Zunächst drückte sie mir den nassen Spülschwamm ins Gesicht, den ich als gerechtfertigt betrachtete und nahm wie ein Mann. Ich hatte eine gewisse Art, die Dinge zu benennen, die man unmöglich durchgehen lassen konnte. Dann suchte sie der Reihe nach meine Sachen, die ich überall verstreut herumliegen hatte, machte die Wohnungstür auf und warf sie nacheinander die Treppe hinunter. Jedes mal musste sie das Licht im Treppenhaus neu starten. Statt dass ich sie daran hinderte, eilte ich meinen Habseligkeiten nach und riskierte damit, dass mir weitere Dinge nicht nur um die Ohren flogen, sondern mich sogar trafen. Sie zu hindern wäre einfacher gewesen, aber ich wollte sie den Rausch auskosten lassen, mich samt und sonders vor die Tür zu setzen, wo ich meiner eigenen Meinung nach auch hingehörte. Als sie nichts mehr fand, das sich mir entgegenwerfen ließ, fing sie an zu heulen und sagte, ich solle wieder nach oben kommen. Das ging natürlich nicht. Ich weiß, dass ihr Schriftsteller manchmal bescheuert seit, sagte sie, aber du bist ja noch keiner. Womit sie Recht hatte oder auch nicht, so genau ließ sich das nicht sagen. Dummerweise war ich auf dem Weg dorthin, ob ich wollte oder nicht. Dabei konnte ich noch nicht einmal richtig schreiben und versuchte mich in Gedichten, die sich entsetzlich reimten. Und ein Thema hatte ich ebenfalls nicht. Wäre H., den ich natürlich angerufen hatte, nicht gekommen, hätte ich wohl eine weitere Nacht in ihrem Bett und Opiumduft verbracht, aber H. kam und wir fuhren in seinem Ford Taunus in eine neue Überlegung hinein, die mein Leben so richtig in Schwung bringen sollte.
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Er lehnte sich zurück und nahm die Brille ab, die sich in Zeiten periodischer Weltbrände dem Urozean anschloss.
Er antwortete ihr in Druckschrift, dann entzündet er ein Räucherstäbchen, die Fresken auch. Durch die Bohlen der Kabine hörte er die Matrosen brüllen. Der Tag ging im nächsten Salon zu Ende, Spiegel an der Bar und Kronleuchter, schmiedeeiserne Türklopfer und Symphonien auf Notenpapier.
Der Alte legte eine Leiter an die östliche Wand der Kammer, jeweils eine Handbreit mit hellem Sand gefüllt, flach auf den Bauch. Es gab allerdings noch eine andere Möglichkeit, die Zwischenzeit sinnvoll zu nutzen, doch das war alles Nebensache geworden.
du musst dich in den Breitbeeren
niederlassen, sonst küsst uns die Jagd
kroch strumpfbehaart auf den Schnappgrund
zu : Bist du das? Du hast Öl im Aug!
in finstren Ecken zu wähnen den Schmutz
Myschkin zerbricht die Gesetzestafeln nicht
er dreht sie nur um & zeigt, daß auf der
Rückseite das Gegenteil geschrieben steht
Wir hatten das Leben ohne Schranken entdeckt,
das nicht im Händeschütteln endet, die Neugier
auf die Möglichkeiten des Lebens sind romantisch
und die Romantik gehört ganz und gar der Jugend
und ich werde nicht mehr schlau aus mir selbst,
sie warf mir die Schallplatten, Kleider und Bücher
die Treppe hinunter. Sie stand oben an der Tür
und ich stand unten an der Tür.

Sideboard im Loch
Mich aus dem Chaos zu befreien. Das Grün um mich herum deutet auf den Fluss, den ich quasi vor der Haustür habe. In den Nächten mit Starkregenfall rauscht mich die Energie zumindest vorerst in den Schlaf. Würde ich Schafe am Morgen hören können, wäre ich zuhause. Stattdessen höre ich natürlich Autos, jeder Auspuff ein anderes Ego. Ich selbst könnte mir gar nicht vorstellen, so ein Ding jemals selbst zu manövrieren, dazu fehlt mir dann doch der Geist. Psychisch bin ich natürlich wieder einmal angegriffen, aber in Anbetracht der Umstände ist das nicht eigentlich verwunderlich. Ich lebe in einer Klause, mit mehr Büchern auf dem Boden als im Schrank, bald werde ich klettern müssen. Und trotzdem fehlt mir ein Sideboard unter der Theke. Ein Loch, das eigentlich nur ich wahrnehme, weil es mehr eine freie Stelle ist als wirklich ein Loch. Und Blumen darauf könnten mir den Anblick des Küchentracktes ersparen, wenn ich in der Kiste fläze. Vorausgesetzt ich bleibe hier, das alles.
Sideboard unter sofortigen Bedingungen organisiert. Manchmal muss es schnell gehen.
makroskop. gefügeuntersuchung
(640fache vergrößerung)
ätzung schliffen korngrenzen für
merkwürdige schleifvorgänge (metall-
garne) die kenntnisse des apoll
vom belvedere vorausgesetzt, ignudi
ist die grenze zwischen malerei u. skulp
tur, profeten sybillen, sündenfall
vertreibung aus zwickeln u. lünetten
(i für ich kompostiere in nur eine richtun
g) sherlocks regen
pulsar in klemmen (in der klemme=klamm)
teedeckel fallen okay (old kinder hook) fallen sie halt
der stärkere kakao steht rechts
polterdipolter=leben
onduliertes geschlechtshaar, ange
gilbt dann rostrot, die 25 mätressen
(aus mätressen=quark) in
bocksboiteln schlürfen das rotwässrige
aus dem hals, der einem zuber gleicht
einem dünnschichtspeicher (aufge
dampfter magnetschicht), binärwerte
eins und null, schreibleitungen,
singender lichtbogen, den rammfilter
ins trockengestein schlagen

