitere Belehrung. Flaubert, der sich jeden Gedanken verbot, der ihn von der Muse ablenken könnte, versuchte, seinen Freund zurückzuhalten, aber seine endlosen Ratschläge über die mönchische Rolle des Künstlers stießen bei Maupassant auf taube Ohren.
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Aber seiner Mutter Laure konnte er nicht entkommen. Maupassant identifizierte sich so sehr mit ihr und so wenig mit seinem Vater, dass er oft nicht glauben konnte, dass er der Sohn seines Vaters war. Gustave war ständig untreu und konnte gewalttätig werden – und als Guy elf Jahre alt war, fuhr Laure mit den Kindern in den mondänen normannischen Badeort Étretat. „Nach diesem Tag änderte sich alles für mich“, schrieb er, „ich hatte die andere Seite der Dinge gesehen, die schlechte, und seitdem habe ich die gute Seite nirgendwo mehr entdeckt.
Obwohl „Der Horla“ zu seinen bekanntesten Erzählungen gehört, ist die Titelfigur ein immer wiederkehrendes Motiv, nämlich immer dann, wenn Einzelgänger auftauchen, die nicht im Einklang mit der Gesellschaft stehen. Sie hören Schritte und sehen sich bald einem geisterhaften Anderen gegenüber (Le Horla). Die paradoxe, fast schwebende Figur des Junggesellen und seines Doppelgängers, des Horla, wird in Maupassants Novellen vor allem als Krise der männlichen Identität im 19. Jahrhunderts gezeigt. Der Horla erscheint dabei mehr als eine phantastische Trope. Er ist vielmehr Ausdruck der Angst vor der Veränderung der Geschlechterrollen und der Unfähigkeit der Figuren Maupassants, sich damit zu arrangieren. Am Ende sind die meisten seiner Figuren gebrochene Männer, die keinen lebenswerten psychischen oder sozialen Ort mehr bewohnen.
Für Maupassant, der zahlreiche Begegnungen mit seinem Doppelgänger hatte, erwies sich die Geschichte als prophetisch. Am Ende seines Lebens wurde er 1892 nach einem Selbstmordversuch in eine psychiatrische Klinik eingewiesen. Im folgenden Jahr starb er. Man vermutete, dass die Doppelgänger-Visionen mit einer Geisteskrankheit zusammenhingen, die er sich als junger Mann mit Syphilis zugezogen hatte.
Seine blühende Karriere war bereits zuvor durch Kopfschmerzen, Erblindungsattacken und wahnsinnige Melancholie (wie man damals sagte) tragisch unterbrochen worden.
Sicherlich ist Maupassant kein typischer Vertreter der phantastischen Literatur, aber wie alle großen Autoren hat auch er phantastische Kurzgeschichten geschrieben. Manche Kritiker haben versucht, seine Horrorgeschichten – etwa 39 an der Zahl – mit seiner fortschreitenden Geisteskrankheit zu erklären. Stilistisch ist das jedoch völliger Unsinn, der regelmäßig aus dem Ghetto der Feuilletons herüberschwappt. Maupassant mag nicht als der einflussreichste Taktgeber der phantastischen Literatur gelten – sieht man einmal von seinem Horla ab -, aber ein gewisser Einfluss ist dennoch vorhanden. So wurde Stephen Kings berühmter Roman „Shining“ mit Maupassants Erzählung „Das Winterquartier“ verglichen, was zugegebenermaßen etwas weit hergeholt ist. Eine Berghütte in den Schweizer Alpen, die im Sommer Reisenden als Unterkunft dient, wird im Winter von nur zwei Männern und einem Hund bewohnt. Völlig isoliert verbringen sie dort die nächsten vier Monate. Als der Ältere von der Jagd nicht zurückkehrt, verliert der andere den Verstand. Natürlich gibt es den Winter, der alles von der Außenwelt abschneidet, und es gibt den Wahnsinn. Aber das ist auch schon alles, was die beiden Werke gemeinsam haben.
Maupassants düstere Erzählungen machen also nur etwa ein Zehntel seines Gesamtwerks aus. Weil es in ihnen oft um Wahnsinn geht, hat man seine Texte auch mit denen von Edgar Allan Poe verglichen, dabei aber übersehen, dass Poe mehr der Schauerromantik als der Psychologie zugeneigt war.
„Eines Abends“ ist ein paranoider Alptraum: Etwas zwingt den Erzähler, durch die Straßen von Paris zu gehen. In „Wer weiß?“ leidet jemand unter Wahnvorstellungen über die Möbel in seinem Haus. „Tagebuch eines Mörders“ ist die Geschichte eines Richters, der aus reiner Neugier einen Mord begeht und dafür einen Unschuldigen zum Tode verurteilt. „Die Totenhand“, basierend auf seinen Jugenderinnerungen, inspirierte spätere Autoren und Filmregisseure.
Man merkt: So weit weg vom Phantastischen war der seltsame Franzose nie.
