Fress-Flanke

Früh zermürbte uns der Druck, der die Seele der Familie bereits fremd machte. Wir durften nicht einmal in unserem Zimmer in die Hose scheißen und die Kackwürste dann unter das Bett werfen. Darob hab ich mir erneut an der linken Fress-Flanke, die den Kopf meint, einen Zug bei nachtoffenem Fenster geholt. Leicht nur; diesmal wirbelts von der Schläfe herunter. Beete klavierte seine fünfte tags und nachts. Mein Mantel entleimt sich und muss eventuell gegen ein neues Exemplar weichen.

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Mythos eines Gesangs

Fingst immer die Blicke ein und konserviertest sie in deinen leeren Zimmern, das gesehen, was du nicht sehen konntest: Farben, die nicht mehr deine Einrichtung beschämen. Zu deinen Füßen der Schaum aller Herbergen, invertiertes Moos. Die Korona der konservierten Rufe verbleibt im Garten.

»Kommt Hände waschen!«

Aber wozu die Zeit benagen? Bist wie das Haus in New Orleans oder das kalifornische Hotel, der Mythos eines Gesangs.

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Felsen der Bayonner

… dann stehe ich auf einem Felsen der Bayonner, über das Meer gebeugt. Der Abgrund lässt Nebelschwaden aufsteigen, das ist seine Art zu atmen. Sie, an die ich denke, hat kein Gesicht. Sie besteht nur aus einer veränderlichen Wolkenschicht. Sie, die mich zum Springen animiert, ruft: »Spring ins Ultramarin!« Doch ich kann nicht, habe das Springen nicht erlernt. Aus meiner Nase rinnt Blut auf die bleiche Textur meiner Textilien. Ein Traum, das Gefühl, am Leben zu sein. Harmonie im Chaos, wenn die Vögel mit Piccoloflöten, Blockflöten, Flageoletten die Luft zerpressen. Die Zikaden klirren, die Wälder rauschen wie ein grünes, wogendes Meer, die Hummeln legen ihren Tenor unter dieses Schalldach. Heute kenne ich die Sprache als einzige Realität.

Wo kommen sie her, die Feuergestalten, die ›Erasmus Spikher‹? Nicht die Zeiten, die Räume haben sich verändert. Das Aufbegehren gegen die Luxussanierung findet kaum statt, die Zerfetzung sämtlicher Lebensreiche schreitet vor, die Gedanken und Empfindungen – so das Ziel – sollen plan werden. Das Problem, dass wir unsere Häuser nicht rund bauen. Und früher haben wir alles gewusst und jetzt wissen wir nichts und kleiden es in viel. Wer keine Milch verträgt, stirbt aus.

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Am stillen Klavier

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Zeitskala

Zerrissenheit ist ein etwas schäbiges Wort für gelebten Polyismus, aber gar nicht so sehr willentlich. Poesie ist eine Art völligen Denkens, gesättigt sozusagen an unendlich vielen Substanzen. Das Zukünftige, das ich zuerst schreibe, das Gegenwärtige, das ich danach schreibe und das Vergangene, das ich zum Schluss schreibe, kehrt die Zeitskala gar nicht so sehr um.

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Das Fräulein am Nichtstun (Auch: Zeit löffelt ein anderer)

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Der Weg nach Raha: 5 Die ganze Stadt verschwindet

Raha war ein verschwommener Zug, der am Horizont vorbeihastete, hinter diesem dicken Nebel verschwand, der sich wie Milch im Kaffee der Nacht ausbreitete. Raha war die perfekte Mischung aus Utopie und Historie, ein Gleichnis für die Archäologen und die Menschheit insgesamt, viel näher als ein anderes Paradies, viel wirklicher als eine erfundene Hölle, alle anderen großen Städte danach waren lediglich eine Kopie des Unfaßbaren. Diese Stadt war uralt; sie war so alt, dass nicht einmal die Patriarchen ihre Uranfänge kannten. Hier begann der Mensch zum ersten Mal Steine aufeinander zu schichten, sich von der Erde zu empören.

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