French Press
Nachdem mir heute morgen die French Press auf dem Boden zerschellte, musste ich mich aus dem Haus winden, um Ersatz zu besorgen. All unsere Filter körnen durch den Zellstoff (Pulp ist dann auch eher für Geschichten geeignet, die darauf geascht werden), da nützt der ganze Keramikkram nichts. Obwohl der angenehme Regen viele davon abhält, durch die Straßen zu wuseln, sind mir selbst die wenigen schon zu viel. Und dann wird mir eine vorgeführt, für die der Marketender fast eine Million Groschen will. Was für ein Planet! Bei uns auf der Erde war dies die Art der Kaffeezubereitung, auf die man in Dachstuben Zugriff hatte. Oft waren sie bereits Inventar, bevor man mit seinem Büchersäckel ankam; die French Press und eine Schreibmaschine. Bei Letzterem musste man sich nur noch um das Papier sorgen, auch wenn man erst einmal die Tapete von der Wand reißen konnte, um erste Gedanken niederzuschreiben. Es gab dann immer auch solche, die Schüler abpassten, um ihnen ihre Schulhefte abzuschwatzen, aber zu denen gehörte ich nie, ich benutze lieber Brotpapier, das man in den Bäckereien umsonst bekam. Heute musste ich also wieder Zellstoff-Filter für den Kaffee nehmen, und prompt körnte alles in den Kaffee. Die Partikel ließen sich aber mit dem Schraubenzieher herausheben.

Der Magische Realismus
Wenn Massimo Bontempelli, der die italienische Literatur in den 20iger Jahren prägte, seine ersten magisch-realistischen Werke vorlegt, wird er einer jener Pioniere sein, die einen bisher nicht fest umrissenen Begriff in die Literaturwelt einführen, der sich irgendwo zwischen phantastischer Literatur, Surrealismus und Neuer Sachlichkeit bewegt.
Bontempelli tat das, indem er gegen den Realismus und Naturalismus des etablierten 19. Jahrhunderts und dessen bürgerlichen Geschmack, die Literatur thematisch und technisch zu erneuern versuchte – durch einen Magischen Realismus, der übernatürliche, phantastische Ingredienzien und Begebenheiten, die an sich der Gattung des Märchens und der Mythologie angehören, wie selbstverständlich und so, dass sie den Anschein des Wirklichen und Wahrscheinlichen haben, in eine realistisch geschilderte Alltagswelt integriert.
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So bleibt die Himmelsrichtung sichtbar. Eine Straße, die sich einen Zenit leistet, oder schiebt Gondeln westwärts ins Tal, wo wir lange nicht waren. Sollte es je geschehen, dass wir darüber denken, gibt es nur den Zugang von unten. Haus, in dem wir nachtlagen, aufgesuchte Räume vergaßen, Erde betrachtend einschliefen; Haus, in dem wir Kinder glaubten und Sensationen postschickten. Klingelzeichen überlebten Stromausfall, standen – gepudertes Gesicht – da oder verlangten Einlass von uns allen. Wir warteten, zogen dann ein in den Motorraum, der Wärme vergänglich wegen der Reise ungewiss der Kolbenbewegung Unterhaltung auf dem schmierigen Grund. Niemand, der die verätzten Erdmale aufhob aber ich kann dir nur drei geben, Rest unbekannt.

Temporallappen
Ich habe mir auf igittige Weise den Magen verdorben. Schuld daran ist eine Paprikawurst, die ich gestern im Feneberg kaufte. Die Wurst war nicht etwa verdorben, sie war einfach nur scheiße. Mein Kartenpulk zeigt indessen Die Liebenden. Siehe, siehe (oder doch eher: hört, hört?). Fast ein Temporallappen-Phänomen: Ich ertippe mir Dorothea aufs Neue. Die Erzählung ist dann auch fertig, kühl fast, ohne Wortkaskaden. Symbolisch freilich. Die Joyce-Biographie von Ellmann habe ich jetzt auch wiedergefunden.

tanzen wir auf der lippe des anderen hören stimmen und sie sagen komm näher ins warme moos des gaumens


Der frühe Wurm
Dass ausgerechnet heute um 4 Uhr in der Früh nicht etwa der Wecker anbimmelte, sondern die Blase, und ich danach nicht mehr in den Schlaf finden konnte, weil die Helligkeit schon spürbar in den Raum drang und noch immer keine Vogelstimmen zu hören waren, veranlasste auch die erwachte Albera, mit mir zusammen nach dem frühen Wurm zu suchen. Die Krähen tauchten dann doch auf, und in Kempten gibt es davon die größte Population ganz Deutschlands.
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Sehr guter Zusatz. Bereichert das ganze enorm. Danke!
Ergänzung: Keith Richards spielte in Fluch der Karibik Teil 3 und 4 mit. Er übernahm die Rolle des Kapitän Teague,…
Die Swamp-Helden wirken auf mich etwas weit hergeholt. Um tiefgründige Wahrheiten über die menschliche Natur zu vermitteln, hätte ich eher…
Oh,dem stimme ich völlig zu! Danke für den Kommentar!
Vielen Dank. Ich denke, dass Mangas, Comic- und Mangamessen und Filme ebenfalls einen großen Einfluss auf die Verbreitung von Comics…