Nur wenigen Schriftstellern ist es gelungen, die unerforschten Regionen des menschlichen Geistes und die dunklen Tiefen des Herzens so tief auszuloten wie Guy de Maupassant. Zu den dunklen Realitäten, die Maupassant vor allem in seinen Novellen darstellt, gehören der menschliche Tod und die Illusionen seiner Zeit. Er schrieb über die Aristokratie ebenso wie über die Bourgeoisie, über die Reichen ebenso wie über die Armen, mit all ihren Fehlern und Verrücktheiten. Seine literarische Auseinandersetzung mit dem niederen Stand führte ihn zu den Tiefen seiner eigenen schöpferischen Kraft. Diese Haltung brachte ihm aber auch viel Kritik wegen seiner Darstellung und Bloßstellung aller Stände ein.
Solange der Künstler jedoch seinen Standpunkt zum Ausdruck bringt, ist es unerheblich, ob er Prüderie oder Sittenlosigkeit in Kauf nimmt, um sein Ziel zu erreichen. Maupassant entschied sich eindeutig für Letzteres. Wie ein wahres Genie behandelt er anstößige Themen nach den Maßstäben seiner Zeit, aber auf eine Weise, die niemals vulgär, beschämend oder schockierend ist. Es ist schwer, sich den Wahrheiten zu entziehen, die Maupassant dem Leser praktisch ins Gesicht drückt. Eine seiner größten Qualitäten besteht darin, dass er das Offensichtliche nicht auszusprechen braucht und den Leser dennoch spüren lässt, was er meint.
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Richard Middleton, bekannt für „Das Geisterschiff“, war ein versierter Stilist der unheimlichen Literatur. Zu den Lobeshymnen für Middletons Werk gehört diese Passage aus „Horror Literature“ (1981), herausgegeben von Marshall Tymn:
„Middleton, einer der interessantesten Stilisten der britischen Schauerliteratur, ist reich und überschwänglich in seiner Art, klassische Geistergeschichten zu erzählen (insbesondere die humorvollen), aber knapp und präzise in seinen originelleren psychologischen Geschichten.“
Und in „Shadows in the Attic: Neil Wilson, Guide to British Supernatural Fiction 1820-1950“, schreibt er:
„Die unbestreitbare literarische Fähigkeit des Autors erlaubt es den meisten Geschichten, sich über das rein Morbide und Sentimentale zu erheben“.
Richard Barham Middleton wurde am 28. Oktober 1882 in Staines, Middlesex, England, geboren. Während seiner Schulzeit wurde der verträumte sensible Jugendliche von Gleichaltrigen gehänselt. Das waren Erfahrungen, die ihren Weg in seine Geschichte „A Drama of Youth“ fanden. Er wurde an der Cranbrook School in Kent ausgebildet und verbrachte ein Jahr an der University of London. Er bestand die Oxford und Cambridge Higher Certificate-Prüfungen in Mathematik, Physik und Englisch. Trotz seines akademischen Hintergrunds nahm er eine Stelle als Angestellter bei der Royal Exchange Assurance Corporation in London an. In dieser Zeit begann er, Essays und Kurzgeschichten in verschiedenen Zeitschriften zu veröffentlichen, und er schloss sich den New Bohemians an, einer Gesellschaft literarischer Männer, denen auch Arthur Machen angehörte.
Middleton blieb nur sechs Jahre lang in seinem Bürojob, hasste die Plackerei der Büroarbeit und strebte leidenschaftlich nach dem Lotterleben eines Schriftstellers. Er kündigte 1907 seinen Job, um seinen Traum zu leben. Aber der Traum wurde zu einem Albtraum. Er verdiente nicht viel Geld mit seinem Schreiben und lebte in Armut. Obwohl er in Zeitschriften wie The Academy und Vanity Fair und sogar in der amerikanischen Zeitschrift The Century untergekommen war, erblickte zu seinen Lebzeiten keine Buchpublikationen das Licht der Welt. Auch litt er unter einer Reihe von körperlichen Beschwerden – entweder real oder eingebildet – und unter Enttäuschungen in seinem Liebesleben.
Neben Kurzgeschichten und Essays wagte er sich auch an Gedichte, obwohl „The Cambridge History of English and American Literature“ ihn höchstens für einen „kleineren Dichter“ hält. In dieser Zeit hatte er einige literarische Jobs: Lord Alfred Douglas machte ihn zum Buchkritiker für The Academy, und Edward Jepson stellte ihn als Co-Redakteur für Vanity Fair ein.
Die humorvolle, vielanthologisierte Geschichte „Das Geisterschiff“ erzählt von einer unheimlichen Galeone, die von einem Sturm in ein Rübenfeld nahe eines Dorfes im Landesinneren geblasen wird, das „der geisterhafteste Ort in ganz England“ ist. Mit der Zeit hetzt der spukhafte Kapitän des Phantomschiffes die respektablen Geister im Dorf auf und verärgert die Dorfbewohner solange, bis er und seine Mannschaft aufgefordert werden zu gehen. Als das Schiff abfährt, sind die Dorfbewohner darüber, dass viele ihrer Lieblingsgeister mit an Bord sind.
