Sitwell nicht zu übersetzen

Von einigem Interesse scheint mir zu sein, dass jene, die sich gegenwärtig ins Nichts zurückgezogen haben, auch in der Vergangenheit tot sind. Es wäre leicht zu beweisen, uns aber fehlt die Finesse, die Vergangenheit durch unser Schattenauge losgelöst anzusehen, weshalb wir sie überhaupt erst erfinden. In der Erfindung sind wir lebensklug, wenn nicht gerade akribisch darin, jedes Teilchen dorthin zu legen, wo es zwar nie gewesen sich für unsere heutigen Augen gut ausmacht.

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Heute morgen noch schnell ein Stück meines Fingers abgeschnitten

Heute morgen noch schnell ein Stück meines Fingers abgeschnitten und Heißa, bald ist Weihnacht da. Gestern schon gepackt, Destination: Pfalz. Das Problem wird nachher wieder sein, mit dem miesesten Unternehmen der Welt konfrontiert zu werden: der Bahn. Könnte ich es mir aussuchen, würde ich lieber einen Bus im Kongo wählen, aber diese Wahl haben wir zum Leidwesen nicht. Unglücklicherweise ist es meine Schreibhand, die verletzt ist, und so muss mir Albera nicht nur beim Kochen, sondern auch beim Schreiben assistieren, so kann ich mich gleich im Diktat üben.

Wer es sich wünscht, von uns bewünscht zu werden, dem sei eine vollendete Weihnacht!

Ein Morgen mit Dexter Grodon

Den frühen Morgen mit Dexter Gordon begonnen, der von meinen bewunderten Tenorsaxophonisten das vollste Organ besitzt.

Noch in der Nacht konnte ich den Volker Kutscher beiseite legen, durch seine Gereon Rath-Romane der Impulsgeber zur hervorragenden Produktion “Babylon Berlin”. Kutscher selbst kann Ideen haben, aber er hat eindeutig kein Erzähltalent, das liegt tatsächlich den wenigsten deutschen Autoren im Blut. Ganz anders der erste Highsmith-Band; die Dame bricht mit einer erschreckend einfachen Sprache ins Bewusstsein, die Finesse liegt in ihrer psychologischen Führung der Figuren.

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Notizen zur unheimlichen Literatur

Natürlich hat das Leben keinen Sinn. Aber der Tod auch nicht. Und das ist eine weitere Sache, die das Blut in Wallung bringt, sobald man Lovecrafts Universum entdeckt. Der Tod seiner Helden hat keine Bedeutung. Der Tod lindert nichts. Er bedeutet in keiner Weise das Ende der Geschichte. Unerbittlich zerstört HPL seine Figuren und bring damit nur die Verstümmelung von Marionetten hervor. Gleichgültig gegenüber diesen erbärmlichen Wechselfällen wächst die kosmische Angst weiter. Sie schwillt und nimmt weiter Gestalt an. Der große Cthulhu erwacht aus seinem Schlaf.

  • Michel Houellebecq*

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Traum ohne Möbel

Traum: Ich in einem Raum ohne Möbel, außer dem Tisch, an dem ich sitze. Mir gegenüber ein Mann, der eine Zeitung studiert. Er ist mir fremd und wartet auf den Bus (oder auf den Zug). Derweil sind zwei Handwerker mit der Tapete beschäftigt. Sie schneiden Steckdosen und Lichtschalter aus. Sie ist weiß und augenscheinlich aus uralten Tagen, schwer mit einem stilisierten, leicht glänzenden Muster.

Nach vier Tagen mit interessanten Symptomen, die meine Stimme etwas in Mitleidenschaft zogen, geht es mir heute wieder etwas besser. Ich bin recht gut durch diese apokalyptische Stimmung gekommen, aber natürlich wird diese so schnell nicht enden. Es wäre aber falsch zu behaupten, die Misere, die sich seit einem Jahr zeigt, hätte mir gar nichts ausgemacht, schließlich muss ich doch dann und wann das Haus verlassen, um etwas einzukaufen. Ich kann mir nicht alles schicken lassen. Mir war der Kontakt mit vielen Menschen schon vor der Pandemie ein Graus, doch mittlerweile ist es schierer Ekel. Natürlich lege ich meine Einkäufe in die früheste mögliche Stunde, aber man kommt nie ganz davon. Ich wünschte mir eine eigene Infrastruktur für Hochsensible.

Mainstream-Mainstreet

Die Mainstream-Literatur hat mit ihrem Nobelpreis-Skandal einen Schlag in die Fresse bekommen, den ich ziemlich amüsiert zur Kenntnis genommen habe. Damit wird dieser Käse aber wohl nicht endlich beendet sein, der Mainstream lechzt schließlich nach Preisen. Apropos Preise: Das Phantastikon hat den Vincent Sonderpreis in diesem Jahr nicht gewonnen. Da dies ein Publikumspreis ist, war das auch nicht wirklich zu erwarten.

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Manchmal suche ich etwas in den alten Notaten

Nur um die Maschine zu wechseln war ich in den Keller hinabgestiegen, aber wie immer, wenn ich in den Katakomben aus Büchern und Notizen krame, nehme ich etwas mit nach oben. Diesmal war es neben der Maschine eine Tüte, in die ich vor langer Zeit an mich gerichtete Briefe und Karten gestopft hatte; außerdem einige Notizbücher aus den 1990er Jahren, vorrangig jene, die meine “Mexikanischen Impressionen” von 1993 enthielten.

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