Schlagwort: Erzählungen

Sieben leere Häuser / Samanta Schweblin

Im Grunde ist die ganze phantastische Literatur geprägt von der kurzen Form. Hier sind die eigentlichen Meisterwerke zu finden. Viele Literaturkritiker weltweit sind davon überzeugt, dass Samanta Schweblin zu diesen Meistern gehört. Man hat die Autorin bereits in eine Reihe mit Borges und Cortázar gestellt, hat David Lynch bemüht und – fast schon konsequent – Kafka. Sicher, diese ganzen Aussagen werden vom Feuilleton getroffen und entsprechen selten der Realität (was jedem klar sein muss); man möchte den Verlagen in erster Linie Futter für ihren Umschlagtext liefern, aber auf ein paar dieser kanonischen Meister hat Schweblin als Einfluss selbst hingewiesen.

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Was wir im Feuer verloren / Mariana Enriquez

Auch hier ist es wieder, das Phänomen einer literarischen Sprache, die unserem Land völlig abgeht. Das Buch erschien bereits 2017 im Ullstein-Verlag, ist aber bei uns völlig unbekannt geblieben.

Ein verlassenes Haus strotzt vor Regalen mit Fingernägeln und Zähnen. Ein dämonisches Idol wird auf einer Matratze durch die Straßen der Stadt getragen. Ein abgemagerter, nackter Junge liegt angekettet im Hof eines Nachbarn. Mitten in der Nacht klopfen unsichtbare Männer an die Fensterläden eines Landhotels.

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Unheimliche Gesellschaft / Carlos Fuentes

Als einer der grundlegenden Autoren des „Booms“ hat der Mexikaner Carlos Fuentes in seinen wichtigsten Romanen – „Nichts als das Leben“ (1962), „Terra Nostra“ (1975), „Die Jahre mit Laura Diaz“ (1999) u.a. – eine interessante Reflexion über die kulturelle Vielfalt und Geschichte seines Landes angestellt. Gleichzeitig hat Fuentes, wie jeder Autor von Rang, mit Erzählungen wie jenen, die in seinem ersten Buch „Verhüllte Tage“ (1954) dargeboten werden, den Kurzromanen „Aura“ (1962) und „Das gläserne Siegel“ (2001), die Phantastik in seine Erzählungen einfließen lassen.

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Julio Cortázar: Die Erzählungen

Julio Cortázar war einer der Begründer des so genannten lateinamerikanischen Booms. Er war Romancier, Lyriker, Dramatiker und Essayist, vor allem aber – und das ist der Kern seines Werkes – ein eifriger Erzähler von Kurzgeschichten. Er begann sein Werk unter dem Einfluss des Surrealismus. Seine phantastischen Erzählungen beginnen meist mit einer alltäglichen Szenerie, in die unerwartet das Fremde, das Unheimliche einbricht. Auch seine Tätigkeit als Übersetzer, u.a. der Erzählungen Edgar Allan Poes, beeinflusste sein Werk.

Cortazar

Viele phantastische Geschichten können sich einer thematischen Ähnlichkeit nicht entziehen. Oft scheint es, als stünden sie in Beziehung zueinander, als seien sie verbrüdert und durch eine Röhre miteinander verbunden. Viele dieser Geschichten haben gemeinsame Einflüsse wie Arthur Machen oder H. P. Lovecraft, während andere unheimliche Elemente verwenden, um zeitgenössische Stimmungen einzufangen. Manchmal sind diese Verbindungen offensichtlich, in anderen Fällen muss man sie mehrmals lesen, um sie zu verstehen. Dies ist bei Julio Cortázar der Fall.

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Blutige Nachrichten / Stephen King

Alte Sendung aus dem „Phantastikon-Podcast“

Es kam in den letzten Jahren immer wieder vor, dass vor allem jene Fans, die Stephen King wegen seiner Horror-Element lieben, enttäuscht waren von dem, was er ihnen zu bieten hatte; nicht weniger als eine Perfektion seiner Prosa und eine meisterliche Beherrschtheit seiner Themen, die sich hauptsächlich um Sterblichkeit und Freundschaft drehen (während ein noch größeres Thema die Opferbereitschaft war und ist). Obwohl King schon immer ein außergewöhnlicher Autor war, legt er mittlerweile eine Perfektion an den Tag, die aus schierer Erfahrung resultiert. Stephen King beherrscht als Schriftsteller alles. Seine Romane können ausufern und mäandern, sie können kontrolliert sein, erschreckend, phantastisch, ungehobelt und fein gesponnen. Und wenige Romanciers beherrschen zudem noch die kurze Form, oder die Novelle. Nimmt man es genau, ist in „Blutige Nachrichten“ vom titelgebenden Kurzroman über die längere Erzählung bis zur Kurzgeschichte alles vertreten, und es ist nach Frühling, Sommer, Herbst und Tod und Four Past Midnight die dritte Sammlung, in der vier Perlen auf einer Schnur aufgereiht sind.

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Nope!