„The Coffin Merchant“ erzählt von einem Londoner, der an einem tristen Novembertag ein Flugblatt für eine Trauerfeier erhält. Beim Bestatter erfährt er zu seinem Entsetzen, für wen die Dienste wirklich bestimmt sind. In „On the Brighton Road“ trifft ein Landstreicher auf den Geist eines Jungen, der die Brighton Road durchstreift und immer wieder aufs Neue stirbt. Ein Kind in „The Bird in the Garden“ wandert durch einen fabelhaften Garten und wartet auf einen wundersamen Vogel, „einen Vogel aller Farben, hässlich und schön, mit einer harten, süßen Stimme“, aber als er aufwacht, bemerkt er, dass die Realität ganz anders ist. Der Zauberer eines fehlgeschlagener Auftritts in einem Musiksaal in „The Conjurer“, versucht einen letzten verzweifelten Trick, um seine Karriere zu retten und lässt seine geliebte Frau verschwinden, unter tosendem Applaus, bis er herausfindet, dass sie wirklich verschwunden ist.
Einige von Middletons Geschichten neigen durchaus zum Grauen. In „The Hand“ findet eine im Dunkeln herumtastende Person eine Hand auf einer Tischplatte. In „The Luck of Keith-Martin“ kommt ein Reisender im abgedunkelten Haus eines alten Freundes an, und als ihm die Stimme einer Frau sagt, er solle gehen, macht er das Licht an und findet heraus, dass sein Freund gerade von der Frau ermordet wurde, die mit seinem Blut bedeckt ist. Ein Würger betrachtet die Leiche, die er gerade in „Wet Eyes and Sad Mouth“ erschaffen hat. Zwei Leute zerhacken eine Leiche in „The Making of a Man“. Grausam, aber trotzdem stilvoll geschrieben.
Auf der Suche nach literarischer Inspiration zog Middleton Anfang 1911 nach Brüssel, Belgien. Am 1. Dezember 1911, im Alter von 29 Jahren, beging er dort Selbstmord, indem er Chloroform trank. Sein Selbstmord war eine Überraschung, da er als eine stabile Persönlichkeit galt. Vielleicht war seine Armut der Grund, gescheiterte Liebesaffären, mangelnder Erfolg und andere Enttäuschungen, die ihn zu diesem Schritt gedrängt haben.
Middletons Ruf stieg nach seinem Tod, vor allem dank Henry Savage, Edgar Jepson und John Gawsworth. Innerhalb weniger Jahre nach seinem Tod veröffentlichte Savage fünf Bücher mit Middletons Werken: „The Ghost Ship: And Other Stories“ 1912); „Poems and Songs“ (1912); „Poems and Songs, Second Series“ (1912);“The Day Before Yesterday“ (1912), eine Sammlung von Essays und Monologe (1913). 1933 veröffentlichte Gawsworth „The Pantomine Man“, eine Sammlung von bisher nicht gesammelten Geschichten, und Essays und Skizzen. Gawsworth veröffentlichte auch mehrere ungelesene Geschichten in verschiedenen Anthologien, darunter sechs in „New Tales of Horror by Eminent Authors“ (1934).
„The Ghost Ship and Other Stories“ enthält die Titelgeschichte und andere Erzählungen, darunter „The Coffin Merchant“, „On the Brighton Road“, „The Conjurer“ und „Shepherd’s Boy“. Machen schrieb ein Vorwort für den Band, in dem er von „Das Geisterschiff“ sagte: „Ich erkläre, dass ich diese kurze, verrückte, bezaubernde Fantasie nicht gegen eine ganze Wildnis scheinbarer Romane eintauschen würde“.
Viele der Bücher und Geschichten von Middleton sind online im Original verfügbar.
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Was nützt ein Schriftsteller, wenn er die Literatur nicht zerstören kann?
Die Frage stammt aus Julio Cortázars Roman Rayuela aus dem Jahr 1963, dem dichten, schwer fassbaren und raffinierten Meisterwerk, das gleichzeitig ein hochmodernes Spiel um das eigene Abenteuer ist. Es enthält eine einführende Anweisungstabelle: „Dieses Buch besteht aus vielen Büchern“, schreibt Cortázar, „aber vor allem aus zwei Büchern.“ Die erste Version wird traditionell von Kapitel eins an durchgelesen, die zweite Version beginnt bei Kapitel dreiundsiebzig und schlängelt sich durch eine nichtlineare Sequenz. Beide Lesemodi folgen dem weltmüden Antihelden Horacio Oliveira, Cortázars Protagonist, der von den lauen Gewissheiten des bürgerlichen Lebens enttäuscht ist und dessen metaphysische Erkundungen das Gerüst einer wogenden, höchst komischen Existenzkapriole bilden. Cortázar sagte lakonisch: „Ich bin auf der Seite der Fragen geblieben.“ Aber es war der formale Wagemut des Romans – seine verzweigten Wege -, der auf die hartnäckigste und persönlichste Anfrage des argentinischen Autors hinwies: Warum sollte es nur eine Realität geben?
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